Transfer zum FC Bayern? Sky-Experte Didi Hamann empfindet Harry-Kane-Ablöse als überzogen

München - Harry Kane (30) fehlte am Dienstagabend im Aufgebot seines Klubs Tottenham Hotspur fürs Testspiel beim FC Barcelona - doch mit einem möglicherweise nahenden Wechsel zum FC Bayern hatte diese Maßnahme nichts zu tun.
Spurs-Trainer Ange Postecoglou schonte einige Stars, die am Sonntag die Benefiz-Partie gegen Schachtar Donezk (5:1) bestritten hatten, Kapitän Kane zählte dazu. Ein Transfer nach München ist weiter fraglich.
Wende in der Transfer-Saga? Harry Kane soll zu Verbleib bei Tottenham tendieren
Der "Evening Standard" schrieb sogar, dass Kane zu einem Verbleib bei Tottenham tendieren würde. Der Torjäger sei beeindruckt von Postecoglous offensiver Philosophie. Laut "Telegraph" könnte nun bis Ende der Woche eine Entscheidung in diesem ewig erscheinenden Poker fallen: Sollte Bayern bis zum ersten Premier-League-Spiel der Spurs beim FC Brentford am Sonntag keine Einigung mit Tottenham erzielt haben, sei der Wechsel für Kane vom Tisch, heißt es.
Also: Nachlegen, Bayern! Die letzte Offerte der Münchner bewegte sich im Bereich der 100 Millionen Euro plus Bonuszahlungen, nun soll das Angebot noch einmal erhöht werden. Für einen letzten Versuch bei Kane. Ob Spurs-Boss Daniel Levy diesmal einknickt?
"Haben die Situation unterschätzt": Didi Hamann sieht Fehler des FC Bayern im Ablöse-Poker um Kane
"Von einem Klubbesitzer – Ultimatum hin oder her – kannst du dich nicht vorführen lassen", sagte Ex-Bayern-Profi Didi Hamann am Dienstag am Rande der Saisoneröffnung des TV-Senders Sky in Unterföhring: "Ich weiß nicht, ob sie die Situation unterschätzt haben. Was Uli Hoeneß gesagt hat, hat bestimmt nicht geholfen. Ich dachte mir: Ihr kennt den Levy schlecht! Der weiß, was er will, und wenn er es nicht bekommt, gibt es das nicht."

Hoeneß hatte sich während des Trainingslagers am Tegernsee sehr optimistisch in der Kane-Causa gezeigt und Verhandlungspartner Levy öffentlich unter Druck gesetzt.
"Bis jetzt ist es so, dass Harry in allen Gesprächen ganz klar signalisiert, dass seine Entscheidung steht", hatte Hoeneß gesagt: "Und wenn die bleibt, kriegen wir ihn. Weil dann wird Tottenham einknicken müssen."
"Außendarstellung katastrophal": Sky-Experte Hamann kritisiert Verhalten der FC-Bayern-Bosse
Bis heute ist das nicht passiert, der Deal könnte tatsächlich scheitern. "Für die Außendarstellung ist das katastrophal. Du gehst da hausieren mit dem Spieler – gerade noch, dass sie keine Trikots von ihm (Kane, d. Red.) verkauft haben", kritisierte Hamann die Münchner Bosse: "Im Moment gibt es kein gutes Bild ab. Und es ist dem Spieler gegenüber, wenn du dich so weit aus dem Fenster legst, unfair, ihn hängenzulassen. Das ist schwer."
Generell seien 100 Millionen Euro Ablöse plus Boni "zu viel für einen 30-Jährigen", ergänzte Hamann: "Er hat nicht die Physis eines Robert Lewandowski. Schnell war er noch nie. Und ich hätte größte Bedenken, ob er in zwei, drei Jahren noch die Tore schießt, die Lewandowski jetzt noch schießt mit 34. Deswegen wäre es für die Bayern und die Liga gut, aber es muss auch passen. Für mich steht das, was bezahlt werden würde, zu dem, was sie bekommen, in keinem Verhältnis."

"Lasst den spielen": Didi Hamann wünscht sich mehr Einsatzzeit für Mathys Tel beim FC Bayern
Deutliche Worte. Hamann präsentierte bei dem Termin allerdings auch zwei alternative Lösungen, falls Kane bei Tottenham bleiben sollte. "Du musst schauen, was machbar ist. Eintracht Frankfurt will für Randal Kolo Muani auch 100 Millionen Euro haben, aber der hat alles, der kann alles und ist 24. Der kann die nächsten sechs, sieben, acht Jahre Tore schießen. Lieber 100 Millionen für ihn als für Kane."

Zudem gebe es im Münchner Kader mit dem 18-jährigen Mathys Tel ein super Talent, so Hamann: "In München schießen alle Tore. Da schießt auch der Tel nächstes Jahr 20 Tore. Die Frage ist, ob er in der Champions League die entscheidenden macht."
Es müsse "halt passen – und die Fans hätten da Verständnis. Tel ist 18, hat unheimlich gute Bewegungen. Immer, wenn er gespielt hat oder rein kam, hat er etwas gemacht, da war immer etwas los. Lasst den doch mal spielen!" Der heutige Weltklasse-Spieler Vinícius Júnior (23/Real Madrid) habe "auch zwei, drei Jahre gebraucht in Madrid, bevor er durchgestartet ist. Die Leute hätten (bei Kane, d. Red.) auch Verständnis, wenn man sagt: Bis dahin und nicht weiter."