Tag X für Hoeneß: Wird Stoiber sein Nachfolger?

Montagabend muss sich der Präsident und Aufsichtsratsboss vor dem Aufsichtsrat erklären. Als Nachfolger steht Edmund Stoiber für beide Posten bereit.
von  G.J.
Sichtlich gut gelaunt: Hoeneß freut sich am Samstag über den Sieg der Bayern-Basketballer. Montagabend tagt der Aufsichtsrat und könnte Hoeneß zum Rücktritt bewegen, der CSU-Ehrenvorsitzende Edmund Stoiber steht schon als neuer Bayern-Boss bereit.
Sichtlich gut gelaunt: Hoeneß freut sich am Samstag über den Sieg der Bayern-Basketballer. Montagabend tagt der Aufsichtsrat und könnte Hoeneß zum Rücktritt bewegen, der CSU-Ehrenvorsitzende Edmund Stoiber steht schon als neuer Bayern-Boss bereit. © dpa

Montagabend muss sich Präsident und Aufsichtsratsboss Uli Hoeneß vor dem Aufsichtsrat des FC Bayern erklären. Als Nachfolger steht Edmund Stoiber für beide Posten bereit.

München - Er hatte sich gegen die Dienstreise nach Dortmund entschieden. Dort, wo die Borussen-Fans den Bayern-Präsidenten mit Schmähgesängen wie "Steht auf, wenn ihr Steuern zahlt!" empfangen wollten, mochte Uli Hoeneß sich an diesem Samstag nicht die Laune verderben lassen.

Beim Basketball im heimischen Audi-Dome dagegen war ihm der Zuspruch gewiss.

Als der Hallensprecher ihn beim Playoff-Auftakt gegen Alba Berlin zu Beginn der zweiten Hälfte persönlich begrüßte ("Wir freuen uns, dass unser Präsident heute bei uns ist") und Hoeneß sich auf seinem angestammten Platz in der zweiten Reihe niederließ, vor ihm die bei den Profis rausrotierten Fußballstars Bastian Schweinsteiger und Arjen Robben, hinter ihm deutlich mehr resolute und Reporter abweisende Ordnungskräfte als sonst, da brandete Beifall auf.

Hoeneß strahlte, der Rückhalt der Fans und Mitglieder tat ihm sichtbar gut. Im Verein ist der Präsident trotz der Steuerhinterziehungs-Affäre weiterhin gut gelitten.

Im Aufsichtsrat kann er sich dieser Rückendeckung nicht sicher sein. Wenn das Kontrollgremium der AG, das eigentlich den Vorstand begutachten soll, sich nun aber mit seinem eigenen Vorsitzenden auseinandersetzen muss, heute Abend in der ansonsten weitgehend menschenleeren Allianz Arena zusammenkommt, könnte es einsam werden um Uli Hoeneß, dessen Selbstanzeige wegen millionenschwererer Steuerhinterziehung von der Staatsanwaltschaft München II kritisch geprüft wird.

Die Staatsanwaltschaft lehnt einen Deal ab, das Verfahren gegen eine einjährige Bewährungsstrafe einzustellen, so wie es der Hoeneß-Seite vorschwebe – das berichtet die "Bild am Sonntag". Nun wollen die Aufsichtsräte Hoeneß zum Rückzug drängen.

Vor allem die Konzernchefs im Aufsichtsrat, also Rupert Stadler (Audi), Herbert Hainer (Adidas), Timotheus Höttges (Telekom) und Martin Winterkorn (VW) fürchten, dass in Zeiten verschärfter Regeln für saubere Unternehmensführung die Hoeneß-Affäre auch ihren Unternehmen schade.

Sie sollen übereingekommen sein, so behauptet es der "Spiegel" in sein er aktuellen Ausgabe, Hoeneß ursprünglich sogar zum sofortigen Rückzug drängen zu wollen, haben diesen Plan wohl aber nach dem Sieg in Barcelona und dem Einzug ins Champions-League-Finale verworfen – auch weil sie den Zorn des Fanvolkes beim FC Bayern fürchteten, wenn die Konzerne Hoeneß um den womöglich größten Tag seiner Präsidenten-Zeit brächten, einen Triumph über den Rivalen Dortmund in Wembley.

Adidas und Audi sind mit jeweils 9,1 Prozent Anteilen Minderheitseigner in der FC Bayern AG, rechnet man die Vorstände der Telekom, von VW und der UniCredit dazu, sind die Unternehmens-Bosse im Aufsichtsrat knapp in der Mehrheit gegenüber der Hoeneß-Fraktion um Vizepräsident Karl Hopfner, Focus-Herausgeber Helmut Markwort und Ex-Ministerpräsident Edmund Stoiber. Stoiber könnte eine Schlüsselrolle zukommen beim Kompromiss, der sich für heute Abend abzeichnet.

Man soll sich darauf verständigt haben, Hoeneß erst nach dem Finale am 25. Mai abzulösen, zumal er selbst darauf beharrt hat, "auf keinen Fall vor dem Champions-League-Finale zurückzutreten".

Diese Brücke wollen sie ihm bauen: Hoeneß soll nach der heutigen Sitzung erklären, er werde nach dem Finale sein Amt ruhen lassen, bis die Ermittlungen wegen Steuerhinterziehung abgeschlossen seien. Sollte er nicht verurteilt werden, könne er ins Amt zurückkehren.

Offen ist noch, ob Hoeneß nur als Aufsichtsrats-Boss zurücktreten wird – oder auch als Vereinspräsident. Formell sind die Posten getrennt, Hoeneß aber unterscheidet da öffentlich nicht, auch Franz Beckenbauer hatte diese Doppelfunktion inne.

Die Satzung besagt, dass der Präsident auch Mitglied des Aufsichtsrates sein muss - nicht aber automatisch auch als Vorsitzender. Der CSU-Ehrenvorsitzende würde auch beide Ämter beim FC Bayern übernehmen. Nach AZ-Informationen soll Edmund Stoiber fix sein für beide Posten.

Lesen Sie hier: Merkel - Bereit zum Gespräch mit Steuersünder Hoeneß

Stoiber sieht sich als Vereinsmensch, ist seit Jahren im Verwaltungsbeirat des Vereins aktiv und auch oft bei den Basketballern zu Gast. Für den früheren Ministerpräsidenten wäre dies ein Comeback auf einem Platz an der Sonne.

Der Aufsichtsrat will ihn zum kommissarischen Vorsitzenden ernennen, als Präsident müsste ihn die Mitgliederversammlung bestätigen. Der CSU-Ehrenvorsitzende als Bayern-Boss? Andere sähen lieber Vize-Präsidenten Karl Hopfner auf dem Posten, der so manches Privileg mit sich bringt: Am Samstag beim Basketball ließ sich Hoeneß vom Bayern-Berni in den Arm nehmen.

Kuscheln mit dem Maskottchen.

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