Triple zum Abschied? Ein Denkmal für Jupp

Nach dem Pokalfinale ist für Heynckes Schluss beim FC Bayern. Mit einem Sieg könnte er das Triple holen – es wäre der erste Dreifach-Triumph der Klubgeschichte. „Es wäre schön für mich, natürlich“.
von  Patrick Strasser
Sollte er das Triple perfekt machen, sollte die Stadt München über ein Heynckes-Denkmal auf dem Marienplatz nachdenken
Sollte er das Triple perfekt machen, sollte die Stadt München über ein Heynckes-Denkmal auf dem Marienplatz nachdenken © dpa

Berlin Jupp Heynckes ist ein besessener Planer, ein Detail-Fetischist. Nichts möchte der Bayern-Trainer dem Zufall überlassen. Ein Arbeiter, der das Schicksal stets auf seine Seite zwingen möchte. Da haben Emotionen keinen Raum, da ist er Profi durch und durch.

Und so wollte er am Freitagmittag in Berlin nicht über sich sprechen. Nicht über seine letzte München-Einheit, die er am Donnerstag an der Säbener Straße geleitet hatte, nicht über sein letztes Abschlusstraining am Freitag im Berliner Olympiastadion, nicht über seine letzten Pressekonferenzen, vor und nach dem Pokalfinale gegen den VfB Stuttgart (20 Uhr, ARD und Sky live).

Er möchte nicht, dass es ein Jupp-Spiel wird. Aus Sorge, das könne die Spieler nur einen Prozentpunkt ablenken. Es soll für den Verein das Triplemacher-Spiel werden, ein historisches Ereignis, „viel, viel mehr als ein Pokalfinale“, wie es Sportvorstand Matthias Sammer betonte. Es ist dennoch: das Jupp-Finale, sein Abschied als Trainer.

Konzentriert ging er in Berlin seine Stationen durch, erwähnte seine letzte Reise wie ein Lehrer seinen Stundenplan am letzten Tag vor der Rente. Gefühle? Verborgen und verboten, aber nicht verschüttet. „Vielleicht werde ich Samstagabend, wenn ich gut aufgelegt bin, etwas zu meiner Zukunft sagen“, meinte Heynckes, „ansonsten in der ersten Juni-Woche.“

Vielleicht bedeutet: wenn seine Mannschaft gewinnt, wenn er das Triple gecoacht und gewonnen hat. Wenn er als der Bayern-Trainer in die 113-jährige Vereinshistorie eingeht, der das Unschaffbare geschafft hat, zieht er einen glorreichen Schlusstrich. Drei Mal Vize 2012 und im Jahr darauf drei Mal ganz oben – märchenhaft.

Zwar hat Trainer Dettmar Cramer zwei Mal den Henkelpott mit Bayern gewonnen (1975 und ’76), im ersten Jahr half ihm die Aufbauarbeit von Udo Lattek (Champion ’74). Ottmar Hitzfeld wurde wegen des Triumphes 2001 vier Jahre später von den Bayern-Fans zum Trainer des Jahrhunderts gewählt. Damals galt Heynckes als der Unvollendete.

Seine erste Ära ab 1987 brachte ihm zwei Meistertitel und einen unrühmlichen Abschied. Im Gedächtnis blieben: der tränenreiche Nachruf von Manager und Kumpel Uli Hoeneß („Die Entlassung war der größte Fehler meiner Karriere“) und ein leichtsinniger Moment des Trainers. 1990 war es, als er den Bayern-Fans den Europapokal-Sieg auf dem Rathausbalkon versprochen hatte, im Überschwang der Gefühle. 23 Jahre später, zum dritten Mal im Amt, hat er sein Versprechen eingelöst. Nun ist er: der Vollendete.

Fehlt nur noch die letzte Klammer seiner Karriere: der Pokalsieg. Kitschig, aber wahr. Vor 40 Jahren gewann er den Pott zuletzt, als Gladbach-Spieler – nun wäre es seine Premiere als Trainer. Und damit die Titelsammlung komplett, angekommen auf dem Gipfel. „Es wäre schön für mich, natürlich“, sagte er, „aber wichtig, richtig wichtig, jetzt nicht mehr. Ich bin auch so ein zufriedener Mensch.“

Der sich dann zur Ruhe setzen kann. Noch mal Real Madrid? Mit 68? Profi Anatoliy Tymoshchuk behauptete dies, zu „99 Prozent“. „Das hat mich auch überrascht, ganz ehrlich. Ich weiß nicht, wo der Anatoliy das her hat“, sagte Heynckes, der einen Verständigungsfehler vermutete: „Sicher flachsen wir hin und wieder mal.“ Samstagabend nicht. Da kommt die Zeit des Abschieds, der Tränen. Sein Vermächtnis: Pep Guardiola hinterlässt er eine „perfekt funktionierende Mannschaft“, wie er sagt, ein schweres Erbe.

 

merken
Nicht mehr merken
X

Sie haben den Inhalt der Merkliste hinzugefügt.