Toni schaukelt das Ding

„Jetzt werden wir Deutscher Meister", sagt Manager Uli Hoeneß nach dem 3:1-Sieg seiner Bayern in Frankfurt. Zuvor hatte Luca Toni mit einem Doppelpack das nächste Spiel gedreht.
von  Abendzeitung
Der zweifache Torschütze dreht ab - Luca Toni
Der zweifache Torschütze dreht ab - Luca Toni © dpa

FRANKFURT - „Jetzt werden wir Deutscher Meister", sagt Manager Uli Hoeneß nach dem 3:1-Sieg seiner Bayern in Frankfurt. Zuvor hatte Luca Toni mit einem Doppelpack das nächste Spiel gedreht.

Es gibt Mannschaften, die einem einfach nicht liegen. Angstgegner sagt man dazu auf gut Fußballdeutsch. Die Frankfurter Eintracht ist ein solcher Gegner für den FC Bayern. Wirklich zu erklären ist das nicht. Und es gibt Mannschaften, die selbst solche merkwürdigen Serien ignorieren – wie der FC Bayern im Frühjahr 2008.

Mittwochabend drehten sie erneut ein Spiel, machten aus einem 0:1 bei den Hessen ein 3:1. Die letzten beiden Treffer erzielte – na wer? – Luca Toni. Der Italiener hat nun 20 Saisontreffer – und die Bayern sind quasi Meister. Damit ist klar: Verliert Verfolger Werder Bremen am 26. April in Karlsruhe und gewinnt Schalke nicht beim HSV, kann der FC Bayern am Tag darauf mit einem Heimsieg gegen den VfB Stuttgart bereits den 21. Titel einfahren.

"Diese zwei, drei Punkte sollten reichen"

„Jetzt werden wir Deutscher Meister“, erklärte denn auch Manager Uli Hoeneß glücklich, „wann, das ist mir relativ egal.“ Und er fügte – grinsend angesichts des tatsächlichen Zehn-Punkte-Vorsprungs – an: „Diese zwei, drei Punkte sollten reichen.“

Vor einem Jahr hatten die Bayern 0:1 in Frankfurt verloren, damit Punkte im Kampf um Platz drei eingebüßt. In der Hinrunde stellte man in der Allianz Arena einen Bundesligarekord auf, doch trotz 35:2 Torchancen blieb es am Ende beim 0:0. „Deswegen haben wir mit der Eintracht noch eine Rechnung offen“, hatte Trainer Ottmar Hitzfeld vor der Partie gesagt. „Große Namen werden hier begraben“, stand auf einem Transparent vor der Eintracht- Kurve. „Wir wollen so schnell wie möglich Meister werden“, hatte jedoch Bastian Schweinsteiger versprochen. Und so wird’s kommen.

Hitzfelds Drei-Stufen-Plan

Coach Hitzfeld hatte gegenüber dem 5:0 über Dortmund fünf neue Spieler gebracht: Rensing im Tor für Kahn, Lucio in der Abwehr für Demichelis, der ebenso wie Lahm geschont wurde. Dafür im Team: Sosa, Kroos und der zuletzt angeschlagene Ribéry – als Angreifer. Frisch-Vater Podolski blieb zunächst draußen, Zé Roberto war gesperrt. Hitzfelds Drei- Stufen-Plan nach den 120 Minuten vor einer Woche im Uefa- Cup bei Getafe (3:3) griff. Alle Rotationen hatten ein Ziel: das Pokalfinale am Samstag (20 Uhr, ZDF live) gegen Dortmund.

Was die Frankfurter freilich nicht interessierte. Sie machten vom Anpfiff weg Tempo. Lucio schlug den Ball nach einem Amanatidis-Schuss noch von der Linie (3.). Im strömenden Regen beruhigten die Bayern zunächst die Partie, bis sich Ottl im Mittelfeld den Ball von Ex-Löwe Weissenberger abnehmen ließ. Pass auf Ochs. Spurt, Flanke, Kopfball Köhler – Tor (30.). Ein Fall für einen Lehrfilm.

Wütend aus der Kabine

Von den Bayern kam zu wenig, Toni wurde von Ribéry nur unzureichend unterstützt. Richtig wütend kamen die Bayern –mit Podolski für Kroos – aus der Kabine. Ribéry begann nun – endlich wieder im Mittelfeld – Fußball zu spielen. Die Eintracht mit den besseren Chancen, Bayern mit dem 1:1 – Marke simpel, aber gut: Ecke Schweinsteiger, Kopfball van Buyten, drin (60.).

Nun wurde ein Kampf aus dem Spiel. Keiner wollte Unentschieden spielen – schon gar nicht die Bayern. Oder wie Trainer Hitzfeld so schön sagte: „Mit einem Punkt wollten wir nicht nach Hause gehen – sondern mit drei oder keinem. Wir geben uns eben nie geschlagen. Auch wenn wir in drei Tagen das Pokalfinale haben, nehmen wir die Bundesliga dennoch ernst.“

Beeindruckend wie sie plötzlich drückten. Schweinsteiger wurstelte sich durch, passte auf Toni – 1:2 (74.). Und der Italiener feierte seinen Treffer mit Papa Poldi – Lukas’ Freundin Monika hatte am Dienstag Sohn Louis zur Welt gebracht. Toni und Poldi imitierten eine Babyschaukel. Schlaudraff spielte Toni frei – 1:3 (85.). Clever & cool. Am Ende machte Schweinsteiger den Vortänzer bei den Fans – es war der vorgezogene Meistertanz.

Patrick Strasser

merken
Nicht mehr merken
X

Sie haben den Inhalt der Merkliste hinzugefügt.