Trainer-Debakel beim FC Bayern: Darum hat Thomas Tuchel genug

München – Im Jahr 1979 verfasste Michael Ende den Roman "Die unendliche Geschichte". Teil zwei schreiben aktuell die Bosse des FC Bayern München. Das Werk wird Tag für Tag besser, weil kurioser, skurriler und aberwitziger. Die potenten Streaming-Dienste dieser Welt werden ihre Agenten längst losgeschickt haben, um den Machern von der Säbener Straße diesen Stoff für die Verfilmung abzukaufen. Möglicher Titel, angelehnt an die Komödie von 2008: "Schlimmer geht's nimmer", Untertitel: "Die legendäre Trainer-Suche des FC Bayern".
Thomas Tuchel wird froh sein, dass es bald vorbei ist
Mit Thomas Tuchel hat nun der fünfte (!) Kandidat den Münchner Bossen abgesagt. Ausgerechnet derjenige, den man im Februar nach drei Niederlagen in einer Woche bereits entlassen hatte. Der Vertrag von Tuchel wurde vom Vorstand um ein Jahr, auf das aktuelle Saisonende verkürzt. Die damals beidseitig vereinbarte Trennung wollte die sportliche Führung in der letzten Woche plötzlich – in der Not – rückgängig machen. Als würde sich jemand von seinem Ehe-Partner scheiden lassen wollen, um nach drei Monaten der erfolglosen Suche nach einer passenden neuen Wohnung den Enttäuschten darum bitten, einfach weiter zusammenleben zu können.
Xabi Alonso, Julian Nagelsmann, Ralf Rangnick und Oliver Glasner waren die Kandidaten, die der neue Sportvorstand Max Eberl vergeblich angebaggert hatte. Die vier Absagen führten – auch aus Verzweiflung – zur Rolle rückwärts. Doch Tuchel machte nicht mit. Erst entlassen, dann von Vereinspatron Uli Hoeneß gedemütigt und "in seiner Trainerehre gekränkt", nun plötzlich wieder die beste Wahl? Nicht mit Tuchel, der bei seiner letzten Pressekonferenz an der Säbener Straße souverän und aufgeräumt wirkte, mit Humor glänzte. Er wird froh sein, dass es bald vorbei ist.
Der neue Trainer des FC Bayern wird nur Kandidat Nummer sechs sein
Die Bayern-Bosse sind zur Lachnummer Europas geworden, der Druck auf Eberl steigt und steigt. Wen er jetzt anfragt, muss ewig mit dem Etikett leben, Kandidat Nummer sechs zu sein – was sich dieser (doch Roberto De Zerbi von Brighton oder Hansi Flick?) in Sachen Gehalt teuer honorieren lassen sollte. Kürzlich meinte Hoeneß` Wunschkandidat Eberl schnippisch über die Trainersuche: "Am 15. Juli ist Trainingsstart zur neuen Saison, dann sollte er am Platz stehen." Sicher? Die Zeit läuft...