Tuchel und Guardiola: Zwei gegen den Rest der Welt

Dortmund gegen die Bayern: Die Vorentscheidung im Titelkampf – oder wird’s jetzt richtig spannend? Die Partie ist aber auch das Duell zweier Trainer, die sich verstehen, aber oft unverstanden fühlen.
Patrick Strasser |
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Topspiel und Trainer-Duell: Am Samstag muss Tabellenführer FC Bayern von Pep Guardiola beim Zweitplatzierten Borussia Dortmund mit Thomas Tuchel antreten.
sampics, Augenklick Topspiel und Trainer-Duell: Am Samstag muss Tabellenführer FC Bayern von Pep Guardiola beim Zweitplatzierten Borussia Dortmund mit Thomas Tuchel antreten.

München - Wie? Pep Guardiola verstand das Wort Spannung nicht. Aber wie auch? Er kennt es nicht aus seinen nun fast drei Jahren in der Bundesliga. Der Bayern-Trainer ließ sich vom Mediendirektor Markus Hörwick helfen. „Ah, Spannung“, wiederholte der Spanier und beantwortete die Frage nach dem geschrumpften Abstand an der Tabellenspitze zwischen seiner Mannschaft und Borussia Dortmund. „Alle Personen haben geholfen.“ Der Blick süß-sauer, das Lächeln zynisch. „Willkommen!“, sagte Pep. Er wollte sagen: Da habt ihr also eure verdammte Spannung!

Fünf Punkte sind es nur noch. Das direkte Duell am Samstagabend (18.30 Uhr, Sky und AZ-Liveticker) kann zwei daraus machen und einen Titelendspurt, wie ihn Guardiola in Deutschland noch nie erlebt hat. Plötzlich ist diese Meisterschaft in Gefahr. Und einer könnte dafür sorgen, dass Guardiola als ganz und gar Unfertiger und Unvollendeter München im Mai verlässt: Thomas Tuchel, der Dortmunder Trainer. Wenn dieser mit dem BVB die Bayern in der Liga noch überholt und in einem möglichen Pokalfinale in Berlin bezwingt, würde sich die Titel-Bilanz von Guardiola hierzulande so lesen: 2,1,0. Tendenz fallend. Auf das Double im Debüt-Jahr 2013/14 folgte letzte Saison die Meisterschaft.

<strong>AZ-Liveticker: Borussia Dortmund - FC Bayern München</strong>

 

Pep nach Mainz-Pleite: „Wir sind nicht perfekt“

 

Am Tag nach der Pleite gegen Mainz hatte Guardiola die Spieler im Training demonstrativ angeschwiegen, nicht wie sonst höchst intensive verbale und non-verbale Nachhilfestunden gegeben. Pep, der Schweiger, der Nachdenkliche. So versunken, dass er seine rote Mütze linksrum aufsetzte. Als Unverstandener fühlt er sich schon lange. Dass nicht die Spielidee, die übergeordnete Philosophie seines Schaffens, die er den Bayern seit 2013 vermittelt hat, über dem Aufrechnen von Rekorden oder Trophäen steht, missfällt ihm.
 

„Wir sind nicht perfekt“, betonte er am Freitag, „manchmal muss man verlieren, um zu verstehen, was man ist und was man will.“ Thomas Tuchel (42) drückte es auf der Pressekonferenz wenig später in Dortmund so aus: „Das 1:5 in München im Hinspiel hat uns gewissermaßen auch zu der Mannschaft gemacht, die wir jetzt sind.“ Und zwar ein ernster Verfolger.

„Wir wollen unbedingt gewinnen“, sagte Tuchel. Eine konkrete Ansage, während Guardiola wieder den philosophischen Ansatz bemühte: „Wir können gewinnen, wir können verlieren, aber das verändert mein Leben nicht.“ Kühl und routiniert wickelte er – wie seit Wochen – die Pressekonferenz ab, bleibt bei Fragen wie etwa zu seinem tatsächlich guten Verhältnis zu Tuchel schmallippig: „Ist privat!“ Und bei den von ihm eigentlich so geschätzten taktischen Nachfragen bleibt er unkonkret beziehungsweise bemüht witzig: „Fußball ist ein Spiel für die Spieler, nicht für die Trainer. Thomas und ich können leider nicht spielen.“ Ach so. Die Attitüde, die Pep ausstrahlte, war: Wer versteht schon mehr von der Kunst als der Künstler selbst?

 

Tuchel? Ein Top-Top-Top-Top-Trainer!

 

Die Trainerkünstler sind Brüder im Geiste, stehen in Kontakt, trafen sich in München, debattierten in einer Bar über Taktik. Gerne sprach Guardiola Tuchel Komplimente aus, dieser sei ein „Top-Top-Top-Top-Trainer“ (4x top!) und „einer der besten Trainer der Welt“. Denn, so Pep: „Thomas hat in kurzer Zeit die Spielweise des BVB geändert, das ist nicht einfach.“

Nur Top-Top-Top-Top-Trainer könnten das – vollbringen und nachvollziehen. Stichwort Wertschätzung. Tuchel verteilte auch Blumen: „Die Art und Weise, wie Pep trainiert, wie er die Mannschaften beeinflusst, daran orientiere ich mich als Trainer auch. Ich schätze seine Arbeit sehr. Trainer wie er und ich sind immer auf der Suche nach Verbesserungen, nach Inspiration.“ Es hat was von: Zwei gegen den Rest der Welt. Und am Samstag „gemeinsam“ gegeneinander.

„Ich liebe es, so ein Spiel vorzubereiten“, sagte der 45-jährige Guardiola. Als Hörwick auf dem Podium die Pressekonferenz noch höflich abmoderierte und ein schönes Wochenende wünschte, war der Trainer längst durch die Tür.

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