Thomas Müller, der Vierhundertsassa des FC Bayern

München - Er ist der ewige Müller, das Faktotum des FC Bayern, das fast dauergrinsende und permanent - und manchmal auch penetrant - schnatternde Gesicht der Münchner: Thomas Müller.
Gefühlt war er schon immer da. Als ob die bayerische Zeitrechnung der fußballerischen Moderne erst mit Müller begonnen hat.
Mit ihm und seinen flotten Sprüchen, die dem Verein dieses urige, sympathisch-bayerische Image verleihen. Der frühere Bayern-Kapitän, Rekord-Nationalspieler und Sky-Experte Lothar Matthäus brachte es erst kürzlich auf den Punkt. "Wenn es den Thomas nicht schon geben würde, dann müsste man ihn erfinden. Er ist einfach einmalig."
Thomas Müller erreicht 400-Spiele-Meilenstein
Ein einmaliger Vierhundertsassa. Beim letzten Spiel der Bayern in diesem Corona-Jahr 2021 steht der 32-Jährige gegen den VfL Wolfsburg (Freitag, 20.30 Uhr/Sat1, DAZN und im AZ-Liveticker) zum 400. Mal in der Bundesliga für die Bayern, die schon vor der Partie wieder als Herbstmeister feststehen, auf dem Platz.
Im ewigen Vereinsranking steht der Mann aus Pähl, den sie aufgrund seiner extrem ausgeprägten kommunikativen Fähigkeit auch gerne "Radio Müller" nennen, auf Platz sechs. Nur Sepp Maier (473), Oliver Kahn (429), Gerd Müller (427), Georg Schwarzenbeck und (416) Klaus Augenthaler (404) haben sich noch öfter in der Liga im Bayern-Trikot gewandet.
Sein Bundesliga-Debüt gab der Müller am 15. August 2008, als ihm Trainer Jürgen Klinsmann in der 79. Minute beim 2:2 der Bayern gegen den Hamburger SV das Vertrauen schenkte und für Miroslav Klose einwechselte.

Klinsmann? Längst Bayern-Geschichte. Wie alle anderen, die damals auf dem Platz standen - Michael Rensing, Christian Lell, Daniel van Buyten, Philipp Lahm, Bastian Schweinsteiger, Mark van Bommel, Zé Roberto, Toni Kroos, Lukas Podolski und eben Klose. Neben Müller kamen noch Tim Borowski und Andreas Ottl ins Spiel. Lang ist's her!
Müller kam mit allen Trainern klar - außer Kovac
Als Trainer hat Müller in seinen Bayern-Jahren Klinsmann, Jupp Heynckes, Louis van Gaal, Andries Jonker, erneut Heynckes, Pep Guardiola, Carlo Ancelotti, Willy Sagnol, schon wieder Heynckes, Niko Kovac, Hansi Flick und Julian Nagelsmann erlebt.
Mit den meisten verstand er sich gut, zumindest mit denen, die im Kopf nicht zu festgefahren waren, die dem Raumdeuter auch Platz im System und im Kopf ließen, die Räume zu deuten.
Van Gaal, inzwischen wieder Bondscoach der Niederlande, prägte in seiner kurzen, aber richtungsweisenden Bayern-Zeit dem legendären Spruch: "Müller spielt immer!"
Daran hätte sich vielleicht auch Kovac orientieren sollen. Der Kroate agierte starr und vorhersehbar - und er verzichtete all zu gerne und all zu oft auf Müllers Dienste. Mit der Aussage "wenn Not am Mann sein sollte, wird er mit Sicherheit auch seine Minuten bekommen" demütigte Kovac Müller öffentlich und brachte Fans, Teile der Mannschaft und auch Bosse gegen sich auf.

Müller erklärt die Mia-san-mia-Mentalität des FC Bayern
Nach gut einem Jahr und immerhin dem Double-Gewinn beendeten die Bayern das Kovac-Missverständnis wieder - unter Nachfolger Hansi Flick blühte Müller wieder auf und auch aus dem Team Nagelsmann ist er nicht wegzudenken. Kaum ein Spieler verkörpert das Mia san mia, das Bayern-Gen authentischer als eben Müller.

"Das Bayern-Gen besteht darin, dass die besten Spieler hier spielen. Das ist auch unser Anspruch. Bester Spieler heißt nicht nur, dass ein Akteur einen guten Schuss hat und schnell laufen kann, sondern dass er das Gesamtpaket hat, da gehört diese Bissigkeit und Widerstandsfähigkeit dazu", sagte Müller bei "FC Bayern.tv": "Ich bin rein körperlich im Vergleich zu manchen Mitspielern nicht so athletisch. Ich musste früh lernen, andere Wege zu finden, um zum Tor zu kommen. Mit Spielintelligenz, Cleverness, dem Zusammenspiel mit Mitspielern, Timing und Reaktionsschnelligkeit."
Diese Wege hat er gefunden - und findet sie immer noch.