Bayern-Hoffnungen ruhen weiter auf Kane - aber kann der die großen Spiele?
München - Was ist denn nur los mit der Offensive des FC Bayern? Pünktlich zur viel zitierten Crunchtime, der alles entscheidenden Phase der Saison, haben die Angreifer der Münchner plötzlich mit kollektiver Ladehemmung zu kämpfen. In den beiden Partien gegen Inter Mailand (1:2) und Borussia Dortmund (2:2) feuerte der Rekordmeister ganze 48 Schüsse aufs gegnerische Tor ab – doch nur drei davon waren drin. Mia san ned kaltschnäuzig!
Das fehlende Abschlussglück war neben der erneuten Anfälligkeit in der Defensive einer der Hauptgründe dafür, dass die Bayern ihre spielerische Überlegenheit weder für eine Vorentscheidung im Titelkampf, noch für eine bessere Ausgangslage in der Champions League ummünzen konnten. Woran liegt's? Die Qualität fürs Toreschießen ist doch zweifellos vorhanden...
Eine Frage, die in diesen Tagen sicher auch Harry Kane umtreibt. Der Engländer wurde im Sommer 2023 geholt, um dafür zu sorgen, dass es regelmäßig in des Gegners Kasten klingelt. Mit wettbewerbsübergreifend 78 Toren in 86 Partien macht der Stürmer seinen Job seither auch beeindruckend gut – doch auch ihm fehlte zuletzt das nötige Glück, wenn es ums Verwandeln der (teils hochkarätigen) Möglichkeiten geht.
Auch Kane ließ gegen Inter und Dortmund große Chancen liegen
Gegen Inter ließ der 31-Jährige in der 26. Minute beim Spielstand von 0:0 eine Großchance liegen, als er den Ball nach sehenswerter Vorarbeit von Michael Olise freistehend am Tor von Keeper Yann Sommer vorbeischoss. Die riesige Gelegenheit, das Hinspiel auf Seite der Bayern zu ziehen.
"Das passiert mir wirklich nicht sehr oft. Aber das ist das Leben eines Stürmers. Manchmal passiert es eben doch", sagte Kane nach der Partie: "Das heute war einfach eins dieser Spiele, in denen es nicht klappen wollte. Ich hätte heute einen Hattrick erzielen können, und am Ende habe ich kein Tor gemacht."
Das große Problem: Nur vier Tage später wäre die Aussage des Engländers genauso passend gewesen. Auch gegen Dortmund hatte Kane genügend Gelegenheiten, die eigene Mannschaft für ihre Dominanz zu belohnen, blieb aber erneut torlos.
Es ist nicht das erste Mal in dieser Saison, dass der Chef-Torjäger mit Ladehemmung zu kämpfen hat. Schon im Februar und März ereilte den 31-Jährigen eine für seine Verhältnisse beinahe biblische Tor-Krise, als er sechs Spiele in Folge ohne eigenen Treffer aus dem Spiel heraus geblieben war. Geht King Kane also pünktlich zur heißen Saisonphase die Puste aus?
Kane wird teuer bezahlt, um in wichtigen Spielen da zu sein
Klar ist: Um ihre Saisonziele zu erreichen und den Traum vom Finale dahoam 2.0 am Leben zu halten, werden die Bayern ihren Angreifer in Top-Form brauchen – genau dafür wurde er schließlich auch geholt. Mit einer Ablöse von rund 100 Millionen Euro ist der Kapitän der englischen Nationalmannschaft der teuerste Einkauf der Vereinsgeschichte, zudem ist er mit einem geschätzten Jahresgehalt von 25 Millionen Euro neben Jamal Musiala der Top-Verdiener des Kaders. Angesichts des immer kleiner werdenden Festgeldkontos eine Investition, die sich unbedingt auszahlen sollte – und zwar mit Toren wie mit sportlichen Erfolgen.
Hoeneß: Bei Kane "ist die Sicherheit für Tore gegeben"
Bei den Bayern macht man sich diesbezüglich aber keine Gedanken. "Wir waren damals in der Situation, dass Robert Lewandowski weg war und wir eine Nummer neun brauchten, die uns eine relativ große Sicherheit für Tore gibt. Und da gab und gibt es ja nicht so viele", sagte Hoeneß rückblickend auf den Mega-Transfer des Angreifers im Februar gegenüber der AZ: "Dann muss man auch bereit sein, einige Millionen mehr zu zahlen, weil du dafür diese große Sicherheit bekommst. Bei Harry ist die Sicherheit der Tore einfach gegeben."
Immerhin: Kanes Vorgänger Lewandowski musste während seiner Bayern-Zeit auch lange mit dem Vorwurf leben, in wichtigen Spielen nicht zu liefern. Der Rest ist Geschichte. Also auf geht's, Harry – am besten schon am Mittwoch im San Siro.
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