Trotz Pokal-Pleite: Gnade für die Bayern-Verlierer
Nach dem Ausscheiden gegen Leverkusen schützt Manager Uli Hoeneß die Stars – obwohl die „teilweise sehr schwere Fehler“ begangen haben.
DÜSSELDORF Der erste von drei angestrebten Titeln ist futsch. Die Bayern flogen im Viertelfinale des DFB-Pokals raus, unterlagen Leverkusen 2:4. Den 70-Minuten-Chaos-Kick samt 0:3-Rückstand konnten sie im Endspurt trotz der Treffer von Lucio und Klose nicht mehr wettmachen. Jetzt erhöht sich wohl der Druck auf Coach Jürgen Klinsmann, der schon nach dem verpatzten Rückrunden-Auftakt in der Liga (drei Pleiten in fünf Spielen) in die Kritik geraten war.
Die Verlierer von Düsseldorf kommen wohl ungeschoren davon. Uli Hoeneß, die selbst ernannte Abteilung Attacke, ging geradezu auf Kuschelkurs zu den Versagern. „Das macht jetzt überhaupt keinen Sinn, sich hier vor Millionen von Leuten zu profilieren und die Jungs in Sack und Asche zu hauen“, sagte der Bayern-Manager im ARD-Studio.
Hoeneß versprach zwar, dass „die Fehler – und das waren teilweise sehr schwere Fehler – angesprochen“ würden. Meinte aber: „Es wäre nicht klug, das eine halbe Stunde nach dem Spiel zu tun, vor allem nicht vor der Presse.“ Er hat wohl Angst, die verunsicherten Stars durch öffentliche Kritik noch mehr zu schwächen. Angst, auch die weiteren Ziele in der Champions League und der Meisterschaft zu verpassen. Hoeneß sagte: „Wir haben nur die Spieler, die wir haben. Die müssen wir jetzt versuchen, so zu motivieren, dass wir unsere Ziele in der Bundesliga und der Champions League erreichen.“ Wird schwer genug in der derzeitigen Verfassung. Denn auch Ex-Trainer Ottmar Hitzfeld, der letzte Saison das Double schaffte mit den Bayern, erkannte gestern als Premiere-Experte: „Die Bayern waren sehr passiv, hatten keine Durchschlagskraft, das Zweikampf-Verhalten war negativ, die Laufbereitschaft ebenfalls.“
Kein Wunder also. dass Bayern von Bayer dermaßen „unter Druck gesetzt wurden, dass sie keine Luft zum Atmen hatten“, wie ARD-Experte Mehmet Scholl, der ehemalige Bayern-Dribbler analysierte. Kein Wunder also, dass die München nach 54 Minuten im Hintertreffen waren. Barnetta hatte vor dem Strafraum Lucio ausgetrickst und per Flachschuss Bayer 1:0 in Führung gebracht. Es kam noch viel schlimmer: Nach einer Ecke von Renato Augusto ließ van Bommel Vidal köpfen, der Chilene nutzte die Chance zum 2:0 für Bayer (61.). Erst jetzt reagierte Klinsmann, brachte mit Schweinsteiger (für Borowski) und Podolski (statt Ottl) mehr Offensiv-Power. Klose zwang Adler immerhin zu einem Super-Reflex (66.). Doch fast im Gegenzug erhöhte Helmes nach einem Patzer von Oddo auf 3:0 (70.).
„Nach dem 0:3 kam die Mannschaft mit Engagement zurück“, sagte Klinsmann. Warum erst jetzt? Immerhin konnte Lucio einen Fehler von Adler zum 3:1 (72.) nützen. Und Klose köpfte eine Flanke von Ribéry zum 3:2 ein (74.). Die Bayern hofften wieder – bis Kießling in der Nachspielzeit mit dem 4:2 alles klar, die „Enttäuschung“ (Klinsmann) perfekt machte. Dennoch: Der Coach hielt es wie der Manager: „Es bringt nichts, auf die Jungs draufzuhauen.“
F.M., ps