Tritt in den Hintern für Sané: So lief Tuchels erstes Training beim FC Bayern

München - Das Wetter war ein bisserl trügerisch an diesem Dienstagmittag, als Thomas Tuchel auch offiziell seine Amtsgeschäfte als Trainer des FC Bayern aufnahm. Die Sonne strahlte über München-Harlaching, das Thermometer schaffte es aber kaum über den Gefrierpunkt.
Die Laune beim neuen Coach des Rekordmeisters konnten die zapfigen Temperaturen aber nicht trüben. Dick eingepackt, mit Schal und Mütze, betrat Tuchel um 11.07 Uhr unter den Augen zahlreicher Fans den Trainingsplatz an der Säbener Straße.

Mit einem freundlichen "Guten Morgen!" begrüßte er die zahlreichen Medienvertreter, die sich die erste Viertelstunde der ersten Einheit des neuen Übungsleiters anschauen durften, um sodann seinen Rumpfkader zu einer ersten Ansprache um sich zu versammeln.
Thomas Tuchel startet beim FC Bayern mit Mini-Kader
Aufgrund der vielen Nationalmannschaftsabstellungen waren am Dienstag nur sieben Spieler aus der ersten Mannschaft dabei, darunter Thomas Müller, Leroy Sané und der zuletzt angeschlagene Eric Maxim-Choupo-Moting.
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Bei seiner ersten Einheit gab sich Tuchel den Spielern gegenüber gleichermaßen autoritär wie kumpelhaft. Für Bouna Sarr gab es eine sanfte Kopfnuss, nachdem der Senegalese seinen neuen Übungsleiter bei einem Passversuch versehentlich angeschossen hatte, Sané wurde gar mit einem leichten Tritt Richtung Hintern zur Laufrunde geschickt. Einem lieb gemeinten, versteht sich.
Ohnehin schien Tuchel Sané besonders in den Fokus genommen zu haben. Der Angreifer, der in den vergangenen Monaten aufgrund schwankender Leistungen und mehrmaliger Verspätungen in der Kritik stand, war von Hansi Flick nicht für die Länderspiele gegen Peru (2:0) und Belgien (2:3) nominiert worden.
Thomas Tuchel führt minutenlanges Einzelgespräch mit Leroy Sané
Die Pause nutzte Sané, um für ein paar Tage zu seiner Lebensgefährtin Candice Brooke und den beiden Kindern nach London zu reisen. Eine letzte Auszeit zum Durchschnaufen, bevor am kommenden Samstag (18.30 Uhr/Sky) mit dem Spitzenspiel gegen Borussia Dortmund die entscheidende Phase der Saison startet.
Ob Sané der Kurztrip geholfen hat, den Kopf freizubekommen? Tuchel weiß es womöglich. Der 49-Jährige nahm sich nach der Einheit extra noch Zeit, um auf dem Platz ein Vieraugengespräch mit dem hochtalentierten, zu häufig aber lethargisch auftretenden Angreifer zu führen.
Unter den Ex-Trainern Hansi Flick und Julian Nagelsmann gelang es Sané nicht, seit Potenzial konstant auf den Rasen zu bringen. Unter Tuchel dürfte er eine neue Chance bekommen.
Allzu viele Änderungen sind bei den Bayern zunächst nicht zu erwarten, schließlich kehren die Nationalspieler in den kommenden Tagen nur tröpfchenweise zurück. Erst beim Abschlusstraining am Freitag wird Tuchel den kompletten Kader beisammen haben.
Choupo-Moting trainiert mit der Mannschaft, Musiala individuell
Umso besser, dass der neue Bayern-Coach in Choupo-Moting auf jemanden trifft, den er bereits bestens kennt. Beide haben einst beim FSV Mainz 05 und Paris Saint-Germain zusammengearbeitet, jetzt kreuzen sich zum dritten Mal die Wege.
Zuletzt fehlte der Torjäger aufgrund von hartnäckigen Rückenproblemen, auch die Reise zur Nationalmannschaft musste der Kameruner absagen. Am Dienstag konnte er immerhin wieder Teile des Mannschaftstrainings mitmachen. Gut möglich, dass Choupo gegen Dortmund zumindest als Joker zur Verfügung steht.
Deutlich schlechter stehen die Chancen für Jamal Musiala. Der Mittelfeldspieler erholt sich noch von seinem Muskelfaserriss und verpasste das Trainingsdebüt des neuen Cheftrainers, stattdessen absolvierte er eine individuelle Einheit auf einem Nebenplatz.