Torhüter-Überangebot beim FC Bayern: So stehen die Perspektiven der Keeper

Nach der Verpflichtung von Jonas Urbig stehen beim FC Bayern nun fünf Torhüter unter Vertrag. Doch wie sehen die Perspektiven des Quintetts aus? Die AZ gibt einen Überblick.
von  Patrick Strasser
Manuel Neuer (l.) und Daniel Peretz, einer seiner vielen Stellvertreter.
Manuel Neuer (l.) und Daniel Peretz, einer seiner vielen Stellvertreter. © IMAGO / Michael Weber

München - Überbesetzung in Sachen Personal, die Qual der Auswahl fitter und gesunder Profis für einen Spieltagskader. Trainer lieben es. Und hassen es. "Du bist leider nicht dabei" – einer der am schwierigsten auszusprechenden Sätze für einen Chefcoach.

Unterbesetzung in Sachen Personal, die Qual der unfitten, kranken oder gesperrten Profis für einen Spieltagskader. Trainer hassen es. Im letzten Spiel der Ligaphase dieser Champions-League-Saison gegen Slovan Bratislava hatte Bayern-Trainer Vincent Kompany lediglich einen – halbwegs fitten – Torhüter zur Verfügung: Kapitän Manuel Neuer, der jedoch am Montag und Dienstag nur individuell trainieren konnte. Im Königsklassen-Kader stand daher U17-Weltmeister Max Schmitt (19), bisher ohne jeglichen Profi-Einsatz. Dünnes Eis.

FC Bayern hat bald fünf Torhüter im Training

Und zugleich grotesk. Denn in wenigen Wochen werden die Bayern das eingangs beschriebene Luxus-Problem haben: Fünf Profi-Torhüter in Lohn und Brot, also mit einem laufenden Vertrag ausgestattet, vier davon im Training an der Säbener Straße. Plus Lehrling Schmitt, der regelmäßig unter Torwart-Trainer Michael Rechner mitmischen darf und Slogan des Öfteren zum Spieltagskader gehörte. Ohnehin geht der Trend zum Drittkeeper – zumindest in der Champions League, da hier laut Uefa 23 Profis für den Spieltagskader gemeldet werden dürfen. In der Bundesliga sind es 20.

Doch wer zählt zu Bayerns verrücktem Keeper-Kreis? Wie sind die Perspektiven des Quintetts? Eine AZ-Übersicht:

Manuel Neuer (38): Der ehemalige DFB-Nationaltorwart wird demnächst seine Unterschrift unter einen neuerlichen Einjahresvertrag setzen, datiert bis 30. Juni 2026. Neuer hat das Vertrauen von Kompany und der Bosse, noch bis dahin Top-Leistungen zu bringen – auch wenn er am kurz vor Ende seines Vertrages am 27. März 2026 dann 40 wird.

Manuel Neuer fehlte im Abschlusstraining.
Manuel Neuer fehlte im Abschlusstraining. © Sven Hoppe/dpa

Auch Sven Ulreich soll nochmal verlängern

Sven Ulreich (36): Nach seiner Roten Karte wegen Meckerns von der Ersatzbank aus bei der 0:3-Pleite der Münchner in Rotterdam letzte Woche ist Ulreich in der Königsklasse gesperrt. Seit 2015 bildet er – mit der Unterbrechung einer Saison beim Hamburger SV 2020/21 – das Torwartgespann mit Neuer, seinem Kumpel. Als Unterstützer und zuverlässiger Ersatzmann. Auch Ulreichs Vertrag soll noch einmal um ein Jahr verlängert werden.

Daniel Peretz (24): Derzeit fehlt der Israeli wegen einer Nieren-Quetschung, die er Anfang Januar im Training erlitten hatte. Demnächst will er wieder erste individuelle Übungen auf seinem Weg zum Comeback machen. Trotz einiger Interessenten, in erster Linie RC Lens nach Frankreich, wollte sich Peretz in diesem Transferfenster nicht ausleihen lassen. In den fünfeinhalb Partien als Stellvertreter von Neuer (Rippenbruch) im Dezember ist er offenbar auf den Geschmack gekommen. Doch die langfristige Rolle als Nummer eins traut man ihm nicht zu. Für die kommende Saison soll Peretz ausgeliehen werden, um Spielpraxis zu sammeln. Ab 2026 könnte er die Nummer zwei werden.

Müller: Urbig "hat einen guten Eindruck gemacht"

Jonas Urbig (21): Am Mittwoch trainierte der neu verpflichtete Keeper (für acht Millionen Euro plus 3,5 Millionen mögliche Boni) das erste Mal an der Säbener Straße und machte einen spritzigen, fitten Eindruck, obwohl sein letzter Pflichtspieleinsatz für Zweitligist 1. FC Köln schon eine Weile her ist: am 25. Oktober gegen Paderborn (1:2). "Jonas hat einen guten Eindruck gemacht", sagte Thomas Müller, "ich habe ihm schon einen eingeschweißt, aber ich musste auch in den Winkel schießen. Er ist noch jung. Wenn du zu einem Topverein wie Bayern kommst, wirst du jede Sekunde im Training gefordert. Er hat einen Top-Torwarttrainer und super Kollegen." Bereits am Samstag gegen Kiel könnte Urbig im Kader stehen. Spätestens kommende Saison soll er als Nummer zwei hier und da Profi-Einsätze bekommen.

Jonas Urbig soll Manuel Neuer irgendwann im Tor des FC Bayern beerben.
Jonas Urbig soll Manuel Neuer irgendwann im Tor des FC Bayern beerben. © IMAGO/Brauer-Fotoagentur

Alexander Nübel (28): Der Kronprinz und designierte Nachfolger mit Langzeit-Vertrag bis 2029 in München, soll sich noch eine weitere Saison (2025/26) beim VfB Stuttgart bewähren und wertvolle Erfahrungen sammeln. Doch schlägt Urbig (Vertrag bis 2029) voll ein, könnte Nübels Nachfolge-Rolle von Neuer wackeln. Mit der Entscheidung können sich die Bayern nun mehr als ein Jahr Zeit lassen – und haben fünf Torhüter-Trümpfe in der Hand.  

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