Thomas Müller: Sein Ranking unter den FC-Bayern-Legenden

München – Der ewige Müller. Der Gerd. Als Ehren-Münchner im Himmel schaut er herab auf seine Erben, auf seinen Freund, auf seinen Namensvetter, den Thomas. Wie er da unten müllert, weitermüllert, immer weiter.
Wie er Wind und Wetter trotzt, wie er das Altern ignoriert, wie er seine dünnen Hax'n, seine Oberschenkel (halbe Gerd-Größe) stets aufs Neue so sortiert bekommt, dass der Ball im Tor landet. Trainer für Trainer. Jahr für Jahr, 16 aufeinanderfolgende Spielzeiten schon in der Bundesliga - das ist Rekord. Nicht irgendwie. Sowieso!
710 Pflichtspiele für den FC Bayern – das schafft kein Gerd, kein Kaiser
Fachsimpeln werden sie über den Wolken, irgendwo da oben im Fußball-Olymp. Der Gerd und sein Wegbegleiter, der Kaiser. Viele Worte verlor der schüchterne Bomber der Nation schon zu Lebzeiten nicht, nickte höchstens anerkennend mit dem Kopf und nuschelte: "Wenn'st denkst, ist's eh zu spät."
Franz Beckenbauer, sein Freund und Helfer in allen Lebenslagen, würde jetzt sagen: "Der Müller-Thomas – der geht halt naus und spuit Fuaßboi."
So schaut's aus. Und das nun öfter als jeder andere Profi im Bayern-Trikot. 710 Pflichtspiele. Kein Gerd, kein Kaiser, keine Katze von Anzing, kein Titan. Beim 2:0 gegen Freiburg zog Thomas Müller durch seine Einwechslung in der 59. Minute an Torwart-Legende Sepp Maier (709 Pflichtspiel-Einsätze) vorbei, rangiert auf diesem Thron nun ganz alleine. Unheimlich stark.
Die meisten Pflichtspiele im Trikot des FC Bayern
1. Thomas Müller | 710 Einsätze |
2. Sepp Maier | 709 Einsätze |
3. Oliver Kahn | 632 Einsätze |
4. Gerd Müller | 613 Einsätze |
5. Franz Beckenbauer | 584 Einsätze |
6. Georg Schwarzenbeck | 554 Einsätze |
7. Klaus Augenthaler | 551 Einsätze |
8. Manuel Neuer | 524 Einsätze |
9. Philipp Lahm | 517 Einsätze |
10. Bernd Dürnberger | 511 Einsätze |
(Quelle: transfermarkt.de)
Unheimlich ist das Ganze dem 34-Jährigen selbst. "Die sind ja jetzt alle hinter mir, was die Spiele betrifft", sagte Müller mit Humor und Ehrfurcht, auch das vereint der gebürtige Weilheimer.
Er fügte hinzu, was Beckenbauer stets betonte und auch Uli Hoeneß unermüdlich erklärte: "Der Größte ist Gerd Müller. Ohne ihn würde es diesen Klub in der Form gar nicht geben. Gerd hat 365 Tore gemacht. Den stell' ich noch drüber. Die anderen, da müssen wir diskutieren." Ein Schelm. Ein Bazi. Mit Worten und Taten.
Und weil man so herrlich darüber diskutieren kann: Nach dem Geschmack der AZ ist Gerd Müller Bayerns Allergrößter, knapp darunter Beckenbauer. Auf dem Treppchen mittlerweile angekommen: Thomas Müller, die lebende Legende. Vor all den anderen Ikonen.
AZ-Ranking der Bayern-Legenden
1. Gerd Müller |
2. Franz Beckenbauer |
3. Thomas Müller |
4. Sepp Maier |
5. Philipp Lahm |
6. Manuel Neuer |
7. Paul Breitner |
8. Bastian Schweinsteiger |
9. Uli Hoeneß |
10. Oliver Kahn |
(Subjektive Einschätzung des AZ-Autors. Grundlage: Einzig Leistungen im Bayern-Trikot)
Seinen Ehrentag, "eigentlich ein ganz lässiger Sonntag" wie er auf Instagram subsummierte, rundete Müller mit einem Traumtor zum 2:0 ab. "Ein brutal schönes Tor", klopfte er sich auf die Schulter, "eines meiner Top-10-Tore könnte es vielleicht sein, von der Klasse."
Schmunzelnd sinnierte er: "Das war schon eine sehr leckere technische Darbietung." Mit rechts angenommen, um den Gegner herumgemüllert, mit links reingeballert. Musik in den Ohren der Fans. Ein Schlager.
Dann macht es bumm, ja und dann kracht's.
Und alles schreit: "Der Müller macht's!"
Dann macht es bumm, dann gibt's ein Tor.
Und alles schreit dann: "Müller vor!"
Thomas Müller debütierte im August 2008 für den FC Bayern
Aber wie lange noch? "Das ist Wahnsinn, wenn ich zurückschaue, dass ich dieses Niveau so lange halten kann", meinte Müller über Müller, mit zwölf Schalen der Rekordmeister des Rekordmeisters. Im August 2008 debütierte er.
Zum Ende der Partie hing im Unterrang der Südkurve ein Banner mit der Aufschrift: "710 Mal 100 Prozent für den FC Bayern und kein Ende in Sicht - danke & Chapeau und weiter so, Thomas!" Weiter so? Immer weiter?
"Noch kein Ende in Sicht": Thomas Müller denkt noch nicht an ein Karriereende
Sein Vertrag läuft Ende der Saison aus, das Finale der Champions League am 31. Mai 2025 in der Allianz Arena ist das "Ziel in weiter Ferne" (Müller) und wäre der Karriere-Abschluss mit der ganz großen Tuba.
"Schauen wir mal, ganz entspannt", meinte Müller demütig, "ich bin froh, dass ich mich körperlich gut fühle. Normalerweise ist es so, wenn du auf diesem Niveau trainierst und spielst, dass eigentlich alles in deinem Spiel besser werden sollte. Ich bin ständig auf Fortbildung. Nur der Körper will so ein bisschen weniger. Aber ich kämpfe dagegen an und es gelingt mir aus meiner Sicht ganz gut. Dementsprechend braucht für mich auch noch kein Ende in Sicht zu sein." Nach dem Finale dahoam muss also noch nicht Schluss sein ...
Thomas Müller schwört die Bayern-Fans ein: "Ihr braucht dieses Jahr viele Urlaubstage"
In der Nationalelf schon. Nach 131 Länderspielen (45 Tore) trat er im Anschluss an das EM-Aus im Sommer zurück. Diese Woche, wenn sich die Nationalspieler auf die kommenden Nations-League-Spiele vorbereiten, kümmert sich Müller um seine Pferde, seine Hunde und sein Golf-Handicap.
Auf den Zaun der Fankurve kletterte er in Socken, verschenkte auf dem Vorsänger-Podest seine Treter, extra vom Ausrüster angefertigte "Raumdeuter-Schuhe in Allianz-Arena-Optik" (Müller). Via Mikro rief er den Anhängern zu: "Arbeitet hart! Ihr braucht dieses Jahr viele Urlaubstage! Denn wir greifen richtig an!"
Er hat was noch vor, dieser ewige Müller.