Bayern-Neuzugang Nianzou überzeugt, darf aber in der Champions League nicht ran

In der Königsklasse ist Tanguy Nianzou aktuell nicht spielberechtigt - dabei könnte der FC Bayern den hochtalentierten Franzosen gerade gut gebrauchen. "Das größte Talent, das ich je gesehen habe", sagt ein ehemaliger Trainer über das Defensiv-Juwel.
von  Maximilian Koch
Hoffnungsvolles Defensiv-Talent beim FC Bayern: Tanguy Nianzou
Hoffnungsvolles Defensiv-Talent beim FC Bayern: Tanguy Nianzou © firo/Augenklick

München - Ein wenig werden sich Bayerns Trainer Hansi Flick und Sportvorstand Hasan Salihamidzic vermutlich schon ärgern. Anfang Oktober, als die Meldeliste für die Gruppenphase der Champions League an die Uefa übermittelt werden musste, verzichteten sie auf einen jungen Mann, den sie jetzt gut gebrauchen könnten im Spiel bei Atlético Madrid (21 Uhr/Sky und im AZ-Liveticker): Tanguy Nianzou (18).

Doch man konnte Flick und Salihamidzic verstehen. Nianzou hatte sich im September bei der französischen U20 eine schwere Oberschenkelverletzung zugezogen, die Perspektiven waren nicht gut. Die Münchner wollten beim Defensivjuwel kein Risiko eingehen. Jetzt weiß man: Die Herangehensweise war wohl zu vorsichtig. Nianzou hat offenbar ziemlich gutes Heilfleisch.

Tanguy Nianzou feiert Bayern-Debüt nach überstandener Verletzung

Tanguy Nianzou, der im Sommer ablösefrei von Paris Saint-Germain zu Bayern wechselte, wäre körperlich bereit für die Partie bei Atlético und auch das letzte Gruppenspiel am 9. Dezember gegen Lokomotive Moskau. Zwei Spiele, die für Gruppensieger Bayern sportlich keine Bedeutung mehr haben, die aber ideal sind, um ramponierte Spieler zu schonen sowie Talente aus der zweiten Reihe heranzuführen. Wie Nianzou.

Am Samstag in Stuttgart ließ Coach Flick seinen Abwehrmann erstmals im FC-Bayern-Dress spielen. Nianzou wurde in der 69. Minute für den angeschlagenen Jérôme Boateng eingewechselt, er leistete sich keine Fehler. Das ist in der derzeit anfälligen Bayern-Defensive schon nicht schlecht. Viel bemerkenswerter waren die Worte, die Flick wählte, um Nianzous Entwicklung zu beschreiben. "Tanguy ist in ein Spiel reingeschmissen worden, das nicht einfach war. Von daher kann er stolz sein", sagte Flick: "Ich freue mich, dass er sein erstes Spiel gemacht hat."

Flick: Nianzou bereits gut ins Team integriert

Das war aber nur der Anfang. Nianzou habe sich prima ins Team integriert, ergänzte Flick. "Dafür, dass er erst knapp drei Monate da ist, ist er mit seinem Deutsch sehr weit. Das ist hervorragend." Auch den Teamkollegen ist Nianzous Fleiß und Professionalität aufgefallen, diese Berufsauffassung in jungem Alter kommt gut an. Nicht zuletzt bei Flick: "Er ist ein Genuss auf dem Trainingsplatz, sehr positiv, hat immer ein Lächeln auf den Lippen. Mir macht's total Spaß mit ihm."

Nianzou, der Genuss-Spieler. Ganz aus dem Nichts kommt Flicks Loblied freilich nicht. Bei PSG ärgert sich Trainer Thomas Tuchel heute noch, dass der Youngster, der trotz seiner Körperlänge (1,87m) mit Eleganz, Übersicht und technischer Klasse beeindruckt, lieber zu Bayern wechselte, statt in Paris zu reifen. Tuchel gab Nianzou regelmäßig Einsatzzeit, auch in der Champions League. Man plante fest mit ihm.

FC Bayern traut Tanguy Nianzou dieselbe Entwicklung wie Davies zu

Zsolt Löw, Tuchels Co-Trainer, bezeichnete Nianzou kürzlich im "Kicker" sogar als "das größte Talent, das ich je gesehen habe". Der Spieler selbst aber erkannte bei Bayern bessere Entwicklungsmöglichkeiten. Alphonso Davies, ist ein leuchtendes Beispiel für ihn. Die Bayern trauen Nianzou eine ähnliche Erfolgsgeschichte wie Davies zu. Salihamidzic nannte den Franzosen "einen der besten Spieler Europas im Jahrgang 2002".

Er gilt als Abwehrchef der Zukunft. Schließlich ist offen, ob Boateng und David Alaba über den Sommer hinaus bei Bayern spielen. Ralf Rangnick, der frühere Macher von RB Leipzig, hätte Nianzou einst gern zu den Sachsen geholt. Der Franzose werde "einer der besten Innenverteidiger der nächsten zehn Jahre", erklärte Rangnick, und bei Bayern "spätestens in ein bis zwei Jahren Stammspieler".

Das kann Tanguy Nianzou nun unter Beweis stellen. Ab dem Achtelfinale im Februar 2021 auch in der Champions League.

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