Taktik-Experte Eckner: So knackt man den FC Bayern München

München - Paris St.-Germain (3:0), TSG 1899 Hoffenheim (2:0), Borussia Mönchengladbach (2:1): Das waren die drei Mannschaften, die den FC Bayern in dieser Saison besiegten. Nur drei Teams – in wettbewerbsübergreifend 28 Spielen. Diese Zahl belegt, wie schwer es ist, Bayern zu schlagen.
Die Folge der Dominanz: Das Team von Trainer Jupp Heynckes führt die Bundesliga nach dem Auftaktsieg 2018 in Leverkusen mit 13 Punkten Vorsprung an, die sechste Meisterschaft in Folge scheint sicher. "Das war der 'letzte Strohhalm' für die Konkurrenz", sagte Thomas Müller bei Amazon Music: "Wir wollten gar nicht die Stimmung aufkommen lassen, dass vielleicht noch einmal jemand in der Tabelle an uns heranschnuppern kann. Das haben wir geschafft."
Ernüchterung bei allen Gegnern – doch es gibt Hoffnung: Taktik-Experte Constantin Eckner, Autor von spielverlagerung.de, erklärt in der AZ, mit welchen Kniffen Müllers Team tatsächlich zu ärgern ist: So knackt man die Bayern!
Taktik-Experte: Constantin Eckner. twitter.com/cc_eckner
1. Pressing und dabei die Flügel abdecken
"Die Bayern sind die stärkste Mannschaft im Spielaufbau, aber vielleicht nicht ganz so resistent gegen Pressing wie vor zwei, drei Jahren", sagt Eckner. Unter Pep Guardiola agierten die Bayern noch sicherer im Passspiel – auch dank Stratege Xabi Alonso, der inzwischen mit dem Fußball aufgehört hat.
Eckner betont, dass sowohl Leverkusen als auch Borussia Dortmund im Pokalspiel kurz vor Weihnachten gute Phasen gehabt hätten, in denen das Forechecking funktionierte – und Ballgewinne erzwungen wurden. "Doch man muss beim Pressing einen zweiten Punkt beachten", erklärt Eckner. "Man darf die Flügelpositionen nicht vernachlässigen, wenn man mit einer Fünferkette agiert. Sonst können sich die Bayern spielerisch aus diesen Situationen befreien."
Leverkusens Leon Bailey etwa habe am vergangenen Freitag oft allein gegen die Bayern-Spieler Rafinha und Arjen Robben angreifen müssen. Das konnte nicht gut gehen. "Wenn die Außenstürmer der Bayern einmal frei sind, gibt es für jeden Gegner große Probleme", so Eckner.
Der Taktik-Experte empfiehlt außerdem eine genauere Abwägung, wenn der Ball gegen Bayern mal erobert wurde: "Viele Gegner schalten dann sofort um und rennen selbst in Konter. Das ist sehr gefährlich, Bayern reagiert gnadenlos. Man muss versuchen, das Umschaltspiel zu dosieren, eine Absicherung zu schaffen, und manchmal lieber das Spiel zu beruhigen."
Dieses Gefühl für Rhythmuswechsel in der richtigen Situation sei aber die "höchste Kunst des Fußballs", sagt Eckner. "Die beherrscht nicht jedes Team."
2. Selbst den Ball kontrollieren
Traditionell dominieren die Bayern fast alle Gegner mit Ballbesitzfußball, "sie lassen die anderen Teams laufen und machen sie mürbe, auch konditionell", erklärt Eckner. Doch es gibt Ausnahmen: zum Beispiel Eintracht Frankfurt in der Hinrunde (0:1)."Nachdem Bayern zunächst überlegen war, bekam die Eintracht das Spiel durch Pressing unter Kontrolle und hatte am Ende mehr als 50 Prozent Ballbesitz. Das ist sehr selten", sagt Eckner.
Aber umso effektiver. Eckner weist darauf hin, dass es manchmal besser sei, weniger Risiko einzugehen. "Ich kann den Ball gegen Bayern nur halten, wenn ich erst mal Ruhe reinbringe. Wenn das Spiel schnell wird und chaotisch, gewinnt in den meisten Fällen Bayern."
Warum? "Weil Bayern eine extrem hohe individuelle Qualität hat - und Spieler wie Javi Martínez, Jérôme Boateng oder Arturo Vidal in solch wilden Spielen mit ihrer Athletik dominieren."
3. Pässe auf Ulreich und Süle erzwingen
Beim Pressing sei es sinnvoll, sich auf bestimmte Spieler zu konzentrieren, meint Eckner. "Niklas Süle ist ein guter Passspieler, aber aktuell noch schwächer als Boateng und Mats Hummels. Ihm fehlt da ein bisschen die Erfahrung."
Außerdem müsse man Rückpässe auf Torhüter Sven Ulreich provozieren. "Manuel Neuer ist klasse am Ball", sagt Eckner, "Ulreich in diesem Punkt Durchschnitt."
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