Tatort Wembley: "Bayern ist das Opfer!"
TV-Ermittler Joachim Król ist Fan des BVB. Hier spricht der Schauspieler über die Rollenverteilung im Finale, Feindbilder im Fußball und Dusch-Erlebnisse mit Klopp
AZ: Herr Król, Tatort Wembley: Wem wird am Samstag dort die Opferrolle zukommen, wenn es nach Tatort-Kommissar Frank Steier geht?
JOACHIM KRÓL: Ich bin am Samstag zum Glück am Tatort in Wembley und werde alle Details beachten. Aber ich weiß schon, wer das Opfer ist – und die Antwort wird Ihnen in München nicht gefallen!
Wir sind hart im Nehmen!
Ich bin absolut sicher, dass wir, die Dortmunder, als Sieger vom Platz gehen werden. Wenn man sich anschaut, wie wir diese Champions-League-Saison gestaltet haben, wie wir – wie in einem guten Krimi – die Spiele in den letzten Minuten zum dramatischen Höhepunkt geführt haben. So wie gegen Malaga, als wir in der Nachspielzeit zwei Tore erzielten, wie gegen Madrid, als wir das 0:3 verhinderten, bin ich mir sicher, wir werden gegen die Bayern wieder so einen unvergesslichen Last-Minute-Erfolg schaffen.
Wer darf in die Täterrolle schlüpfen, Bayern abballern?
Das ist der eine Fall, in dem mich die Tat viel mehr interessiert als der Täter, der ist mir egal.
Sie sind einer der großen deutschen Charakterdarsteller, welche Rolle fasziniert Sie mehr? Die domianten Bayern, die gegen den Erzrivalen nur verlieren können? Oder doch die Dortmunder Aufrührler in Fußball-Deutschland?
Beide Rollen haben psychologischen Tiefgang, aber ich bin ganz parteiisch: Dortmunds Rolle ist es, die mir gefällt. Die Bayern spielen unglaublichen Fußball. Für diese technische Virtuosität, oder wie zum Teufel man das nennen will, muss man eigentlich erst einen Ausdruck erfinden. Aber Dortmund ist für die emotionalen Momente zuständig, das geht unter die Haut.
Obwohl Sie in München studiert haben, ist für Rot in Ihrem Herzen kein Platz?
Nein, auch in meiner Münchner Zeit habe ich die Roten gemieden, ich bin da eher zu den Löwen ins Stadion. Die Bayern hatten ihr Finale dahoam, jetzt sind wir finally dahoam, wir sind an der Reihe. Wir haben ja offiziell Heimrecht in diesem Finale und jeder weiß, welche Macht der BVB daheim ist. Die Engländer haben uns in der „Times” das größtmöglich Kompliment gemacht, als sie schrieben, dass das Stadion in Dortmund das tollste der Welt sei, die Atmosphäre einzigartig ist.
Wie stehen Sie zum Feindbild Bayern, das wieder aufgelebt ist? Man nehme nur den Streit Sammer-Klopp, den Götze-Wechsel...
Man muss zugeben, die Dramaturgie dieser Saison hätte kein Drehbuchautor gewagt so niederzuschreiben. Das wäre zu kitschig. Insgesamt: Ich liebe Feindbilder im Fußball, wir brauchen dieses Feindbild Bayern, genau wie wir das Feindbild Schalke brauchen. Ich denke, in diesem Spiel sind die Rollen klar verteilt. Wir sind die Guten und die Bayern die Bösen. Und in den meisten Filmen siegt eben das Gute am Schluss.
Das Bösen-Bild hat ja Jürgen Klopp schon verwendet. Kein Wunder, dass Sie ähnlich ticken, Sie kennen sich bestens, haben schon zusammen geduscht.
(lacht) Stimmt, ich war mal bei einem Hallenturnier dabei, wo auch er mitspielte und da kam es auch zur Dusche danach. Klopp ist ein toller Typ, den müsste man erfinden, wenn es ihn nicht schon geben würde. Ein unglaublicher Fachmann und Motivator.
Sie haben mit dem BVB viel erlebt. Pokalsieg 1989, die 90er mit den Meisterschaften, dem Champions-League-Triumph 1997, die Fast-Pleite, die Wiederauferstehung.
Ja, wie sagt man, in guten wie in schlechten Zeiten, Fan sein, ist ein bisschen wie eine Ehe, ein bisschen bin ich mit dem BVB verheiratet.