Thomas Müller: „Tore aus dem Nichts“

Der Youngster mit dem berühmten Namen trifft erstmals in der Bundesliga für Bayern. Sogar doppelt. Hier spricht der junge Mann vom Ammersee über seinen Aufschwung, seine Verlobung und ein Hobby: Pferde.
AZ: Glückwunsch, Herr Müller! Am Samstag die ersten Bundesligatreffer, am Sonntag der 20. Geburtstag. Wie haben Sie gefeiert?
THOMAS MÜLLER: Ich bin am Samstagabend früh ins Bett. Bei unserem Terminplan ist keine Zeit zum Feiern.
Besser hätte das Wochenende für Sie kaum laufen können.
Allein in Dortmund zu spielen, war ein tolles Erlebnis. Meine beiden Tore waren das Sahnehäubchen oben drauf.
Sie sind neben Holger Badstuber die Überraschung der Saison, waren in jedem Pflichtspiel dabei und haben stets überzeugt. Müssen Sie sich da manchmal selbst zwicken – so gut wie es läuft?
Schon, ja. Ich habe an meine Chance geglaubt, Louis van Gaal setzt ja auf junge Spieler. Manchmal bin ich selbst überrascht, was der Trainer sich traut. Aber dieser Mut von ihm ist unsere Chance. Ich bin in der Vorbereitung mehr und mehr reingewachsen und habe gesehen, was möglich ist. Man merkt Tag für Tag, dass man sich gut fühlt, mithalten kann.
Und dennoch droht nun die Bank. Für Ihre Position im rechten offensiven Mittelfeld wurde ein gewisser Arjen Robben verpflichtet.
Die Saison ist lang, es wird hohe Belastungen geben. Momentan habe ich mich hoch gearbeitet und bin dabei. Robben ist sehr, sehr ballsicher, kann in höchstem Tempo dribbeln. Er hat Klasse, von ihm kann ich so viel lernen und Tipps annehmen.
Wenn Robben auf rechts gesetzt wird, ist für Sie die Tür zu. Welche ist denn Ihre Lieblingsposition?
In der Jugend habe ich sogar mal ein Jahr Innenverteidiger gespielt. Später rechts in der Raute im Mittelfeld. Mir liegt es eher, wenn ich von weiter hinten komme, nicht direkt im Zentrum. Ich bin flexibel einsetzbar.
An wem haben Sie sich als Schüler orientiert, wer war Ihr Vorbild?
Zidane oder Riquelme fand ich immer gut. Oder die Schnelligkeit eines Ronaldo oder Messi.
Ihr Namensvetter, Stürmer-Legende Gerd Müller, lobte insbesondere Ihren Riecher direkt vor dem Tor.
Das freut mich und ehrt mich sehr. Ich habe in der Zweiten Mannschaft viel von ihm gelernt. Gerd ist so ein herzlicher Typ, immer freundlich. Er gibt einem Tipps, wie man den Ball im Strafraum annimmt und abschirmt, sich in den Gegner reindreht. Und er hat Recht: Eine meiner Qualitäten ist, ich weiß, wo das Tor steht. Ab und zu kann ich aus Nichts ein Tor machen.
Sie kommen vom Ammersee, sind in Pähl, 40 Kilometer von München, aufgewachsen, spielten dort für den TSV.
Mit elf Jahren kam ich in der D-Jugend zu Bayern. Einmal im Monat bin ich noch dort, meine Eltern leben noch in Pähl. Früher bin ich immer gependelt als Schüler, rund 75 Minuten mit der Bahn, one way. Meine Mama hat mich zum Zug gebracht, Papa danach abgeholt, er arbeitet in München. Die Stadt ist jetzt meine Heimat geworden.
Sie sind 19 und bereits verlobt. Mutig, mutig.
Ich weiß, dass das nicht so üblich ist in meinem Alter – aber sie ist einfach die Richtige. Sie hilft mir sehr oder holt mich auf den Boden zurück, wenn es nötig ist. Wir sind jetzt seit eineinhalb Jahren zusammen, wohnen zusammen.
Also wird bald geheiratet?
Mal sehen. Grundsätzlich schon, aber das hat Zeit.
Sie haben ein gemeinsames Hobby: Das Reiten.
Na ja, Lisa reitet, ich bin nur Zuschauer. Ich habe mich schon mal draufgetraut, bin da aber nicht so versiert. Reiten ist sehr komplex. Wir haben zwei Pferde draußen in Vaterstetten, Lou und Free Walker, ein Springpferd, ein Dressurpferd. Meine Freundin macht das schon länger, hat es früher sogar als Leistungssport betrieben.
Interview: Patrick Strasser