Trainersuche: Kann Kandidat Thomas Tuchel FC Bayern München?

Der frühere BVB-Trainer ist Favorit auf die Nachfolge von Ancelotti, es gab wohl schon Gespräche. "Das wäre sehr spannend, ein interessantes Projekt", sagt Marcel Reif in der AZ. Nur: Klappt es mit den Bossen?
von  Maximilian Koch
Wohin führt die Reise des derzeit vereinslosen Thomas Tuchel?
Wohin führt die Reise des derzeit vereinslosen Thomas Tuchel? © dpa

München - Wenn Pep Guardiola beim FC Bayern das Sagen hätte, wäre die Entscheidung über den neuen Trainer vermutlich schon gefallen. Der Katalane hatte sich einst für Thomas Tuchel als seinen Bayern-Nachfolger ausgesprochen. Das verriet der frühere Kaderplaner Michael Reschke einmal dem Magazin 11 Freunde.

Die Guardiola-Aussage stammt von einem Treffen in München, bei dem sich Pep und Tuchel, die Brüder im Geiste, eine kleine Taktikschlacht lieferten. "Wie da stundenlang über Fußball gefachsimpelt wurde", erinnerte sich Reschke, "das war schon sensationell."

Nicht mal anderthalb Jahre nach Guardiolas Bayern-Abschied könnte der Wunsch des Ex-Trainers doch noch in Erfüllung gehen. Wie mehrere Medien berichten, ist Tuchel Favorit auf die Nachfolge des am Donnerstag entlassenen Carlo Ancelotti. Erste Gespräche sollen bereits stattgefunden haben.

Bayerns Sportdirektor Hasan Salihamidzic wollte die Meldung am Freitag nicht bestätigen, sagte nur, dass es "gut wäre", würde der neue Mann Deutsch sprechen. Doch es zeichnet sich ab, dass Tuchel, der in München lebt, die Arbeit seines Vorbilds Guardiola bei den Bayern fortsetzen soll.

"Das wäre sehr spannend, ein interessantes Experiment", sagt Sport1-Experte Marcel Reif im Gespräch mit der AZ. Eines, das durchaus als risikoreich eingestuft werden kann. Schließlich verkrachte sich Tuchel bei seinem Ex-Klub Borussia Dortmund mit Vereinsboss Hans-Joachim Watzke, er brachte auf seinen Stationen in Mainz und beim BVB mehrere Spieler (etwa Mats Hummels) gegen sich auf, der 44-Jährige gilt insgesamt als schwieriger Typ, dem sein großer Ehrgeiz bisweilen im Weg steht.

Kann Tuchel Bayern? "Es würde darum gehen, einen gemeinsamen Weg zu finden, der Tuchel den Spielraum lässt, den er für seine Arbeit als Trainer braucht", sagt Reif: "Gleichzeitig muss Tuchel sich so in das Gefüge Bayern einbringen, dass es funktioniert."

"Nagelsmann? Würde alles auf den Kopf stellen"

Tuchel ist aktuell vereinslos, er wäre sofort verfügbar, das würde für ein Engagement bei den Bayern sprechen. Ebenso seine taktischen Fähigkeiten, sein Streben nach Perfektion, das Guardiola sehr nahe kommt. Genau in diesem Punkt sieht Reif allerdings auch ein mögliches Problem.

"So viel ich gehört habe, hat sich die Bayern-Mannschaft nicht in den Schlaf geweint, als Pep Guardiola 2016 ging", sagt er und ergänzt: "Wäre Tuchel, der glühende Guardiola-Fan, jetzt nicht Guardiola 2.0?"

Die Bosse Uli Hoeneß und Karl-Heinz Rummenigge müssen in der Tat überlegen, ob sie wieder eine geniale Nervensäge holen wollen, einen Trainer, der die Spieler stresst, der sie aber auch besser macht. Die ebenfalls gehandelten Julian Nagelsmann (Hoffenheim) und Jürgen Klopp (Liverpool) kommen wohl kaum für die Ancelotti-Nachfolge in Frage, da sie mit ihren Klubs mitten in der Saison stecken.

"Das kann ich mir nicht vorstellen", sagt Reif zu einem vorzeitigen Nagelsmann-Abschied aus Hoffenheim: "Das würde alles auf den Kopf stellen, was wir uns an Regularien in der Bundesliga zugutehalten." Der 30-Jährige sei "eines der größten Trainertalente Deutschlands" so Reif weiter, jedoch genauso: "sehr jung".

Tuchel hat mehr Erfahrung – und einen prominenten Fan. "Thomas", sagt Guardiola, "ist einer der besten Trainer der Welt."

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