Transfergerüchte um Müller, Manchester & Millionen

München/Manchester - Solche Zahlen hört man selbst an der Säbener Straße beim FC Bayern nur sehr, sehr selten: 85 Millionen Euro. Diese imposante Summe bietet Manchester United laut „Sport Bild“ für Stürmer Thomas Müller. Ed Woodward, United-Boss, soll vergangene Woche selbst vorstellig geworden sein und das Angebot unterbreitet haben. Wird Bayern jetzt doch schwach?
„Es gibt Spieler, die haben kein Preis-Etikett“, hatte Bayerns Vorstandsvorsitzender Karl-Heinz Rummenigge noch vor einigen Wochen erklärt, als er auf das hartnäckige Werben um Müller aus Manchester angesprochen wurde. „Wir wären von allen guten Geistern verlassen, wenn wir Müller abgeben würden.“
Neben Bastian Schweinsteiger würde mit dem 25-jährigen Müller, der einen Vertrag bis 2019 beim FC Bayern besitzt, schon die zweite Identifikationsfigur München in diesem Sommer in Richtung Manchester United und Premier League verlassen – aus Bayern-Sicht kaum vorstellbar. Aus Sicht von Thomas Müller unter Umständen aber schon.
Schließlich trainiert mit dem ehemaligen Bayern-Coach Louis van Gaal ein erklärter Müller-Verehrer den englischen Spitzenklub. „Müller spielt immer“, sagte van Gaal als Trainer des FC Bayern einst und hielt sich auch an sein Credo. Er förderte den Jugendspieler Müller, machte ihn bei Bayern zum Leistungsträger. Van Gaal schätzt den Instinktfußballer vom Ammersee, der auf den Platz gern mal ungewöhnliche Wege geht – was bei Guardiola nicht immer so gut ins Konzept zu passen scheint. „Müller spielt immer“ gilt unter dem Spanier nicht mehr – eher „Müller spielt oft“, und meist auch nicht über die vollen 90 Minuten.
Bayerns Ex-Stürmer Giovane Elber dagegen spricht sich klar gegen einen Transfer von Fanliebling Müller aus. „Wenn jemand jetzt auf die Idee kommt, ihn zu verkaufen, kannst du den Laden zumachen. Dann schaue ich die Spiele hier im Stadion nicht mehr an“, sagte er kürzlich im AZ-Interview. „Müller ist einer wie der Bastian Schweinsteiger, dazu noch jung. Er ist das Gesicht des Vereins.“
Das sieht auch Hansi Gehrlein so, der Chef des Bayernfanklubs „Die 13 Höslwanger“: „Das kann ich mir Moment nicht vorstellen. Erstens einmal, dass der Thomas gehen würde und zweitens, dass Bayern ihn auch ziehen lassen würde“, sagt er der AZ. „Es geht zwar immer irgendwie weiter, aber ich glaube, das wird der FC Bayern nicht zulassen.
Der Thomas ist unsere Identifikationsfigur, er passt so gut zu uns, es ist undenkbar, dass er wechselt.“ Bei Schweinsteiger sei die Lage dagegen etwas anders gewesen: „Er hat 17 Jahre bei Bayern gespielt und möchte zum Abschied seiner Karriere einen Tapetenwechsel. Müller steht mitten im Saft, das kann man absolut nicht miteinander vergleichen.“
Käme ein Transfer zustande, würde Müller in die Riege der teuersten Spieler der Welt aufsteigen. Zum Vergleich: Cristiano Ronaldo und Gareth Bale waren Real Madrid jeweils 94 Millionen Euro wert, Neymar dem FC Barcelona 86 Millionen. Auf Platz vier folgen Luis Suárez (für 80 Millionen zu Barcelona) und James Rodríguez (für 80 Millionen zu Real Madrid).
Allzu viel Hoffnung sollten sich van Gaal und ManUnited vermutlich nicht machen. „Nicht Thomas hat für Wirbel gesorgt, sondern seine Leistung“, sagt Bayerns Sportvorstand Matthias Sammer zu „Sport Bild“. „Für alles andere können wir nichts.“
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Am Geld sollte es aus United-Sicht aber nicht scheitern: Der Klub, der im Besitz der US-amerikanischen Investorenfamilie Glazer ist, ist der umsatzstärkste der gesamten Premier League und hat sich nach Informationen von „Sport Bild“ beim Transfer von Bayerns Vizekapitän Schweinsteiger ein paar Millionen gespart: Nicht 18, sondern lediglich neun Millionen Euro soll der FC Bayern für seinen ehemaligen Mittelfeld-Chef kassiert haben – wohl ein Entgegenkommen aus Rücksicht auf Schweinsteigers Verdienste im Trikot des FC Bayern. Darauf sollten Ed Woodward, Louis van Gaal und Manchester United in der Causa Müller aber nicht hoffen.