Thomas Tuchel und seine Bilanz des Schreckens beim FC Bayern: Wer geht für den Trainer durch das Feuer?

"Das kann gefährlich werden": Nur Sören Lerby war als Trainer des FC Bayern noch schlechter als Thomas Tuchel. Doch was sind die Gründe dafür?
von  Maximilian Koch
13 Pflichtspiele als Trainer des FC Bayern, nur sechs Siege, dazu zwei Remis und fünf (!) Niederlagen: Thomas Tuchel, der nach der Supercup-Pleite gegen RB Leipzig ratlos war, muss rasch Lösungen finden, um den FC Bayern wieder in die Erfolgsspur zu führen.
13 Pflichtspiele als Trainer des FC Bayern, nur sechs Siege, dazu zwei Remis und fünf (!) Niederlagen: Thomas Tuchel, der nach der Supercup-Pleite gegen RB Leipzig ratlos war, muss rasch Lösungen finden, um den FC Bayern wieder in die Erfolgsspur zu führen. © IMAGO/Teresa Kroeger/RHR-FOTO

München - Borussia Dortmund, zweimal der SC Freiburg, zweimal Manchester City, die TSG Hoffenheim, Mainz 05, Hertha BSC, Werder Bremen, Schalke 04, der 1. FC Köln und zweimal RB Leipzig: Das waren die Gegner, mit denen es Thomas Tuchel (49) bislang als Trainer des FC Bayern zu tun hatte.

13 Pflichtspiele in der Summe gegen Teams, die – bei allem Respekt – nicht unisono zur europäischen Spitze gehören. Und dafür ist Tuchels Ausbeute deutlich zu schwach: Sechs Siegen stehen zwei Unentschieden und satte fünf (!) Niederlagen gegenüber, die jüngste erst am Wochenende gegen Leipzig. Das ergibt einen Punkteschnitt von lediglich 1,54, Tuchels Vorgänger Julian Nagelsmann lag im Vergleich bei 2,31, ehe er im Frühjahr entlassen wurde.

"Kam nicht gut an": Hat die Mannschaft des FC Bayern ein Problem mit Trainer Thomas Tuchel?

Es ist eine Bilanz des puren Schreckens für Tuchel, in Bayerns Trainer-Historie war nur Sören Lerby (1,18) noch schlechter als er. Logisch, dass der Druck auf den Coach vor dem Bundesliga-Start am Freitag bei Werder Bremen (20.30 Uhr/Sat.1 und DAZN) ansteigt. Als "desaströs" bezeichnete Didi Hamann die Tuchel-Zahlen bei "Bild-TV" – und versuchte sich an einer Erklärung.

"Warum es nicht läuft, das kann zwei Gründe haben", sagte Hamann: "Die Mannschaft ist zerstritten. Oder: Die Mannschaft hat ein Problem mit dem Trainer. Dass Tuchel sie an den Pranger gestellt hat, kam dort bestimmt nicht gut an." Es war besonders Tuchels Auftritt nach der Leipzig-Klatsche dem 0:3 im Supercup, der für Fragezeichen sorgte. 

FC-Bayern-Coach Tuchel zeigt sich nach Pleite gegen RB Leipzig ratlos: "Ich habe keine Lösung"

Der Coach zählte seine Stars öffentlich an: "Wir haben die falsche Frequenz, sobald wir etwas zu verlieren haben. Das ist dann nicht mehr die gleiche Gruppe." Nach der Vorbereitung hätten "Form, Verfassung und Stimmung" noch gestimmt, "aber diese riesengroße Diskrepanz ist mir unerklärlich".

Ratlos und frustriert: Thomas Tuchel (re.) mit seinen Assistenten Anthony Barry (li.) und Zsolt Löw.
Ratlos und frustriert: Thomas Tuchel (re.) mit seinen Assistenten Anthony Barry (li.) und Zsolt Löw. © IMAGO / Passion2Press

Vor allem die Tatsache, dass sich Tuchel so ratlos zeigte und keinerlei Optimismus ausstrahlte, irritierte. Er sei "konsterniert", führte der Bayern-Coach aus: "Die Enttäuschung ist riesig. Ich habe keine Lösung. Wir haben so gespielt, als ob wir vier Wochen nicht trainiert hätten. Das ist erschreckend."

Sky-Experte Lothar Matthäus: "Das kann schnell gefährlich für Tuchel werden"

Nur: Ist es nicht Tuchels Job und Verantwortung, Lösungen zu finden? "Ich bin sicher, dass das für Unverständnis und Kopfschütteln bei den Profis sorgt", meinte Lothar Matthäus in seiner Sky-Kolumne. Wenn Tuchel nicht aufpasst, "wird er die Kabine nicht so hinter sich bringen, wie es nötig wäre. Das kann schnell gefährlich für ihn werden."

Schon jetzt stellt sich die Frage, welche Bayern-Spieler überhaupt für den Trainer durchs Feuer gehen. Vom letztjährigen Mannschaftsrat unter Ex-Coach Nagelsmann stand im Supercup nur Joshua Kimmich in der Startelf – jener Spieler also, dem Tuchel öffentlich die Eignung als klassischer Sechser abgesprochen hatte.

Rettet das gute Verhältnis zu den Bossen Tuchels Job beim FC Bayern?

Die Diskussion ist eröffnet, ob Kimmich wieder als Rechtsverteidiger auflaufen sollte. Eine legitime Debatte, da das zentrale Mittelfeld seit dem Triple 2020 immer schwächer geworden ist. Aber natürlich sorgt dieses Thema intern für viel Unruhe.

Abgesehen von Kimmich, fehlten gegen Leipzig die weiteren Mannschaftsräte Manuel Neuer und Thomas Müller verletzt, Kingsley Coman und Leon Goretzka wurden nur eingewechselt. Besonders Goretzka wird von Tuchel auffällig oft ignoriert. Warum eigentlich? Bislang haben sämtliche Tuchel-Maßnahmen nicht dazu geführt, dass Bayern besser und erfolgreicher Fußball spielt.

Was Tuchel hilft, ist sein sehr gutes Verhältnis zur Vereinsführung. Mit CEO Jan-Christian Dreesen ist er in ebenso engem Austausch wie mit den mächtigen Aufsichtsräten Karl-Heinz Rummenigge und Uli Hoeneß. Gemeinsam hat die Task-Force Harry Kane verpflichtet. Und es scheint so, als wäre der 30-jährige Stürmer derzeit die einzige Hoffnung der Bayern. Ganz schön viel Druck für Kane.

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