Transferärger: Rummenigge geht auf Scheichs los
Manchester City sträubt sich in den Verhandlungen mit den Bayern. „Wir zahlen keine Mondpreise”, schimpft der Vorstandsboss – und auch bei Arturo Vidal ist keine Einigung mit Leverkusen in Sicht
Riva - Mit der Geduld ist das so eine Sache im sommerlichen Transferbusiness. Die Verantwortlichen spielen gern auf Zeit, sie haben ja genügend. Das Verhandlungsfenster ist bis zum 1. September geöffnet, da lässt sich der Preis für Verpflichtungen noch drücken. Die Trainer aber werden ungeduldiger, je näher der erste Spieltag rückt. Auch Jupp Heynckes. Er will trainieren, auch taktisch. Noch fehlen ihm zwei Spieler.
In erster Linie Jerome Boateng. Der Innenverteidiger von Manchester City ist ein fester Baustein in den Planungen des Trainers – doch ab wann kann er mit dem 22-Jährigen arbeiten? Die Antwort: ungewiss, höchst ungewiss. Denn Manchester City ist zäh, viel zäher als es der FC Schalke im Ringen um den Wechsel von Manuel Neuer war. Das erste Angebot des FC Bayern hat die Engländer wenig gejuckt. „Ich habe ihnen gesagt: ,Wir zahlen keine Manchester-City-Preise.’ Die legen offenbar immer einen Bonus oben drauf, weil sie einen Besitzer ohne finanzielle Sorgen haben. Wir aber zahlen sicherlich keine Mondpreise”, sagte Vorstandsboss Karl-Heinz Rummenigge bei einem Besuch im Trainingslager.
Von Tag zu Tag wird man unruhiger an der Säbener Straße. So geht man doch nicht mit dem FC Bayern um – sagt das ureigene Selbstverständnis. „Sie wenden im Moment eine Taktik an, die ich noch nie erlebt habe”, echauffierte sich Rummenigge, „sie lassen gar nichts von sich hören, auch wenn man sie kontaktieren möchte, und das, obwohl sie nun in den letzten Tagen zwei Spieler für genau diese Position verpflichtet haben.” Und zwar: Innenverteidiger Stefan Savic (20) von Partizan Belgrad für 12 Millionen Euro und Linksverteidiger Gaël Clichy (25) vom FC Arsenal für knapp acht Millionen Euro. Geld ist genug vorhanden, dank Scheich Mansour bin Zayed Al Nahyan aus Abu Dhabi und seinem Investmentunternehmen. Er erwarb alle Anteile von Manchester City – für 185 Millionen Euro. Am Freitag wurde ein 112-Millionen-Euro-Sponsordeal mit Etihad Airways, der Fluglinie der Regierung von Abu Dhabi, verkündet. Da muss kein Spieler verscherbelt werden.
„Wir können sie zu nichts zwingen”, sagte Rummenigge beinahe resignierend: „Ich glaube, sie haben demnächst 48 Spieler unter Vertrag, gemäß des ‚Financial Fairplay’ dürfen es aber nur 25 sein – und die letzte Bilanz wies, wenn ich sie richtig im Kopf habe, minus 143 Millionen aus. Vielleicht kennen sie aber einen Trick, den ich nicht kenne, mit dem sie dann trotzdem an der Champions League teilnehmen dürfen.” Auch so drückt sich Ungeduld aus. Fakt ist: Laut „transfermarkt.de” hat City 31 Spieler im Kader (ohne die an andere Klubs ausgeliehenen Profis), darunter mit Boateng sieben Innenverteidiger. Das Team startet am Wochenende für neun Tage zu einer Pre-Season-Tour nach Portland in die USA, bei der Boateng nicht dabei ist. Die Verhandlungen werden sich hinziehen.
Auch im Fall Arturo Vidal von Bayer Leverkusen. „Er hat mir versichert, dass er zum FC Bayern möchte”, sagte Heynckes, „Vidal ist ein Junge, wie du ihn brauchst, ein Straßenfußballer.” Und ganz generell, als subtile Warnung an Ex-Arbeitgeber Bayer: „Wenn ein Spieler bei einem Verein nur noch ein Jahr Vertrag hat und weg will, glaube ich nicht, dass es dann sehr klug ist, den Spieler zu halten. Man weiß doch, wie sich das bei einem Teil des Publikums dann im Laufe der Saison hochschaukeln kann.”