Toni: Mit Wut im Wartestand
Im Januar, sagt Bayerns Edelreservist Luca Toni, werde er über seine weitere Karriere entschieden. Er wünscht sich offenbar zum SSC Neapel – obwohl Hoeneß’ Würstchen ihm so schmecken.
MÜNCHEN Nein, Luca Toni wirkt nicht so, als ob er sich innerlich schon verabschiedet hätte von den Bayern und München. „In München lebt es sich gut, die Stadt ist schön, es ist sauber, die Fans respektieren dich“, sagte Toni der italienischen Sportzeitschrift „Guerin Sportivo“ (die, nebenbei erwähnt, die älteste der Welt ist).
Der Italiener fühlt sich wohl in München. Das haben auch Louis van Gaal und dessen stetige kleinen Nadelstiche gegen den großgewachsenen Stürmer nicht ändern können. Als „unser Freund Toni“ hat van Gaal ihn, den Torschützenkönig der vorvergangenen Saison schon bezeichnet. In der Bundesliga oder in der Champions League eingesetzt hat er den Angreifer, der sich seit Juni mit Achillessehnenproblemen herumgeplagt hat, noch nicht. „Der Spieler denkt immer, dass er zu 100 Prozent fit ist. Aber das ist er nicht“, stellte van Gaal zuletzt in seiner typischen, Widerspruch nicht duldenden Art klar.
Doch Toni versucht es trotzdem. „Ich persönlich möchte immer spielen und denke hingegen, dass ich bereit bin“, ließ Toni seinem Coach via „Bild“ ausrichten. Zwar könne er den Trainer grundsätzlich verstehen, schließlich hätten die Bayern „fünf Stürmer zur Auswahl und [er] denkt derzeit, dass ich derjenige bin, der am wenigsten in Form ist“, so Toni, „ich trage – wie schon gesagt – viel Wut in mir und möchte mich nun einfach auf dem Platz beweisen. Ich möchte Bayern helfen, die Bundesliga zu gewinnen und mich für die WM zu empfehlen.“
Der Tor-Beau ist angefressen, das wird ihm wohl auch van Gaal nicht verdenken.
Wie sauer Toni aber wirklich ist, verraten einige Andeutungen, die der 32-Jährige im „Guerin Sportivo“ macht. „Lass uns mal abwarten, was in den nächsten drei Monaten passiert“, sagt er, „im Januar können wir uns dann entscheiden.“ Ob er dann nach Italien zurückkehre? Toni: „Warum nicht?“ Anfragen gäbe es sehr wohl, das stellt er gleich klar.
Von welchem Klub diese kommen, verrät Toni allerdings nicht. Andeutungen macht er aber auch bei diesem Thema. So fällt auf, dass er, als er im Interview zur italienischen Serie A befragt wird, lediglich über die Meisterschaftsfavoriten Inter und Juve, über seine beiden Ex-Klubs Palermo und Fiorentina und die Überraschungsmannschaft FC Genua, die laut Toni, „immer einen sehr schönen Fußball spielt und einen sehr guten Trainer hat“, spricht.
Einigermaßen überraschend ist aber, dass Toni auch einen Klub nennt, der derzeit eher für Chaos und Mittelmaß steht. „Ich wünsche mir, Neapel wieder in oberen Tabellenregionen zu sehen“, sagt er, „Neapel ist eine tolle Stadt und mir würde es gefallen, wenn dort wieder der Enthusiasmus vergangener Jahre Einzug halten würde.“
Toni schwärmt von der Stadt am Fuße des Vesuvs – weil es in ihm ähnlich brodelt wie in einem Vulkan? Wie gesagt, Toni wirkt nicht so, als ob er seine Mission beim FC Bayern schon als beendet betrachtet. Zumal er, der Feinschmecker und Botschafter seiner Heimatregion Emilia-Romagna, langsam sogar die bayerische Küche schätzen gelernt hat. „Diese kleinen Würstchen, die Uli Hoeneß macht, schmecken sehr gut“, sagt er. Aber am Ende werden, so viel ist klar, auch Hoeneß’ Nürnberger Toni nicht in München halten können, wenn van Gaal ihn nicht spielen lässt. fil