Tanguy Nianzou überzeugt mit gutem Deutsch: Vorbild für andere ausländische Profis des FC Bayern
München - Noch immer scheint die Forderung von Uli Hoeneß aus dem Jahr 2017, dass alle ausländischen Neuzugänge beim FC Bayern "Deutsch lernen müssen", ein ernstgenommenes Thema an der Säbener Straße zu sein. Besonders bei den jüngeren Neuzugängen steht die frühe sprachliche Integration im Vordergrund – so auch bei Tanguy Nianzou.
Tanguy Nianzou: Wenig Spielzeit - eindrucksvoll integriert
Aufgrund von langwierigen Verletzungsproblemen kam der junge Franzose in der laufenden Saison zu lediglich zwei Einsätzen. Mit dem Deutschlernen klappt es dafür umso besser: "Am Anfang war es sehr schwer, aber mittlerweile verstehe ich viel mehr", erklärte er in einem Interview auf der Vereinsseite. Wegen seiner Verletzungen habe er sich besonders das Wort "Untersuchung" eingeprägt.
Auch auf komplexere Fragen gibt der 18-Jährige gut durchdachte und strukturierte Antworten in einer Sprache, die er erst seit wenigen Monaten spricht: "Im Training konzentriere ich mich mehr auf Technik wie Antizipation und Ballkontrolle", sagte er fast fehlerfrei.
Dabei weiß er auch, warum die Kommunikation auf dem Platz so wichtig ist: "Ich muss auf meiner Position viel mit meinen Mitspielern sprechen. Ich bin sehr laut auf dem Platz und gebe viele Kommandos", erklärte er weiter. Die Bayern-Bosse halten aus sportlicher Sicht viel vom Abwehr-Juwel und sehen ihn als eine der zukünftigen Stützen im Verein. "Ich weiß nicht, ob ich ein Leader bin, aber ich möchte auf jeden Fall einer sein", gab er weiter an.
Sprachliche Integration beim FCB sehr wichtig
Das Mantra beim FC Bayern war stets, dass sich die Spieler durch Selbstdisziplin möglichst schnell integrieren sollen. Hier ist auffällig, dass besonders die jungen Spieler in Bezug auf Deutschunterricht als gutes Beispiel vorangehen. Auch Alphonso Davies gab bereits ein halbes Jahr nach seiner Ankunft in München sein erstes Interview auf Deutsch, zumindest stellenweise. Erst kürzlich sagte er gegenüber der "tz": "Mein Deutsch wird besser und besser, mein Lehrer sagt, ich bin gut."
Dennoch weiß Davies: "Er sagt auch, ich soll mehr sprechen, weil ich doch recht schüchtern bin, wenn ich auf Deutsch reden soll. Da muss ich mich mehr trauen." Sein Pendant auf der rechten Seite, Benjamin Pavard, schlug dabei in eine ähnliche Kerbe: "Gerade am Anfang hatte ich oft Sorge, dass ich etwas nicht ganz richtig ausspreche, und die Leute mich nicht verstehen. Ich muss noch an mir arbeiten, aber ich werde alles dafür tun, bald sogar ein Interview auf Deutsch geben zu können", sagte der Außenverteidiger zu "Sport1".
Dass die sprachliche Anpassung auch auf die Leistung auf dem Platz und auf die Integration in den Verein Einfluss haben kann, erklärte Innenverteidiger Lucas Hernández, der seit Sommer 2019 in München verweilt: "Deutsch ist für mich sehr, sehr wichtig. Ich lerne nicht nur die Sprache, sondern auch die Kultur. Auch für die Integration hilft es natürlich", gab der 25-Jährige im vergangenen Juni in einem Interview mit "FCB.tv" an.
Während also ein großer Teil der aktuellen Mannschaft fleißig deutsch lernt, gab es in der Vergangenheit auch den ein oder anderen Härtefall.
Ribéry wurschtelt sich durch - James gibt auf
Obwohl Bayern-Legende Franck Ribery einst selbst über sich sagte, dass er sich "wie ein Deutscher fühle", blieb sein Deutsch auch noch nach zwölf Jahren in München ausbaufähig. Auch andere langjährige Spieler wie Mittelfeld-Star Thiago hatten zu Beginn Probleme, die deutsche Sprache vollständig anzunehmen. Der heutige Liverpool-Spieler entdeckte erst gegen Ende seiner Zeit in München die Liebe zur neuen Kultur: "Ich muss weiter lernen. Ich mag die Struktur dieser Sprache – obwohl sie manchmal ein bisschen hart klingt", sagte er 2019 in einem Interview auf der Vereinsseite.
Beim ehemaligen Mittelfeld-Star James Rodriguez scheiterte die sprachliche Integration dagegen: "Ich habe dem Lehrer, den ich in den ersten vier Monaten hatte, gesagt: 'Ich will weder meine noch deine Zeit verschwenden. Ich will das nicht'", gab er als Grund für seine unglückliche Zeit in Deutschland an.