Thomas Müller: Der letzte "echte" Bayer beim FC Bayern München

Wenn Philipp Lahm in drei Wochen seine Karriere beendet hat, ist Thomas Müller der letzte verbliebene "echte" Bayer bei den Bayern.
München - Besonders war Thomas Müller schon immer, doch ab dem Sommer gehört der Weltmeister auch ganz offiziell einer eigenen Spezies an. Nach dem 20. Mai, nach Philipp Lahms letztem Spiel als Fußballprofi gegen den SC Freiburg, ist Müller der letzte verbliebene Bayer beim FC Bayern, bei dem Klub, der den Freistaat im Namen trägt.
Eine besondere Verpflichtung? Müller, im oberbayrischen Pähl geboren und seit der D-Jugend im Verein, schmunzelt, als er am Freitag von der AZ darauf angesprochen wird. "Grundsätzlich ist es schön, wenn man einheimische Spieler da hat", sagt er, "aber es ist am wichtigsten, dass wir guten Fußball zeigen, unabhängig davon, in welchem Kulturkreis man aufgewachsen ist."
Neuer, der "gelernte Bayer"
Es gibt Fans und Ex-Protagonisten des FC Bayern, die die Entwicklung der vergangenen Jahre etwas kritischer sehen. Jupp Heynckes etwa, der Triple-Trainer von 2013, sagte im AZ-Interview, dass mittelfristig Figuren nachrücken müssten, "die für Identifikation sorgen. Das zieht sich wie ein roter Faden durch die Historie des FC Bayern." Heynckes nannte für diese Rolle neben Müller und Lahm auch Bastian Schweinsteiger und Manuel Neuer. Spieler, die "rar gesät" seien. In der nächsten Saison tragen nur noch zwei von ihnen das Bayern-Dress: Neuer, der frühere Schalker, den Aufsichtsratsmitglied Edmund Stoiber als "gelernten Bayer" bezeichnet, und eben: Müller.
"Wir wollen natürlich ein besonderer Verein sein und bleiben", sagt der Offensivstar, "einer, der sich von den anderen Topvereinen abhebt aufgrund der Nähe zum eigenen Publikum, zur Region, zur Stadt München. Wir werden da Mittel und Wege finden." Doch wie das genau gelingen soll, weiß auch Müller nicht so recht. Der letzte Nachwuchsspieler, der sich als Stammkraft bei den Profis etablierte, war David Alaba. Das ist sieben Jahre her. "Der Jugendspieler, der es hier schaffen will, muss eine extrem hohe Qualität zu einem extrem frühen Zeitpunkt mitbringen", erklärt Müller. "Die Voraussetzungen sind sehr schwierig, weil wir einen extrem gut besetzten Kader haben. Als Holger (Badstuber, d. Red.), ich und David (Alaba) hoch gekommen sind, war der Verein durch Louis van Gaal im Umbruch. Aber seit sechs, sieben Jahren hat der Verein einen großen Aufstieg erlebt."
Kein Kampf ums Kapitänsamt
Die gestiegene Qualität der Mannschaft und der teils brutale Konkurrenzkampf auf einigen Positionen haben dafür gesorgt, dass Identifikationsfiguren den Verein verlassen haben. Holger Badstuber wechselte im Winter auf Leihbasis zu Schalke 04, seine Rückkehr ist ungewiss. Bastian Schweinsteiger ging 2015 zu Manchester United, spielt inzwischen in den USA bei Chicago Fire. Und nun also Lahm, der aus Altersgründen nicht mehr für die Bayern spielen will.
"Ich bin jetzt kein Romantiker", sagt Müller in seiner typischen Art. "Es gibt immer Umbrüche in Fußballmannschaften. Dass diese Veränderungen in dieser Saison einschneidender sind, ist völlig klar." Lahm sei als Mensch und Persönlichkeit "nicht 1:1 zu ersetzen", aber: "Es geht immer weiter. Der FC Bayern wird sich auch in der Zukunft gut aufstellen und Leute haben, die Verantwortung übernehmen."
Es wird im Sommer ein neuer Kapitän gesucht, der Müller oder Neuer heißen könnte. Der Torhüter, bislang Lahms Vize, ist favorisiert. Müller sieht die Entscheidung entspannt. "Auf dem Platz geht es darum, vorneweg zu gehen, unabhänig vom Kapitänsamt. Das ist immer schon mein Ansinnen gewesen, auf meine Mitspieler einzuwirken, da hat sich nichts geändert." Einen Kampf um das Kapitänsamt werde es "nicht geben".
Zum engsten Anführerkreis der Bayern-Mannschaft zählt ab der kommenden Saison auch Mats Hummels, der ja zumindest als halber Bayer durchgeht.