Thomas Müller spielt (n)immer – und nimmt es an: Warum der FC Bayern den Routinier dennoch braucht

Beim 4:3 des FC Bayern gegen Manchester United blieb Thomas Müller erneut nur die Rolle des Einwechselspielers. Jamal Musiala überzeugte. Dennoch lobte Tuchel den Ur-Bayern.
von  Victor Catalina
Vor ein paar Jahren noch undenkbar, aber unter Thomas Tuchel hat Thomas Müller keinen unangefochtenen Stammplatz mehr beim FC Bayern.
Vor ein paar Jahren noch undenkbar, aber unter Thomas Tuchel hat Thomas Müller keinen unangefochtenen Stammplatz mehr beim FC Bayern. © imago/Ulmer/Teamfoto

München - Die Rolle, die er im Moment beim FC Bayern innehat, war für Thomas Müller (34) in seinen besten Tagen eine gänzlich unbekannte. Gleich zu Beginn von dessen Karriere prägte Louis van Gaal den Spruch: "Müller spielt immer". Und er hielt viele Jahre, Einsätze, Tore, Titel und Trainerwechsel.

Musialas Traum-Abend bestätigt Thomas Tuchel in seinem Setup

Unter Thomas Tuchel (50) spielt Müller nun aber nimmer. Also, zumindest ist er kein unangefochtener Stammspieler mehr, wie er es noch vor einigen Jahren war.

Beim 4:0-Saisonauftakt in Bremen feierte der Ur-Bayer mit intelligentem Assist für Leroy Sanés Doppelpack einen gelungenen Kurzeinsatz, bestritt danach sogar einige Spiele von Beginn an. Sobald Jamal Musiala (20) aber wieder fit genug für die Startelf war, blieb Müller erneut nur die Rolle des Reservisten.

Auch Harry Kane (M.) gefällt's: Jamal Musiala (l.) legte gegen Manchester United traumhaft für Serge Gnabry (r.) auf.
Auch Harry Kane (M.) gefällt's: Jamal Musiala (l.) legte gegen Manchester United traumhaft für Serge Gnabry (r.) auf. © imago/Sven Simon

Dass der Youngster gegen Manchester United (4:3) eine herausragende Partie ablieferte, mitsamt Zauber-Assist für Serge Gnabry (28) zum zwischenzeitlichen 2:0 und nur einen Pfostentreffer vom nächsten entfernt war, bestärkt Tuchel in seiner Entscheidung für die derzeitige Formation.

Musiala harmoniert im Mittelfeld glänzend mit seinen Kumpels Leroy Sané (27) und Alphonso Davies (22) und soll auch in Zukunft ein Eckpfeiler des FC Bayern sein.

Die Lockerheit soll Thomas Müller beibehalten, "auch wenn es mit Einsatzzeiten klemmt"

Und Müller? "Er ist positiv und nimmt es so an, wie man es sich nur wünschen kann", lobte Tuchel den Routinier vor dem Heimspiel gegen den VfL Bochum (15.30 Uhr, Sky und im AZ-Liveticker). "Durch seine Erfahrung und sein Wesen hat er eine gewisse Lockerheit." Diese solle er auch nicht verlieren, "wenn es für ihn mit Einsatzzeiten von Beginn ein bisschen klemmt".

Stattdessen kümmere er sich etwa darum, wie Spiele und Trainings laufen. In der Triple-Saison unter Hansi Flick 2020 war Müller zeitweise bereits "spielender Co-Trainer".

Während seiner Zeit beim FC Bayern erlebte er gestandene Trainer-Größen wie Jupp Heynckes, Pep Guardiola oder Carlo Ancelotti oder aufstrebende wie Julian Nagelsmann. Dass irgendwann, in näherer oder fernerer Zukunft, die Initialen "TM" statt der Spielernummer "25" auf Müllers Trainingsanzug stehen, ist jedenfalls nicht auszuschließen.

"Nicht 100 Prozent seine Stärke": Warum Thomas Tuchel beim FC Bayern lieber auf Dynamik setzt

Vorerst sei Müllers Bankplatz aber auch der aktuellen fußballerischen Entwicklung geschuldet. "Das Spiel wird immer athletischer, das Spiel wird immer schneller. Jedes Spiel bringt andere Räume mit sich. Auch jetzt gegen Bochum. Wir spielen immer wieder gegen mehr Mannschaften, die Manndeckung spielen, in der gegnerischen Hälfte, wo du eigentlich aus dem Ballbesitz versuchst, in Schnellangriffe zu kommen, was nicht 100 Prozent seine Stärke ist."

So dürften die "Thomas-Müller-Spiele", von denen Tuchel bereits in der vergangenen Saison sinnierte, immer seltener werden. An seiner großen Bedeutung für den FC Bayern wird es aber nichts ändern, wenn der alte Leitspruch "Müller spielt immer" aus der Mode kommt.

Und wer weiß, welche Pläne die Klubgranden an der Säbener Straße für den kernigen Burschen aus Weilheim schon im Hinterkopf haben. Zudem gibt es auch immer noch die deutsche Nationalmannschaft mit Müllers neuem, alten Trainer Nagelsmann. Dessen Vorgänger für ein Spiel, Rudi Völler, hat die Müller-Regel beim DFB kürzlich jedenfalls noch mal mit Erfolg angewandt.

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