Tatsächlich: Lätschert

Die Bayern reden nach ihrem schwachen Auftritt gegen Borisov die 1:3-Niederlage klein. Und auch Jupp Heynckes’ Rotation schlägt diesmal fehl – weil Bastian Schweinsteiger lange nur auf der Bank sitzt
von  Filippo Cataldo
„Natürlich ist es eine Sensation. Aber wir haben die ganze Zeit dran geglaubt“, betonte der einstige Bundesliga-Profi Alexander Hleb. „Wir wissen alle: Bayern ist Favorit der Gruppe und eine der besten Mannschaften der Welt. Das gibt uns eine sehr gute Motivation, weiter zu arbeiten.“ Foto: Andreas Gebert
„Natürlich ist es eine Sensation. Aber wir haben die ganze Zeit dran geglaubt“, betonte der einstige Bundesliga-Profi Alexander Hleb. „Wir wissen alle: Bayern ist Favorit der Gruppe und eine der besten Mannschaften der Welt. Das gibt uns eine sehr gute Motivation, weiter zu arbeiten.“ Foto: Andreas Gebert © dpa

Die Bayern reden nach ihrem schwachen Auftritt gegen Borisov die 1:3-Niederlage klein. Und auch Heynckes’ Rotation schlägt diesmal fehl – weil Schweinsteiger lange nur auf der Bank sitzt

MINSK Draußen standen die Helden schon vor dem Bus, machten Fotos, schrieben Autogramme und genossen die gar nicht mehr aufhören wollenden „Bate”-Sprechchöre, als Aleksandar Hleb immer noch in der improvisierten Interviewzone stand und dreisprachig Interviews gab. Bayern sei immer noch eine der besten Mannschaften der Welt, sagte der frühere Bundesligastar, „aber heute sind auch wir eine große Mannschaft”.

Wohl wahr. Völlig verdient hatten Hleb und Co. vom weißrussischen Serienmeister BATE Borisov die Bayern mit 3:1 aus dem Dynamo-Stadion geschossen und konnten so ihren 17. Pflichtspielerfolg hintereinander feiern.

Für Bayern dagegen bedeutete die Pleite in Minsk auch den Bruch der Serie. Ein Sieg in Minsk, und sie hätten den Vereinsrekord über zehn Siegen hintereinander eingestellt. So aber mühten sie sich nach dem Spiel vor allem, die Niederlage kleiner zu reden, als sie war.

Ähnlich blutleer und lätschert wie sie auf dem Rasen agiert hatten, sprachen sie hinterher auch über die Partie. Klar, sie gaben alle brav die Mängel zu. Kapitän Philipp Lahm monierte, man hätte „konsequenter nach vorne spielen” müssen. Holger Badstuber bemängelte, dass die Mannschaft „nicht aggressiv genug” gewesen sei, Keeper Manuel Neuer fand das Spieltempo zu langsam. Und Toni Kroos, der in der 13. Minute eine riesige Chance zur Führung vergab, als er unbedrängt den Pfosten anschoss, gab immerhin zu: „Wir müssen in der Lage sein, einen Rückstand abzuhaken.”

Doch richtig tragisch fanden die Spieler ihre Niederlage offensichtlich nicht. Kein Wort davon, dass Borisov einfach besser gewesen war. Kein Wort davon, dass Körpersprache und Tempo nicht so gewesen waren wie in den ersten Bundesligaspielen. Kein Wort davon, dass Heynckes’ Rotation – er ließ Bastian Schweinsteiger draußen und ließ Javi Martínez und Luiz Gustavo gemeinsam spielen – nicht aufging. „Bastian hat in Bremen schon Ermüdungserscheinungen gezeigt und dann muss ich reagieren. Es bringt mir nichts, wenn er spielt und ihm fehlt die Frische”, sagte Heynckes nur dazu.

„Nach dem 0:1 sind mir die Bayern panisch vorgekommen”, sagte Hleb. Die Bayern wollten davon aber nichts wissen. Sie versuchten stattdessen, die Niederlage wie einen kleinen Betriebsausfall zu erklären. „Das lief hier wie in einem blöden Pokalspiel, wo du alles versuchst, aber am Ende verlierst”, sagte Thomas Müller. „Wir werden uns nicht von unserem Weg abbringen lassen”, sagte Kroos. Was auch Präsident Uli Hoeneß so sah. „Am Samstag geht es gegen Hoffenheim. Und ich bin überzeugt davon, dass wir sie klar schlagen werden”, sagte der Präsident. Neuer dachte sogar schon an den Mannschaftsausflug auf die Wiesn. „Wir wissen, was wir in dieser Saison schon gespielt haben. Und das müssen wir gegen Hoffenheim wieder zeigen, damit wir frohen Mutes aufs Oktoberfest gehen können”, sagte er. 

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