„Trainer, warte noch!“
MANCHESTER - Eigentlich wollte Coach van Gaal Matchwinner Robben nach einer Stunde auswechseln. Doch der Holländer sagte Nein – und traf
Ein Mann fürs Außergewöhnliche. Ein Mann für die wichtigen Tore. Ein Mann für den großen Traum der Bayern, den Traum vom Triple. Wieder einmal war es Arjen Robben, der mit einem unnachahmlichen Treffer fürs Weiterkommen des Rekordmeisters in der Champions League sorgte. In Florenz schoss er seinen Klub ins Viertelfinale, in Manchester nun ins Halbfinale. Wieder war’s das 2:3. Diesmal, in Minute 74 im Old Trafford, allerdings ein noch schöneres Tor. Da griff auch Trainer Louis van Gaal wieder einmal zu seiner Lieblingsvokabel: „Unglaublich, wie der Robben das Tor macht!“ Und nochmal lachend: „Er ist unglaublich!“
Da konnte er grinsen, der holländische Bayern-Cheftrainer. Denn fast hätte er einen fatalen Wechselfehler begangen und seinen Landsmann im Theatre of Dreams zu früh vom Feld geholt. Es wäre vielleicht ein Albtraum geworden – für Robben und van Gaal!
Nicht einmal eine Stunde war vergangen, da stand nämlich Hamit Altintop bereits einsatzbereit an der Seitenlinie. Van Gaal hatte den Türken – zum Entsetzen Robbens – frühzeitig zum Aufwärmen geschickt. Und was machte der Außenstürmer? Jener Robben, dessen Einsatz wegen Wadenproblemen noch am Vortag unsicher gewesen war? Der eigentlich noch gar nicht zu 100 Prozent fit war? Immer wenn er in Banknähe am Coach vorbei sprintete, signalisierte er eindringlich: Ich will weitermachen! Ich will drauf bleiben! Ich will hier noch ein Tor schießen!
„Ich sollte schon nach 60 oder 70 Minuten runter“, erzählte der Matchwinner nach der wunderbaren Niederlage, „aber die Wade fühlte sich gut an.“ Seine Wink-Aktionen in Richtung Seitenlinie kommentierte er denn auch mit einem breiten Grinsen. „Ich habe gesagt: Trainer, warte noch ein bisschen“, erzählte Robben und fügte hinzu: „In so wichtigen Spielen muss man auch mal Risiko gehen.“
Wohl wahr. Kurz nach seinem Traumtor, einem Volleyschuss von Messi-Qualität, kurz hinter der Strafraumgrenze abgefeuert, kam dann doch noch Altintop. Zur rechten Zeit. Und van Gaal meinte: „Ich wollte das Risiko nicht nehmen, ich wollte Robben wechseln. Aber er sagte: ,Nein!’ Da habe ich ihn noch fünf Minuten drin gelassen – und er macht dieses Tor. Wirklich unglaublich!“
Robben, der Unglaubliche, hat sein 15. Pflichtspieltor in dieser Saison erzielt, sein elftes mit entscheidendem Charakter. Und das in seiner ersten Spielzeit beim FC Bayern. Und vielleicht hören die Kollegen, vor allem jene in der Defensive, ab dem Halbfinale gegen Lyon ja auch besser zu, wenn er vor dem Anpfiff Ratschläge gibt. „Ich hatte die Mannschaft gewarnt, dass Manchester loslegt wie die Feuerwehr, aber den Anfang haben wir verschlafen“, sagte der 26-Jährige. Aber sofort fügte er hinzu: „Unsere Kraft in dieser Saison ist, dass wir immer ruhig bleiben.“ Und dann sagte er noch grinsend: „Ich habe schon eine SMS von einem Freund bekommen: Du kennst ja den Weg ins Stadion von Madrid.“ Dort steigt am 22. Mai das Endspiel der Champions League. Von Arjen Robbens Ex-Klub Real Madrid redet ja eh schon längst keiner mehr. jos, F.M.