Thomas Müllers Warten auf das erste Mal bei einer EM

München - So schnell kann's gehen. Im Rahmen einer Autogrammstunde für rund 300 Kinder von Vereinen und Schulen aus der Region um Herzogenaurach wollte ein junger Fan von Kai Havertz wissen, wer denn Europameister werde.
Müller verteilt scherzhaft Startelf-Plätz
Als der Star des FC Chelsea mit "Deutschland" antwortete, verkündete Mitspieler Thomas Müller gewohnt spontan und schlagfertig: "Jawoll Kai, du hast dich fürs Team qualifiziert." Weil Bundestrainer Joachim Löw am Samstag nicht anwesend war, verteilte also Müller, laut Havertz scherzhaft "unser dritter Co-Trainer", die Startelf-Plätze.
Eintrag im Goldenen Buch von Herzogenaurach
Für die Anhänger gab's im Adi-Dassler-Stadion Aufkleber, Schlüsselanhänger und andere Fanartikel, auch Selfies und ein kurzer Plausch mit Manuel Neuer und Co. waren unter strikter Einhaltung der Corona-Regeln möglich.
Die Spieler und DFB-Direktor Oliver Bierhoff durften sich ins Goldene Buch von Herzogenaurach eintragen.
Müllers Verletzung spielt wohl keine Rolle mehr
Müller war bester Laune. Die Kapselverletzung aus dem 4:2 gegen Portugal, wegen der der 31-Jährige beim 2:2 nur als Joker von der Bank reinkommen konnte, ist überwunden.
"In der ein oder anderen Situation spüre ich es noch, aber es ist nicht so, dass mich die Kapsel noch behindert", sagte der Offensivallrounder: "Ich bin erfahren genug, gut damit umgehen zu können. Wir können das auf jeden Fall ad acta legen. Ich bin überzeugt, dass es für das Achtelfinale gegen Gastgeber England am Dienstag keine Problematik darstellt."
Der Premieren-Treffer soll her
Bundestrainer Joachim Löw kann ihn also aufstellen. "Ich gehe davon aus, dass ich ihm das Go geben kann", meinte Müller in der ARD und fügte schmunzelnd hinzu: "Wenn er will, kann er mich aufstellen."
Wird er. Bei seinem ersten Auftritt im DFB-Trikot im Wembleystadion ("Das Stadion habe ich noch in guter Erinnerung, weil ich dort 2013 meinen ersten Champions-League-Titel gewonnen habe") will er etwas Einmaliges schaffen: seinen Premieren-Treffer bei einer EM. 14 Mal probiert, 14 Mal ist nichts passiert.
Ob es am Dienstag (18 Uhr, live in der ARD und bei MagentaTV sowie im AZ-Liveticker) nun endlich Zoom macht? "Ich würde sicher gerne mein erstes EM-Tor schießen, aber das ist nicht Tagesordnungspunkt Nummer eins", sagte Müller, "wichtig ist, dass wir gewinnen und weiterkommen. Ich bleibe weiter auf der Jagd, aber wenn ich weniger Scorerpunkte habe, kann ich trotzdem gut schlafen."
Torschützenkönig der WM 2010
Stammspieler war der Oberbayer sowohl bei der EM 2012 in Polen und der Ukraine (fünf Spiele) als auch vier Jahre später in Frankreich. Beide Male kam für das DFB-Team das Aus im Halbfinale, beide Male ohne Müller-Tor.
Der Kontrast: Bei der WM 2010 in Südafrika, als sein Stern nach der ersten Profi-Saison beim FC Bayern raketenmäßig aufging, wurde er sensationell Torschützenkönig - mit fünf Treffern, inklusive des Doppelpacks beim 4:1 im Achtelfinale gegen England.
Ebenfalls fünf müllerte er auch beim WM-Triumph 2014 in Brasilien aufs persönliche Torekonto. Macht zehn Buden in 16 Partien - dem gegenüber steht bei 14 EM-Spielen weiterhin die Null. Also: Gelingt nun sein "erstes Mal"?
Zielstrebigkeit und Kreativität sollen es richten
Für sich und seine Mannschaft forderte er mit Blick auf Dienstag: "Wir müssen mehr Zielstrebigkeit und Kreativität in unser Spiel nach vorne einbauen." Zugleich warnte er davor: "Wenn wir nur zwei, drei Chancen bekommen, dann musst du eine machen oder mit einem 0:0 in die Verlängerung gehen. Ein Spiel knapp zu gewinnen, ist keine Schande."
Für Müller ist entscheidend, "dass wir kein Tor kassieren". Womit sich die Chance erhöhen, dass es auch ohne seine Zugabe was wird...