Torlos glücklich! Matthäus hat den FC Bayern noch nie so harmlos erlebt

Leverkusen - Was wohl Thomas Tuchel gemacht hätte? Wie er die Partie taktisch angegangen wäre? Der frühere Bayern-Trainer, seit Jahresbeginn Coach der englischen Nationalmannschaft, saß am Samstagabend mit seinem Assistenten Anthony Barry auf der Haupttribüne der BayArena und verfolgte den Titelshowdown der Bundesliga.
Tuchel ging vor etwas mehr als einem Jahr in Leverkusen unter
Vor etwas mehr als einem Jahr, am 10. Februar 2024, hatte Tuchel eine merkwürdige Aufstellung gewählt, um Xabi Alonsos Leverkusenern Paroli zu bieten. Mit Startelf-Debütant Sacha Boey, erst wenige Wochen im Team nach seinem Wechsel von Galatasaray Istanbul. Gekauft als Rechtsverteidiger, aufgestellt als Schienenspieler auf der linken Außenbahn. Mit seinem 3-4-2-1-System (Joshua Kimmich saß zunächst auf der Bank!) ging Tuchel komplett baden - 0:3. Es war die Titelvorentscheidung für Leverkusen.
Nach dem 0:0 an diesem Samstag dürfen sich die Münchner als (Fast-)Meister wähnen. Acht Punkte Vorsprung auf den Titelverteidiger - stabil. Das Beste an dem spielerisch beinahe demütigenden Abend für die Bayern: Leverkusen verpasste es, eine, nur eine einzige ihrer Chancen zu verwandeln, um die Dominanz und den schlauen Matchplan von Alonso (den Gegner auf dem ganzen Platz in Manndeckung zu nehmen und volles Risiko zu attackieren) in den verdienten Sieg zu verwandeln. Sinnbildlich, wie Florian Wirtz den Ball in der Nachspielzeit am Tor vorbeischob.
Kompany: "Wichtig ist für mich, dass wir bisher fast 100 Tore geschossen haben"
Die Bayern-Offensive fand, derart clever in die eigene Hälfte gedrängt, nicht statt. Trainer Vincent Kompany und sein Team fanden keine Lösungen. Lediglich ZWEI Torabschlüsse (ein geblockter von Harry Kane, ein Kopfball von Leon Goretzka, der das Tor verfehlte), in der ersten Hälfte keiner - so wenige wie noch nie seit Beginn der Datenerfassung 1992. "Wichtig ist für mich, dass wir bisher fast 100 Tore geschossen haben", meinte Kompany mit Blick auf die gesamte Saison und fügte hinzu: "Wir haben immer dominant gespielt." Nicht in Leverkusen. Die Anti-Bayern waren nach der Schicht am Rhein: Torlos, aber glücklich.
Während Bayer-Keeper Lukas Hradecky kein einziges Mal gefordert wurde, rettete die Latte Bayern zwei Mal bei den Chancen von Nathan Tella und Jeremie Frimpong. Alonso, auch im sechsten Duell mit den Münchnern ungeschlagen geblieben, lobte die Herangehensweise seiner Mannschaft: "Das ist nicht einfach gegen diese Bayern. Ich habe fast alle Spiele gesehen. Sie drücken, sie kontrollieren und spielen mit großer Dominanz." Normalerweise. Solch eine Situation habe er noch nie erlebt, "nicht einmal zu meiner Zeit", meinte DFB- Rekordnationalspieler Lothar Matthäus.

FC Bayern hat laut Matthäus "0:0 gewonnen"
Der Sky-Experte verwundert: "So harmlos nach vorne. (...) Bayern München hat 0:0 gewonnen." Für Kapitän Manuel Neuer ist der Punkt "vielleicht glücklich. Wichtig war, dass wir dieses Spiel nicht verlieren." Überhaupt: Ein Punkt ist ein Punkt ist ein Punkt. Die Bayern lobten ihre Defensive, ihren Kampfgeist, ihre Moral. "Das war das Maximum, das drin war für uns gegen eine richtig gute Leverkusener Mannschaft. Ein sehr wichtiger Punkt", sagte Sportdirektor Christoph Freund. Wohltuender Realismus.
"Es ist eigentlich nicht in der Bayern-DNA, auf 0:0 zu spielen. Wir wollten unser Spiel durchbringen, hatten aber keinen richtigen Zugriff", sagte Sportvorstand Max Eberl, der bei Sky90 keine Vorab-Glückwünsche zur Meisterschaft annehmen wollte: "Nein, solange es rechnerisch noch möglich ist, dass es noch andersrum sein könnte. Wir werden alles tun in den nächsten Wochen, um dann Gratulationen annehmen zu können."
FCB reicht torloses Remis gegen Celtic fürs Achtelfinale
Die einen machen ein sehr gutes Spiel, die anderen erzielen ein sehr gutes Ergebnis. 1:1, 1:0 für Leverkusen im DFB-Pokal und 0:0 endeten die drei Duelle dieser Saison. Spieglein, Spieglein an der Wand: Wer ist denn nun die beste Mannschaft im ganzen Land? Zwölf Spieltage noch. Trotz der vielbeinigen Abwehr der Bayern entdeckten die Leverkusener einen Strohhalm der Hoffnung. Die Bayern richten ihren Blick auf Dienstag, das Playoff-Rückspiel der Champions League gegen Celtic Glasgow (21 Uhr, Prime Video). Nach dem 2:1-Erfolg in Schottland würde ein 0:0 reichen. Nein, das machen sie nicht!