Tuchel will "schnell eine Startelf finden": Wer nach der Asien-Reise dazugehört – und wer nicht

München - Um 7.04 Uhr landete der Sonderflug QR 7471 auf dem Flughafen München, zwölf Stunden war die Qatar-Airways-Maschine mit dem Tross des FC Bayern von Singapur aus unterwegs gewesen. Im Gepäck die "Singapore Trophy" nach dem spektakulären 4:3 im Test gegen den FC Liverpool, dazu eine Menge Erleichterung und Müdigkeit.
Zehn Tage Trainingslager, fünf Tage in Japan (bei trockener Hitze), vier Tage im Insel- und Stadtstaat Singapur (bei feucht-schwüler Hitze), ein Reisetag von A nach B, zwei Nachtflüge – ein straffes Programm. Bis Samstag haben die Profis nun frei. Wer hat ein gutes Gefühl, wenn er die Beine hochlegt, wer wird hadern und zweifeln? Wer hat gute Karten bei Trainer Thomas Tuchel, wer muss sich steigern? Die Auf- und Absteiger der Asien-Reise:
Die Gewinner der Vorbereitung beim FC Bayern: Kim, Kimmich, Laimer, Krätzig und Stanisic
Kim Min-jae (26): Der zurückhaltende Südkoreaner fand schnell Anschluss an die neuen Kollegen. Bewies in nur zwei Halbzeiten, dass er die gewünschte Verstärkung als Innenverteidiger ist: Schnell, zweikampfstark, gutes Stellungsspiel, schlaue Spieleröffnung - die 50 Millionen Ablöse an die SSC Neapel sind gut investiert.
Joshua Kimmich (28): Tuchel nennt seinen Kapitän (in Abwesenheit von Manuel Neuer und Thomas Müller) "unseren strategischen Jungen", er sei "ein sehr guter Assist-Geber. Er spielt sehr gerne den vorletzten Pass." Klingt mehr nach Achter denn defensiverem Sechser. Das "Aber" bedeutet: Kimmich ist zugleich einer der Verlierer der Reise.

Konrad Laimer (26): Der Neuzugang, ablösefrei von Leipzig gekommen, durfte in allen vier Testspielen an der Seite von Kimmich im Zentrum den "Balljäger" (Tuchel) geben. Der Österreicher ist für den Pflichtspiel-Start am 12. August im Supercup gegen Leipzig gesetzt.
Frans Krätzig (20): Der No-Name von der zweiten Mannschaft aus der Regionalliga erlebte in der Nachspielzeit den größten Moment seiner bisherigen Karriere, als sein Sonntagsschuss in den Winkel das 4:3 gegen Liverpool bedeutete. Tuchel lobte: "Ein richtig guter Junge, er hat einen klasse Charakter, ein sehr intelligenter Spieler, clever auf dem Platz." Ob der Linksverteidiger, der auch Linksaußen spielen kann, allerdings zum Profikader gehört, wenn es ernst wird? Fraglich.
Josip Stanisic (23): Mister Zuverlässig in der Abwehr. Spielt alle Positionen, beschwert sich nie und wird plötzlich zum Torjäger. Siegtorschütze gegen den japanischen Erstligisten Kawasaki Frontale (1:0) und Abstauber beim 4:3 gegen Liverpool.
Die Asien-Verlierer des FC Bayern: Goretzka, Upamecano, Sommer, Müller
Nochmal Joshua Kimmich: Tuchel sieht in ihm keinen tiefstehenden Sechser, will daher noch einen solchen Spielertypus verpflichten. Es sei "nicht in seiner DNA, ein positionshaltender Mittelfeldspieler zu sein. Er mag es, sich zu viel zu bewegen. Er hilft an zu vielen Orten aus." Kimmich betonte trotzig: "Ich bin ein Sechser!" Zieht da Ärger auf?
Leon Goretzka (28): Tuchel möchte "sehr, sehr schnell eine Startelf finden". Der DFB-Nationalspieler kam im vierten Testspiel zum vierten Mal erst nach der Pause. Versteht Goretzka die Signale? Ein Abgang im August? Nicht ausgeschlossen.

Dayot Upamecano (24): Versucht tapfer, wieder die Form der letzten Hinrunde zu erreichen, patzte allerdings zuletzt wieder. Im Abwehrzentrum plant Tuchel ganz klar mit Kim und dem Niederländer Matthijs de Ligt als Stamm-Duo.
Yann Sommer (34): Eine Nummer eins auf Abruf. Der Schweizer Nationaltorhüter will zu Inter Mailand, darf aber wegen der ungewissen Genesungsperspektive von Neuer (noch) nicht weg. Außerdem sucht Bayern nach einer neuen Torhüter-Lösung. Nicht perfekt für Sommers Selbstvertrauen.
Thomas Müller (33): Der Routinier absolviert seine Reha wegen anhaltender Hüftprobleme an der Säbener Straße. Der Comeback-Zeitpunkt im Teamtraining ist ungewiss.
Verliert der Urbayer in seiner wohl letzten Saison nun schon den Anschluss?