Tapferer Dante: Seine Reaktion auf die Demontage

Bayerns Brasilianer verschuldet gegen Hannover das 0:1 – und muss nach einer halben Stunde vom Feld. „Bei Bayern wird das Kapitel im Sommer beendet sein“, sagt Effenberg. Und Dante reagiert tapfer.
Patrick Strasser |
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Nach nur einer halben Stunde musste Dante im Spiel des FC Bayern bei Hannover 96 raus auf die Bank.
imago Nach nur einer halben Stunde musste Dante im Spiel des FC Bayern bei Hannover 96 raus auf die Bank.

Bayerns Brasilianer Dante verschuldet gegen Hannover das 0:1 – und muss nach einer halben Stunde vom Feld. „Bei Bayern wird das Kapitel im Sommer beendet sein“, sagt Effenberg. Und Dante reagiert tapfer.

Hannover, München - Kann ein Spieler 1:7 verlieren? Natürlich nicht. Aber kann dieses Gefühl, diese Erinnerung an Brasiliens Horror-Film, das WM-Halbfinale des letzten Sommers in Belo Horizonte gegen die deutsche Nationalelf, in einem Moment kulminieren? Kann. Ja. Selbst bei einem 1:1. Dante, ein Teil jener auf ewig als 1:7-Verlierer in den brasilianischen Geschichtsbüchern stehenden Versagermannschaft, erlebte sein persönliches Belo Horizonte diesen Samstag am Maschsee von Hannover.

Die 32. Minute: Seine „4“ leuchtete in rot auf. Rot ist kein gutes Zeichen. Er musste für die grüne „9“ raus, für Robert Lewandowski. Stürmer für Angreifer. Taktisch gesehen ja. Aber mit dem Wechsel holte Trainer Pep Guardiola auch den schlechtesten Mann der ersten halben Stunde vom Feld, dem Schuldigen des 0:1.

Dante, der so traurig gucken kann unter seinem in letzter Zeit noch mal immens angewachsenen Lockenkopf, trottete traurig zur Außenlinie. Er entwickelte ein Tape vom Handgelenk, pfefferte es von sich. Betretenes Schweigen auf der Bayern-Bank, Sportvorstand Matthias Sammer klatschte ihn vorsichtig wie rücksichtsvoll ab, Ersatztorhüter Pepe Reina drückte ihn kurz an sich. Alle spürten: Hier ist womöglich gerade eine Bayern-Karriere vorbei gegangen.

„So früh raus zu müssen, ist nie schön. Ich war ein bisschen traurig. Aber ich verstehe den Trainer. Wieso soll er drei Innenverteidiger drauf lassen, wenn die Gegner mit elf Mann hinten stehen?“, erklärte Dante tapfer die Auswechslung und sagte, ganz Teamplayer, der er ja wirklich durch und durch ist: „Wichtig ist, dass wir drei Punkte geholt haben. Ich habe heute auch gewonnen, das ist wichtiger.“

Das muss man erstmal aussprechen nach solch einer persönlichen Niederlage. Dante gebührt eine Tapferkeitsmedaille. Die Medaille für den Meistertitel, die er wohl im Mai bekommt, dürfte einen süß-sauren Beigeschmack haben. Neben Dante standen auch Holger Badstuber und Jérôme Boateng in der Startformation, diese Innenverteidiger ließ Guardiola auf dem Platz. Sie werden mit Medhi Benatia, in Hannover nach muskulären Problemen erstmals seit Mitte Februar mal wieder im Kader, um die Plätze in der Abwehr kämpfen.

Dante (31) ist raus. Für immer? „Das war eine glatte Demontage. Beim FC Bayern wird das Kapitel Dante im Sommer beendet sein, wenn man so reagiert nach 30 Minuten“, urteilte Ex-Bayern-Kapitän und Sky-Experte Stefan Effenberg, der den Verein kennt. Doch vielleicht kommt Dante zurück, vielleicht erkämpft er sich wieder seinen Platz. Er, dessen Lebensmotto es ist, „niemals aufzugeben“ und „immer ein Lächeln im Gesicht zu haben, auch wenn es schlecht läuft“.

Es läuft schlecht. Seine Mitspieler und die Verantwortlichen leisteten in Hannover erste Hilfe, verbal. „Dante hat kein Tief, er ist ein super Spieler“, meinte Badstuber, „jeder Fußballspieler ist traurig, wenn er ausgewechselt wird. Wir brauchen Dante, wir sind eine Mannschaft.“ Auch Thomas Müller versuchte, die taktischen Beweggründe des Trainers in den Vordergrund zu stellen: „Das war natürlich extrem bitter. Weil es ja nicht um ihn persönlich ging. Es ist wie bei einer Roten Karte, wenn man dann einen auswechseln muss. Da trifft es auch immer einen, der es eigentlich nicht verdient hat.“

Sammer um Schadensbegrenzung bemüht

Einzig Pep Guardiola kommentierte kühl: „Normalerweise wechsle ich in der Anfangsphase nicht aus, aber es hat mir nicht gefallen, was ich da gesehen habe. Deshalb habe ich etwas geändert.“ Aber, aber: Dante sei einer „der besten Profis, die ich je in meiner Karriere getroffen habe“. Sportvorstand Matthias Sammer versuchte, Schadensbegrenzung zu betreiben: „Dante ist ein Weltklasse-Typ und ein wichtiger Spieler für uns. Er hat die Champions League gewonnen. Er ist ein wunderbarer Junge, der bei uns in der Gruppe extrem hohe Anerkennung genießt.“

Ex-Klub Gladbach: Der Kontakt ist noch da

Wird Dante den medialen Sturm der Kritik verkraften? Sammer dazu: „Wir wissen auch, dass er ein bisschen mehr in der Kritik steht, aber das lassen wir nicht zu.“ Am Sonntag jedenfalls konnte Dante wieder lachen: Bei Facebook zeigte er sich mit seinen beiden Kindern beim Spaziergang im Park. Bei Dantes Ex-Klub Gladbach registriert man die Entwicklung jedenfalls ganz genau. „Der Kontakt ist noch da, der ist nie abgerissen. Man wird sehen, wie es für uns weitergeht, wie es für ihn weitergeht“, sagte Borussia-Manager Max Eberl trotz Dantes Vertrags bis 2017. Womöglich öffnet sich da eine Tür für Dante.

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