Team mit zwei Gesichtern: Schlaue Bayern - schlechte Bayern

München - Wie sagt Bayerns Co-Trainer-Legende Hermann Gerland so schön? "Immer Glück ist Können." Und späte Siege wie das 2:0 am Samstag in Ingolstadt durch die Tore von Arturo Vidal (90.) und Arjen Robben in der Nachspielzeit haben eher mit Überzeugung und Wille zu tun.
Weiter, immer weiter (anrennen). Nie aufgeben. Irgendwann geht einer rein. "Wenn du in der 90. Minute das Tor machst, ist es glücklich, aber dennoch verdient", sprach Thomas Müller, "es ist kein Zufall, dass wir die Spiele dann trotzdem noch gewinnen." Man muss nur wollen können.
Bayern ist bereit für die Champions League, das Achtelfinal-Hinspiel am Mittwoch (20.45 Uhr, ZDF, Sky und im AZ-Liveticker). "Wir sind immer bereit für Arsenal", sagte Kapitän Philipp Lahm. Er sprach von einem "Schritt nach vorne, auch wenn unsere spielerische Leistung nicht so war, wie wir uns das alle vorstellen". Er sah zudem eine "bessere Körpersprache". Insgesamt sei man "auf dem richtigen Weg". Die drei Punkte seien "gut für den Kopf", meinte Torhüter Manuel Neuer, der in seinem 181. Bundesliga-Spiel für die Bayern zum 100. Mal ohne Gegentor blieb.
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Der Sieg war ein Meilenstein auf dem Weg zum fünften Titel hintereinander, da Verfolger RB Leipzig gegen den HSV mit 0:3 verlor und auch Frankfurt, Dortmund und Hertha patzten. Sieben Punkte vor Leipzig, der Rest ist abgeschlagen – "ein wunderbarer Spieltag für uns", erklärte Vorstandschef Karl-Heinz Rummenigge.
Auch Trainer Carlo Ancelotti war zufrieden: "Wir mussten das Beste geben – und haben unser Bestes gegeben. Ein gutes Ergebnis, das uns eine Menge Mut und Selbstvertrauen gibt." Für Mittwoch. Was Bayern gegen Arsenal besser machen müsse? "Nichts!", antwortete Ancelotti, "der Schlüssel wird unser Charakter sein." Bayerns weiteres Plus erklärt Neuer: "Arsenal ist eine Mannschaft, die den Ball haben möchte, die spielen möchte. Es wird ein ganz anderes Spiel."
Glanzlose Bayern: Entscheidung kurz vor Schluss
Mal wieder kein Glanz: Erst in den letzten Sekunden bezwingt das Ancelotti-Team den FCI. Ob diese Leistung gegen Arsenal reicht?
Wieder kein Feuerwerk, wieder kein überzeugender Sieg. Und das so kurz vor dem Achtelfinal-Hinspiel gegen Arsenal. Die Formkrise der Bayern ist immer noch als äußerst bedenklich einzustufen. Das 2:0 beim FC Ingolstadt, dem Tabellen-Vorletzten, konnte erst in den letzten Sekunden klargemacht werden. Der Titelverteidiger schaffte es nicht, sein Kombinationsspiel den technisch unterlegenen Gastgebern aufzuzwingen.
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Was für die Schanzer spricht – und gegen die Bayern. "Wir durften nicht unser Spiel spielen, mussten das Spiel von Ingolstadt mitspielen, weil es anders gar nicht möglich war", erklärte Thomas Müller. Auch vom Platz, einem nicht guten, aber doch vertretbaren Bundesliga-Geläuf, war viel die Rede. "Die Platzverhältnisse haben kein Kurzpassspiel hergegeben", beklagte sich Philipp Lahm, laut Müller ist "der Ball viel gesprungen". So wurde es ein teils unansehnliches Spiel, mit Zufallsprodukten, mit vielen langen Bällen – vor allem von den fast nur verteidigenden Ingolstädtern. Aber kann man ihnen das im Abstiegskampf vorwerfen? Heraus kam Pingpong-Fußball mit vielen Fouls. Mal war der Ball hüben, dann schnell wieder drüben. Müller nannte es "ein bisschen mehr Chaos". Die Ingolstädter konnten die Bayern auf ihr Niveau herunterziehen. Da hatte selbst der Ball nach einer halben Stunde keine Lust mehr – platt. Ein einziger Abnutzungskampf.
Kann man den Schalter gegen Arsenal so einfach umlegen? Sich auf spätes Tore-Glück verlassen? "Nein, kann man nicht", warnte Manuel Neuer, "lieber wäre es uns, wenn wir schon früher in Führung gehen und den Sieg unter Dach und Fach bringen." Mit Lewandowski-Toren? Doch der traf nur die Latte – der 16. Alutreffer der Saison. Auch da ist Bayern Tabellen-Spitze. Oder mit einem Müller-Tor? Sein Schuss wurde vor der Linie geklärt. "Das beschreibt meine Situation", sagte der 2017-Torlos-Stürmer, "dass sich der Ball dann noch vom Tor wegdreht, ist so ein bisschen Piesacken von oben."