Toni Kroos stellt 18 Mann auf

Der Bayern-Star drückt sich im ZDF-Sportstudio diplomatisch um eine knifflige Aufgabe und setzt auf dem Rasen seine Odyssee durchs Mittelfeld weiter fort.
von  Thomas Becker
Knifflige Aufgabe, gut gelöst: Toni Kroos im Sportstudio.
Knifflige Aufgabe, gut gelöst: Toni Kroos im Sportstudio. © Foto: Imago

Kurz vor Mitternacht wurde es gemein. Da schob ihn Sportstudio-Moderator Sven Voss vor eine Taktiktafel: Toni Kroos sollte Bundestrainer spielen und mal eben das Mittelfeld der deutschen Nationalmannschaft aufstellen. Da streikte Kroos: „Nee, mach’ ich nicht!“
Recht hat er. Man muss ja nicht alles mitmachen - und zugeben, dass man am liebsten schön weit vorn spielt. Kroos zog sich geschickt aus der Affäre, sagte: „Wir spielen überall mit zwei Leuten“ und klebte einfach 18 statt elf Mann auf die Tafel, sich selbst knapp links vom Anstoßpunkt, vor Khedira und Schweinsteiger, hinter Özil, Götze & Co.
Ein paar Stunden zuvor beim 2:0 gegen Wolfsburg hatte ihn sein Trainer an eine ähnliche Stelle gesetzt: knapp vor Schweinsteiger, aber hinter Thomas Müller. DFB-Coach Joachim Löw nennt Kroos einen Zwischenspieler - Heynckes mag diesen Begriff nicht, schiebt seinen Lieblingsschüler Kroos aber durch die verschiedenen Mittelfeldpositionen: klarer Zehner im ersten Saisondrittel, als Müller auf Rechtsaußen den verletzten Arjen Robben ersetzte – die mit Abstand beste Bayern-Phase. Danach fiel Schweinsteiger aus und Kroos war mal Sechser, mal Zehner; als Ribéry fehlte, spielte Kroos Linksaußen, und nun da alle Offensiven fit sind, irgendwo zwischen Baum und Borke. Der bejubelte Spielfluss der Hinrunde ist derweil passé.
Kroos murrt nicht, spielt brav da, wo ihn Löw und Heynckes hinstellen. Als Müller gegen Wolfsburg nach 66 Minuten ausgewechselt wurde, rückte Kroos nach vorn, was die Bayern-Offensive prompt gefährlicher machte, natürlich auch dank des Führungstreffers von Mario Gomez. Der Freistoß dazu kam von Kroos, natürlich. Nach einer zähen Stunde war der Bann gebrochen, endlich.
Die Erwartungen an ihn und seinen Klub hat der Nationalspieler längst verinnerlicht: „Das ist schon Jammern auf hohem Niveau. Bayern ist halt immer Bayern - das sind andere Ansprüche hier.“ An der ZDF-Torwand blieb er mit null Treffern zwar hinter seinen Ansprüchen zurück, war aber wohl froh, die heikle Mission an der Taktiktafel überstanden zu haben. Konfrontation ist nicht sein Ding, auch im eigenen Haushalt nicht, wo Freundin Jessica das strenge Frauchen der beiden Beagles ist. Kroos meinte: „Ich bin für den Kuschel-Teil zuständig."

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