Torkrise bei den Bayern: Aber van Gaal bleibt ruhig
MÜNCHEN - Zum Start der Jubiläums-Wiesn wollte der FC Bayern dem 1. FC Köln kräftig einschenken und einen Heimsieg begießen. Doch statt „Oans, Zwoa, Gsuffa“ gab's ein fades 0:0. Noch sollen Liga-Fehlstart und die rätselhafte Torkrise „kein Alarmzeichen“ sein.
Das Oktoberfest hatte kaum begonnen, da klagten „Feierbiest“ Louis van Gaal und seine Bayern schon über einen Kater. Wie schon 2009 entpuppten sich die Fußball-Verhinderer des 1. FC Köln beim neuerlichen 0:0 mit ihrer Mauer-Taktik als Spielverderber zur Wiesn-Zeit. Statt „Oans, Zwoa, Gsuffa“ mussten die Bayern noch vor der ersten Maß Bier kräftig schlucken. „Dieses Spiel müssen wir jetzt erstmal verdauen“, stöhnte Nationalspieler Miroslav Klose.
Trotz Bundesliga-Fehlstart und einer bemerkenswerten Torkrise versuchte der Trainer zu beschwichtigen. „Wir müssen unseren Weg weitergehen. Ich bin sicher, dass die Tore dann wieder fallen. Das ist nur eine Frage der Zeit“, erklärte van Gaal. Von Panikmache mochte auch Sportdirektor Christian Nerlinger nach vier Spieltagen noch nichts wissen: „Wir werden in keinster Weise unruhig.“
Der Start ist mit fünf Punkten dennoch so missraten wie letzte Saison, an deren Ende trotzdem Meisterschaft und Pokalsieg bejubelt werden konnten. Dramatisch ist jedoch die Torlos-Serie: Drei Liga- Spiele ohne Treffer, das war den Bayern zuletzt vor zwölf Jahren widerfahren. „Ein Alarmzeichen ist das nicht, das wäre es, wenn wir keine Torchancen hätten“, wiegelte der junge Toni Kroos noch ab.
Den Abwehrbeton der Kölner, die in München seit 2002 nicht mehr verloren haben, bearbeiteten Franck Ribéry & Co. zu schematisch, mit langen Ballpassagen ohne Rasanz und Überzeugung. „Wir müssen die Klasse haben, durch die Mauer durchzukommen“, bemängelte Abwehrmann Holger Badstuber. WM-Torschützenkönig Thomas Müller verpatzte in der Nachspielzeit auch die letzte Großchance: „Irgendwas müssen wir uns einfallen lassen“, meinte der WM-Torjäger ratlos.
„Wir müssen zusehen, dass wir die Kurve kriegen“, mahnte Torhüter Jörg Butt, der bei Schüssen von Miso Brecko (77.) und Sebastian Freis (77.) Schlimmeres verhinderte. Auch Philipp Lahm äußerte sich besorgt: „So langsam wird es schwer. Wir haben schon einen gewaltigen Abstand nach oben.“ Am Dienstag beim Tabellenzweiten Hoffenheim (10 Punkte) und anschließend daheim gegen Überraschungs-Spitzenreiter Mainz (12) „müssen jeweils drei Punkte her“, forderte Butt.
„Wir müssen diese Spiele gewinnen, sonst verlieren wir den Anschluss“, betonte auch Müller, während Nerlinger abwiegelte: „Es ist momentan verkehrte Welt in der Bundesliga“, sagte der Manager zum verrückten Tabellenbild: „Momentan sehe ich nicht die Gefahr.“ Es gebe keinen echten Konkurrenten, „der stabil ist und davonzieht“.
Von Stabilität und Topform ist der Meister aber auch noch weit entfernt. Der Champions-League-Rückenwind entpuppte sich als laues Lüftchen, auch wenn Mark van Bommel widersprach: „Wir haben das Gleiche gespielt wie gegen Rom – nur die Chancen gingen nicht rein.“
Im Gegensatz zum 2:0 gegen den AS Rom erhöhte van Gaal gegen die Kölner am Ende jedoch nicht den Druck durch die Hereinnahme eines zweiten Angreifers, sondern ersetzte Klose lediglich durch Mario Gomez (71.). Ob das sinnvoll gewesen sei, beantwortete Kapitän van Bommel ausweichend: „Das ist eine gute Frage für den Trainer.“
Lukas Podolski war als einzige gegnerische Spitze der vorderste Kölner Verteidiger. „Wir haben keine anderen Mittel, wir müssen mit diesen Mitteln arbeiten“, rechtfertigte der Ex-Bayern-Profi die Defensivtaktik. Bezeichnend: Der gute Torwart Faryd Mondragon hatte bei den Gästen die meisten Ballkontakte (45).
FC-Coach Zvonimir Soldo war das egal. Ihm war wichtig, dass nach sieben Gegentoren in den ersten zwei Saisonpartien nun zum zweiten Mal nacheinander hinten die Null stand. „Wir haben uns stabilisiert. In unserer Situation ist der Punkt enorm wichtig.“dpa