Thomas Müller spielt Notnagel

Weil Toni Kroos der Lieblingsschüler des neuen Bayern-Trainers ist und in der Mitte gesetzt scheint, muss Thomas Müller nach rechts ausweichen. Doch was passiert, wenn Arjen Robben zurückkehrt?
von  Patrick Strasser

BRAUNSCHWEIG Mirko Boland fasste den Pokal-Abend aus Braunschweiger Sicht so zusammen: „Wir haben gesehen, dass wir noch weit weg sind von der Weltklasse.” Boland sprach leiser, als die Weltklasse vorbei kam.


Thomas Müller hatte er vor dem Elfmeter zum 2:0 gefoult, irgendein Braunschweiger erwischte ihn immer – wie Ken Reichel vor dem 1:0. Müller selbst setzte sich hemdsärmlig zum 3:0 durch. Auf die Nachfrage, ob das nicht eine Spur zu rustikal gewesen sei, antwortete er mit einem Grinsen: „Wir sind hier nicht beim Golf spielen.”


Müller hat Spaß am Dialog. Müller grinst immer. Selbst, wenn er unangenehme Themen besprechen muss. In Braunschweig war er der Matchwinner, und doch leicht gereizt. „Ich habe weder mein Training, noch meine Ernährung umgestellt”, sagte der 21-Jährige. Nein, Trainer Jupp Heynckes hat ihn umgestellt. Von seiner Lieblingsposition in der Mitte hinter der Spitze Mario Gomez auf die rechte Seite, ins Revier des verletzten Arjen Robben. Der Holländer wird laut Heynckes am Sonntag zum Bundesliga-Start gegen Mönchengladbach (17.30 Uhr) wieder zur Verfügung stehen.

Und Robben spielt immer. Wo aber rochiert dann Müller hin? „Wenn Arjen oder Franck verletzt waren, war ich schon oft der Notnagel”, meinte Müller, „ich kann rechts spielen, bin da einen Tick besser als auf links.” Links ist die Franck-Ribéry-Zone, er ist an der Kapsel verletzt. Weil Ribéry einen Gips tragen musste, hat er eine geringere Rückkehr-Chance für Sonntag. Und wenn doch, bliebe nur die Mitte. Die Position, auf der Ex-Trainer Louis van Gaal den Mann vom Ammersee stark gemacht und gesetzt („Müller spielt immer”) hatte.


In der Mitte ist jetzt Toni Kroos. Stark gemacht und gesetzt von Jupp Heynckes, der ihn in den eineinhalb Jahren bei Bayer Leverkusen forderte. „Ich weiß, was der Trainer von mir sehen will” sagte Kroos, „ich fühle mich gut, spritzig. Mein Vorteil ist: Ich kann meine Rolle sehr frei spielen.” Kroos und die neue Freiheit. „Jeder, auch ich, hat in der Defensive seine klare Aufgabe”, erklärt der 21-Jährige, „wenn wir den Ball haben, kann ich mich intuitiv bewegen. Daher fühle mich auf der Position noch wohler, ich kann mir meine Räume suchen, komme noch mehr zum Abschluss.” Heynckes lobt: „Toni hat sehr dominant gespielt, war sehr passsicher.” Kaum vorstellbar, dass er ihn rausnimmt. Heißt es bald: Müller raus?


Schöne Sorgen, die Heynckes da hat. „Die, die gespielt haben, haben ihre Sache ganz gut gemacht”, meinte Kroos. Er lachte. Und Müller meinte mit süffisantem Unterton: „Wir werden Woche für Woche sehen, wo noch Positionen sind für mich.” 

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