Tuchel mit dem FC Bayern gegen Rose und RB Leipzig: Duell mit Mainzer Charme

München - Wolle Rose kaufe'? Okay, ein abgedroschener Witz mit Blick auf Leipzigs Trainer Marco Rose. Kaufen wollen oder gar müssen ihn die Bayern nicht, aber in irgendeiner Form belohnen – in Anführungszeichen – für sein Mitwirken im Meisterkampf?
Als Rose 2020/21 Gladbach-Coach war, machten die Bayern gegen diese Borussia den Titel klar. Letzte Saison klappte es am 31. Spieltag im Heimspiel gegen die andere Borussia, die aus Dortmund – trainiert von Rose. Und nun treffen die Münchner am vorletzten Spieltag – bingo! – auf den gebürtigen Leipziger Rose und seine Bullen. Wird der 46-Jährige erneut zum unfreiwilligen Meistermacher beziehungsweise Wegbereiter?
FC Bayern gegen RB Leipzig: Mainzer Flair beim Duell zwischen Rose und Tuchel
Dafür allerdings müssten sich die Dortmunder am Sonntag in der Augsburger Puppenkiste verheddern.
Tuchel gegen Rose, Bayern gegen Leipzig – zugleich ein Duell mit einer Menge Mainzer Flair. Tuchel war ab 2008 U19-Trainer. Vorgeschlagen für diesen Posten hatte ihn Volker Kersting, der Leiter des Mainzer Nachwuchsleistungszentrums, und damit Karriere-Steigbügelhalter für den jungen Tuchel.
Mainz-05-Boss Christian Heidel: "Tuchel war wirklich was sehr Besonderes"
Christian Heidel, der Mainzer Macher, erinnert sich einst im "Sportbuzzer" an den ersten Aufschlag von Tuchel in seinem Büro, damals 2008.
"Ich habe eine Stunde mit ihm geredet. Als er wieder raus ist, war mir klar: Den behalte ich im Auge. Es war ein sehr, sehr interessantes Gespräch mit einem jungen, selbstbewussten, aber nicht arroganten Trainer", sagte Heidel: "Er hat mir Dinge von seinen Trainingsideen erzählt, die ich so in der Art noch nie gehört habe. Das war wirklich sehr besonders." Tuchel führte die Mainzer U19 zum erstmaligen Meistertitel.
Über Mainz 05 zum FC Bayern: "Bei Tuchel war es eine totale Kopfentscheidung"
"Da hat es bei mir schon gerattert", so Heidel, der Tuchel 2009 zum Chefcoach machte. "Das war eine totale Kopfentscheidung und nicht wie bei Jürgen Klopp eine Bauchentscheidung. Ich habe für Tuchel den Aufstiegstrainer (Jörn Andersen, d. Red.) beurlaubt. So etwas macht man ja sonst nicht. Aber ich war mir einfach zu 100 Prozent sicher. Ich habe schwer auf die Mütze bekommen, doch ich habe gewusst, dass Thomas ein sehr guter Trainer und bereit für die Bundesliga ist. Fünf Wochen später standen wir auf dem fünften Tabellenplatz."
Tuchel blieb bis 2014, prägte eine Mannschaft und damit eine Ära. Später landete er, wie einst Klopp und zuletzt Rose, bei Borussia Dortmund. Noch 'ne Parallele.
Marco Rose und Thomas Tuchel kennen sich aus Trainer-Zeiten in Mainz
In Tuchels erster Saison in Mainz stand ein gewisser Marco Rose im Kader, Spitzname "Rosi". Der Außenverteidiger beendete 2010 seine Profi-Karriere, fungierte danach noch ein Jahr als Spieler-Co-Trainer in der Regionalliga-Mannschaft der Rheinhessen.
In den zwei Jahren als Assistent der zweiten Mannschaft unter Martin Schmidt tauschte er sich bis 2012 viel mit Profi-Chefcoach Tuchel aus.
Heidel, einst in Mainz Manager, heute Vorstandsmitglied für Strategie, Sport und Kommunikation, erzählte: "Ein Posten als Cheftrainer in Mainz kam für ihn damals noch zu früh. Als ich Tuchel zum Trainer gemacht habe, wollte ich eigentlich Marco Rose als Co-Trainer installieren. Rosi war der Publikumsliebling, das hätte auch den Fans gefallen. Thomas hat mir nach zwei Wochen gesagt, dass Rosi ein super Typ sei. Doch Tuchel wollte einen ausgebildeten Coach als Co-Trainer haben."
Vor diesem Wochenende betonte der Leipziger Rose, es würde "auch mal Spaß" machen, "wenn jemand anderer Meister wird". Er müsste seinen Teil dazu beitragen. Im Namen des Rose.