Teil zwei der Bayern-Meisterzeugnisse: Abwehrchef gesucht!

München - Insgesamt 37 Mal klingelte es in dieser Bundesliga-Saison im Kasten des FC Bayern, was zumindest eine Verbesserung im Vergleich zum Vorjahr unter Ex-Coach Hansi Flick darstellt: Da hatte die Abwehr um Keeper Manuel Neuer sogar 44 Gegentore in der Liga hinnehmen müssen.
Dennoch: Nach den Abschieden der einstigen Defensivgrößen David Alaba und Jérôme Boateng lief bei Weitem nicht alles perfekt in Bayerns Defensive. Teil zwei der AZ-Meisterzeugnisse – diesmal für die Abwehrreihe.
Benjamin Pavard – Note 3

Der Franzose ist weiter eine Konstante im Defensivbereich, wettbewerbsübergreifend stehen 36 Einsätze in Pavards Bilanz. Dem 26-Jährigen gelangen dabei zwei Torvorlagen - ein bisschen wenig für einen Rechtsverteidiger, der viele Flanken schlägt. Daher holt Bayern Noussair Mazraoui von Ajax Amsterdam im Sommer, Pavard soll künftig in der Innenverteidigung spielen.
Niklas Süle – Note 4
Zum Abschluss gab es für den Bald-Dortmunder noch eine Watschn: Weil Süle das Spiel in Wolfsburg genauso sausen ließ wie den Auftritt vor den Fans am Nockherberg, bezeichnete Uli Hoeneß Süles Verhalten als "katastrophal". In der Tat: Der Abschied des Verteidigers verlief äußerst unglücklich, seine sportliche Leistung im Saisonverlauf war ebenfalls nur durchschnittlich.
Lucas Hernández – Note 3
Ein Abwehrchef ist der Linksfuß nicht, dafür kommuniziert er einfach weniger als Alaba vor seinem Wechsel zu Real Madrid 2021 und zeigt mehr Schwächen im Spielaufbau. Doch Hernández hat zweifellos starke Qualitäten im Zweikampf, die Bayern guttun. Eine ordentliche Saison, er wird auch in Zukunft bei Coach Julian Nagelsmann gesetzt sein.
Dayot Upamecano – Note 4
Für 42,5 Millionen Euro kam der 23-jährige Franzose vor der Saison von RB Leipzig, bislang hat sich Upamecano nicht als Top-Verstärkung erwiesen. Nach einigen individuellen Patzern zeigte er in den vergangenen Wochen aber einen Aufwärtstrend, Nagelsmann vertraut ihm weiter voll.
"Er hat die letzten vier, fünf Spiele viel stabiler gespielt als die Monate davor, als es schwankend war", sagte der Coach nach dem 2:2 in Wolfsburg: "Jetzt ist er sehr gut angekommen, auch extrem akzeptiert in der Mannschaft und wird sicherlich nächstes Jahr deutlich stabiler auftreten."
Tanguy Nianzou – Note 4

Schafft der 19-Jährige in der kommenden Saison den Sprung vom Talent zur verlässlichen Alternative im Abwehrzentrum? Nianzous Leistungen waren ähnlich derer von Upamecano zu schwankend, zu unsicher, zu nervös. Immerhin wurde er von Nagelsmann in 22 Partien eingesetzt, der Trainer traut dem Franzosen den nächsten Entwicklungsschritt zu. Nianzou soll nicht verliehen werden, sondern bleiben.
Josip Stanisic – Note 4
Der Saisonabschluss verlief für den kroatischen Nationalspieler bestens, beim Remis in Wolfsburg stand Stanisic in der Startformation und erzielte per Kopf seinen ersten Bundesliga-Treffer. "Das Tor hat sich überragend angefühlt", sagte er: "Leider haben wir nicht gewonnen, das hätte es natürlich umso schöner gemacht. Es wäre mehr drin gewesen." Wegen eines Muskelbündelrisses konnte Stanisic in dieser Spielzeit drei Monate nicht mitwirken, jetzt kämpft er sich wieder heran. Eine Leihe ist für Stanisic kein Thema, Nagelsmann sieht ihn weiter als wichtige Option.
Bouna Sarr – Note 5
Von den Fans am Nockherberg wurde Sarr am Samstagabend gefeiert, das tat Bayerns Rechtsverteidiger sicher gut. Denn Sarr erlebte erneut eine unbefriedigende Saison, er durfte nur zwölfmal auf dem Platz mitwirken. Ein Verkauf in diesem Sommer ist denkbar.
Omar Richards – Note 5
Auch der Engländer, der als Back-up für die linke Abwehrseite verpflichtet wurde, spielt bei Nagelsmann kaum eine Rolle. Bei 17 meist kurzen Einsätzen gelang Richards eine Torvorlage. Wie bei Sarr könnten sich die Wege nun trennen.
Alphonso Davies – Note 3
Der Kanadier hatte großes Pech, im Januar zog er sich nach seiner Corona-Erkrankung eine leichte Herzmuskelentzündung zu und fiel fast drei Monate aus. Davies fehlte seiner Mannschaft extrem, Bayern brach in der Rückrunde ein. Der Linksverteidiger brachte es in 31 Saisonspielen auf sechs Torvorlagen. Die nächste Spielzeit soll für Davies und den Rest der Bayern-Defensive positiver verlaufen.