Thomas Müller: Der Schleicher wird „ganz wichtig im Finale“

Thomas Müller hat im Vorjahr beim „Drama dahoam“ gegen den FC Chelsea das Führungstor geschossen und war am Ende fast starr vor Enttäuschung. Final-Loser will er nie wieder sein.
SID |
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„Ich habe nicht das Gefühl, dass sich davor 
irgendwer in die Hosen scheißt“, sagte Thomas Müller angesprochen 
auf das „Finale dahoam“ gegen den FC Chelsea im vergangen Jahr.
dpa „Ich habe nicht das Gefühl, dass sich davor irgendwer in die Hosen scheißt“, sagte Thomas Müller angesprochen auf das „Finale dahoam“ gegen den FC Chelsea im vergangen Jahr.

Thomas Müller hat im Vorjahr beim „Drama dahoam“ gegen den FC Chelsea das Führungstor geschossen und war am Ende fast starr vor Enttäuschung. Final-Loser will er nie wieder sein.

München - Thomas Müller hat es satt. Es reicht. Kein Bock mehr auf eine Final-Enttäuschung, kein Bock auf noch mehr Tränen und eine im Grunde wertlose Silberplakette, kein Bock, nochmals Spalier zu stehen und dem Gegner brav Anstandsapplaus zu spenden. Wenn der Nationalspieler mit dem FC Bayern am Samstag in Wembley einläuft, soll der Champions-League-Titel her, jetzt, im dritten Endspiel der Münchner in der Königsklasse binnen vier Jahren.

„Wir wollen dieses Scheiß-Ding endlich nach München holen“, sagt er. Müller ist zu allem entschlossen. Das war zu spüren, das war zu hören auf der abschließenden Pressekonferenz am Freitag in Wembley.

Es gab: klare Ansagen. „Ich habe nicht das Gefühl, dass sich davor irgendwer in die Hosen scheißt“, sagte der 23-Jährige angesprochen auf das „Finale dahoam“ gegen den FC Chelsea im vergangen Jahr, als die Bayern Mühe hatten, fünf Schützen für das Elfmeterschießen zu finden und am Ende sogar Torhüter Manual Neuer ran musste. Müller stand da nicht mehr auf dem Platz. Ausgewechselt nach seinem Treffer in der 83. Minute.

Er hätte geschossen. Keine Frage. Und er wird schießen, wenn es diesmal so weit kommen sollte. Keine Frage. Er wird sich schon vorher zerreißen, wird sich verausgaben wie im Halbfinal-Hinspiel gegen den FC Barcelona (4:0). Da schoss Müller zwei Tore, bereitete eines vor, kroch am Ende mehr vom Platz, als dass er ging, und kühlte hinterher im Eiswasser „seine zwölf Krämpfe“, wie Vorstandsboss Karl-Heinz Rummenigge sagte.

Der Gedanke an den Sieg wird ihn an den Rand der Erschöpfung treiben. 'Wenn du dreimal verlierst, hast du einen Loserstempel drauf – und das nicht zu unrecht. Den willst du nicht", sagt er, und so wird ihm, dem manchmal ungelenk und staksig wirkenden offensiven Allrounder eine Hauptrolle zukommen.

„Müller“, sagt Trainer Jupp Heynckes, „ist einer der Garanten, dass wir offensiv und defensiv so überragend sind. Er wird ganz wichtig im Finale.“ Dabei sieht er doch oft so schrecklich ungefährlich aus, wenn ihm mal wieder ein Ball verspringt und ein Pass im Nirwana landet. Aber der Wert eines Thomas Müller bemisst sich nicht zwingend an diesen Offensichtlichkeiten.

Denn es gibt den Schleicher Müller, den, der lauert, beobachtet und dann unvermittelt den Gegner überrumpelt. Und es gibt den Rackerer Müller, der genauso schnell nach hinten spurtet wie nach vorne, der überall dort hilft, wo Not am Mann ist, und bei dem eine robuste Grätsche zum Handswerkszeug gehört. Müller zählt zu den Fußballern mit einer hohen Spielintelligenz, solche eben, die ein Spiel lesen können, die es entschlüsseln. Das macht ihn so besonders. „Er ist für mich ein Superspieler. Er sieht die Räume“, sagt Arjen Robben.

Die Süddeutsche Zeitung nannte ihn deswegen einmal den „Raumdeuter“. Keine Frage ist auch, dass Müller an Reife gewonnen hat. Einst war er der 20 Jahre alte Emporkömmling, der unter Louis van Gaal beim FC Bayern die Feuertaufe bestanden hatte und dann bei der WM in Südafrika in Richtung Superstar durchstartete. Inzwischen hat er auch sportliche Täler erlebt, mit Kritik und empfindlichen Pleiten umgehen müssen.

Und nach wie vor trägt er eine spürbare Gelassenheit zur Schau, hat gerne einen flotten Spruch auf den Lippen inmitten all des Hypes, der ihn und seinen Klub umgibt. Manchmal ist Müller wohl sogar ein bisschen zu locker, „manchmal muss ich ihn an die Ernsthaftigkeit erinnern“, sagt Heynckes.

Für Samstag braucht der Coach sich da nicht zu sorgen. Und was Müller noch zu Gute kommen könnte: Er ist einer, der diese entscheidenden Duelle liebt. 'Man kann viel gewinnen, viel verlieren, das gilt für beide Seiten – das macht doch Spaß, oder?" Dafür hat er extra noch Elfmeter trainiert, über 50 sollen es gewesen sein. Er wird sich sicher nicht in die Hose machen.

 

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