Thomas Müller: Endlich wieder Torjäger

Vorsicht auf den Pisten - vielleicht schießt Thomas Müller bald in höchstem Tempo an Ihnen vorbei! "Wenn ich das Leiberl nächstes Mal beim Skifahren dran hab, dann hab ich freie Fahrt", scherzte der Star des FC Bayern nach dem 5:0-Sieg gegen Besiktas, den er mit einem besonderen Trikottausch abrundete. Ski-Rennfahrer Thomas Dreßen, im Januar Sieger auf der legendären Streif, überreichte Müller im Kabinengang sein Leibchen vom Super-G in Kitzbühel - denn vom Abfahrtstrikot konnte er sich (verständlicherweise) nicht trennen. Dafür gab's von Müller das Shirt mit der Nummer 25. "Das war ein grandioser Abend", sagte Bayern-Fan Dreßen. Vor allem für Müller, seinen Lieblingsspieler.
Der 28-Jährige war wieder einmal in einem großen Champions-League-Spiel bester Bayern-Akteur, der Anführer auf dem Platz. "Das ist eben Müller - er kann's", sagte Trainer Jupp Heynckes: "Thomas weiß, dass in der Champions League besondere Leistungen erbracht werden müssen. Er macht aus dem Nichts Tore."
Nur Ronaldo und Messi besser als Müller
So wie gegen Besiktas. "Meine Tore waren richtige Torjäger-Tore", sagte Müller, ein bisschen stolz. Das 1:0 nach Vorlage von Kingsley Coman und David Alaba hatte er irgendwie reingestochert (43.), beim 3:0 verwertete er Joschua Kimmichs Flanke aus kurzer Distanz (66.). Dann lieferte Müller auch noch die perfekte Vorlage zu Robert Lewandowskis 5:0 (88.). "Wir wussten, dass wir liefern mussten", sagte der Matchwinner. Besonders er hielt sich daran.
Für Müller waren es bereits die Champions-League-Treffer 41 und 42. In den K.o.-Spielen der Königsklasse haben nur zwei Spieler häufiger getroffen als der Bayern-Profi (21 Tore): die Weltstars Cristiano Ronaldo (56) und Lionel Messi (38).
Was Müller so speziell macht? Mats Hummels klärte auf. Elegant seien die Darbietungen seines Weltmeister-Kollegen ja wirklich nicht immer, gestand der Innenverteidiger. Doch das Wichtigste für einen Fußballer sei nun mal die Spielintelligenz. "Und da habe ich bisher keinen kennengelernt, der mehr besitzt als Thomas", sagte Hummels.
Schießt Müller die Bayern zum Triple?
Es war bemerkenswert, wie Müller das Bayern-Team am Dienstag dirigierte. Wie ein Trainer auf dem Rasen bewegte sich der Kapitän, gab den Mitspielern Anweisungen. Als habe Müller jeden Spielzug auswendig gelernt. "Er tut der Mannschaft mit seinen Bewegungen gut", lobte Torhüter Sven Ulreich: "Ich freue mich, dass er jetzt die Tore wieder macht."
Seit der Heynckes-Rückkehr war Müller in 16 Partien an 16 Treffern direkt beteiligt . Das Vertrauen des Trainers, das Müller unter Pep Guardiola und Carlo Ancelotti nicht so bedingungslos gespürt hatte, beflügelt ihn. Da kann es vorkommen, dass Müller bei einem Freistoß schon mal vor der gegnerischen Mauer herumhampelt - wie in der ersten Halbzeit gegen Besiktas. "Das braucht's nicht. Er wurde zurecht weggeschickt", sagte Hummels schmunzelnd.
Der alte Müller ist zurück. Und er hat die höchsten Ziele. Ob's das Triple werden kann? "Möglich ist alles." Wer hätte schon vor ein paar Monaten gedacht, dass Thomas Dreßen die Streif-Abfahrt gewinnt?