Torschützen: Robben & die Oranje-Kanone

Mit 16 Treffern führt Arjen Robben die Torschützenliste an. „Es ist ganz schön“, sagt Bayerns Holländer. Für ihn steckt Müller beim Elfer zurück: „Das war ein Geschenk von ihm, da muss ich mich bedanken“
von  Patrick Strasser
Er wäre nach Klaas-Jan Huntelaar der zweite Niederländer, der Bundesliga-Torschützenkönig wird: Arjen Robben, für den die AZ die Kanone schon einmal orange eingefärbt hat.
Er wäre nach Klaas-Jan Huntelaar der zweite Niederländer, der Bundesliga-Torschützenkönig wird: Arjen Robben, für den die AZ die Kanone schon einmal orange eingefärbt hat. © dpa

Paderborn - Der SCP? Erledigt. Haken dran. „Ach. Ehrlich?“, fragte Arjen Robben zurück. „Auch gegen Köln? Ja. Gut. Dann haben wir das auch geschafft.“ Wir heißt: er. Arjen Robben grinste. Seine Sammlung ist nun komplett. Der 31-Jährige hat nun gegen sämtliche aktuelle 17 Bundesliga-Klubs getroffen. Bei 17 stehen auch Claudio Pizarro, Mario Götze und Thomas Müller. Nur Robert Lewandowski konnte einen draufsetzen: alle 18 – im BVB-Trikot traf er auch gegen Bayern. „Es ist etwas Schönes“, bekannte Robben nach seinem Doppelpack beim 6:0 in Paderborn, „aber nicht das Wichtigste.“

Das Wichtigste ist: die Torjäger-Kanone. Nein, nein, nein. Um Himmels Willen. Das würde der Holländer niemals zugeben. 16 hat er nun gemacht. Er sagte: „Ich bin ehrlich: Es ist ganz schön, ich sehe ja auch, dass ich da ganz vorne bin. Ich versuche immer, so gut wie möglich zu spielen – wenn es mir mit Toren gelingt, dann um so besser. Ich stehe nicht auf dem Platz, um die meisten Tore zu machen.“ Eines mehr als der Gegner sollte es bei aller Bescheidenheit aber stets sein.

Die Fakten: Mit seinen 16 Saisontoren hat er seinen Liga-Bestwert eingestellt, kommt aktuell auf acht Torbeteiligungen in den letzten vier Spielen. Top-Scorer (16 Treffer, sechs Assists) ist er sowieso, sammelte in Paderborn vier Punkte (zwei Tore, zwei Vorbereitungen). Sky-Experte Stefan Effenberg sprach aus, was alle sehen: „Arjen ist in der Form seines Lebens.“

Und auf dem besten Weg, seine erste Torjäger-Kanone zu gewinnen. Die AZ verleiht sie Robben schon mal, ganz in Oranje. Gefeliciteerd! Herzlichen Glückwunsch! Die Konkurrenz? Hinter ihm im Ranking: Frankfurts Alex Meier (14) und Bremens Franco Di Santo sowie Lewandowski (je 10). Robben wäre nach dem Schalker Klaas-Jan Huntelaar (2011/12) der erste Niederländer, der diesen persönlichen Titel gewinnt. Und dafür heißt es bei Bayern ab sofort: Verzichten!

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Der Leidtragende: Thomas Müller. Wie in Paderborn. Nach der Notbremse samt Roter Karte für SCP-Verteidiger Hartherz (62.) wäre eigentlich Müller, die Nummer eins vom Punkt, dran gewesen. Doch Kapitän Bastian Schweinsteiger, diesmal wegen Schonung 90 Minuten auf der Bank, hatte den Kurs vorgegeben – beim Essen am Mittag vor dem Spiel. „Das war lustig. Da haben wir genau über dieses Thema gesprochen“, erzählte Robben, „dann hat Basti gesagt: ‘Arjen, du musst jetzt schießen, du bist vorne!’ Auf dem Platz habe ich nach dem Elfmeter-Pfiff Thomas daran erinnert und er antwortete: ,Ja, okay. Schieß!’ So war das.“

Es sprudelte aus Robben heraus, er war vergnügt: weil er ein Alibi hatte. In der Vergangenheit hatte er dem vorgesehenen Schützen schon mal in einem Ego-Anfall die Kugel weggeschnappt. Diese Zeiten sind vorbei. „Das war ein Geschenk von ihm, da muss ich mich bei ihm bedanken“, meinte Robben und versprach: „Den nächsten Elfmeter schießt er dann wieder selber.“ Falls Schweinsteiger kein Veto einlegt.

Und sonst so? 8:0, 0:0, 6:0 – was sagt das Paderborn-Spiel über die Bayern-Form nach dem 0:0 bei Schachtjor Donezk in der Champions League aus? „Wir lassen uns nicht blenden“, meinte Sportvorstand Matthias Sammer – und damit er nicht wieder den Mahner-Stempel abbekommt, fügte er generös hinzu: „Aber: Wir sind auf dem richtigen Weg, das habe ich schon in Lwiw gesagt. Heute haben wir wieder einen kleinen Schritt nach vorne gemacht. Wir haben nur noch ein kleines bisschen Luft nach oben.“ Geht es an die Top-Form, wird die Luft dünn.

Oder, vereinfacht heruntergebrochen: Robben gut, Bayern gut. Robben top, Bayern top. Sein Rezept: „Schnelligkeit, Überraschung, viel Bewegung – dann machst du es dir einfach. Es läuft ganz okay.“ Er lachte wieder.

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