Supertalente unter dem Radar: Wie Hasan Salihamidzic den FC Bayern für die Zukunft rüstet

Lange Zeit galt die Jugendarbeit beim FC Bayern als unzureichend und der Durchbruch bei den Profis für Talente als unmöglich. Spätestens seit Alphonso Davies ist klar, welchen Weg Sportvorstand Hasan Salihamidzic beim Rekordmeister verfolgt. Neben spektakulären Star-Transfers versorgt er die Bayern mit zahlreichen Talenten – und kaum einer bekommt es mit.
Sebastian Kratzer |
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Sportvorstand Hasan Salihamidzic lockte zuletzt etliche europäische Toptalente zum FC Bayern.
Sportvorstand Hasan Salihamidzic lockte zuletzt etliche europäische Toptalente zum FC Bayern. © imago images / FC Bayern München

München - Junge Stars wie Erling Haaland oder Jadon Sancho, die bei Borussia Dortmund zu Top-Spielern und Leistungsträgern gereift sind, sorgen in ganz Europa für Furore und Interesse. Der BVB zeigt auch mit den Transfers von Jude Bellingham oder Giovanni Reyna, das sie weiterhin die Top-Adresse für Spieler-Juwelen sind, die den nächsten großen Schritt gehen wollen.

Dass der FC Bayern nun aber seit zwei Jahren einen ähnlichen Weg verfolgt, ist für viele auf den ersten Blick nicht erkennbar. Große Star-Transfers wie der von Leroy Sané verzerren etwas das Bild, welches die Arbeit von Sportvorstand Hasan Salihamidzic zeigt.

Chris Richards macht den Anfang - Alphonso Davies als Meisterstück 

Durch eine medienpräsente Kooperation zwischen dem FC Dallas aus der amerikanischen Major League Soccer (MLS) und dem FC Bayern kam der Transfer von Innenverteidiger Chris Richards zustande. Erst in Form einer Leihe, wechselte der mittlerweile 20-Jährige im Januar 2019 fest zur zweiten Mannschaft der Münchner. Dass er knapp zwei Jahre später im wichtigsten Saisonspiel der Profis gegen RB Leipzig eingewechselt wird, bestätigt einmal mehr, was der damalige Sportdirektor Salihamidzic und insbesondere Campus-Leiter Jochen Sauer in ihm sahen. 

Kam aus der MLS nach München: Chris Richards.
Kam aus der MLS nach München: Chris Richards. © Sven Simon/ imago images

Als Alphonso Davies dann am 1. Januar 2019 vom FC Bayern verpflichtet wurde, war er mit einer Ablöse von zehn Millionen Euro der teuerste Bayern-Neuzugang der Spielzeit 2018/2019. Andere Top-Transfers wie beispielsweise Leon Goretzka kamen zuvor ablösefrei zum FC Bayern. Mittlerweile hat Davies einen Marktwert von 80 Millionen Euro und gilt als einer der begehrtesten Youngster der Welt. Auch hier bewies "Brazzo" einmal mehr, dass es nicht immer die teuren Star-Transfers sein müssen, die so viele von ihm forderten.

Eines der größten Talenten in ganz Europa: Alphonso Davies.
Eines der größten Talenten in ganz Europa: Alphonso Davies. © Michael Regan/Getty Images via UEFA/dpa

Im Schatten von Sané und Hudson-Odoi - wie Brazzo den FC Chelsea ausstach

Nach der ersten Saison unter Niko Kovac, die mit einem frühen Ausscheiden aus der Champions League endete, wurde die Forderung nach neuen Stars immer lauter. Salihamidzic hatte es nach der berüchtigten Hoeneß-Ankündigung schwer, den Forderungen der Fans gerecht zu werden. Schließlich scheiterten die lange forcierten Transfers von Leroy Sané (Manchester City) und Callum Hudson-Odoi (FC Chelsea). Vorstandsboss Karl-Heinz Rummenigge sagte damals am Rande des "SPOBIS" in Düsseldorf: "Das Einzige, was der Hasan gerne bewerkstelligt hätte, wäre dieser Spieler von Chelsea gewesen." 

Dass zu dieser Zeit allerdings tatsächlich zwei Talente von Chelsea nach München wechselten, ging im Tumult um Hudson-Odoi und Sané fast unter. Heute ist man an der Säbener Straße mehr als froh, dass sich Brazzo auf Anraten seines Chefscouts Marco Neppe und Nachwuchs-Boss Jochen Sauer durchgesetzt hat und Jamal Musiala sowie Bright Arrey-Mbi nach München lockte. Auch Musiala war wie Hudson-Odoi kurz davor, einen langfristigen Vertrag in London zu unterschreiben. "Jeder bei Chelsea wusste, wie gut Musiala war", sagt der englische Reporter Nizaar Kinsella von "Goal" über ihn. 

Bayerns neues Juwel: Jamal Musiala.
Bayerns neues Juwel: Jamal Musiala. © firo Sportphoto / Augenklick

Ausblick in die Zukunft: Hausaufgaben bereits gemacht

Da es wohl noch etwas dauert, bis aus dem neu strukturierten Nachwuchsleistungszentrum Talente aus der eigenen Jugend den Sprung zu den Profis schaffen, füllt Brazzo diese Lücken auch weiterhin mit hoch angesehen Talenten aus ganz Europa. Während sich Musiala bei den Profis bereits mehr oder weniger bewiesen hat und Hansi Flick fest mit ihm plant, soll Arrey-Mbi bei den Amateuren abgehärtet werden und ebenfalls in naher Zukunft zu den Profis aufschließen.

Mit dem Portugiesen Tiago Dantas, der in der Hinrunde ausschließlich für die zweite Mannschaft spielberechtigt ist, lotste Brazzo auf dringenden Wunsch von Hansi Flick einen weiteren Youngster nach München. Gleichzeitig wechselte Linksverteidiger-Talent Remy Vita aus Frankreich nach München, der bei den kleinen Bayern schon zwei Tore in sieben Spielen erzielen konnte. Doch auch nationale Talente hat Brazzo auf dem Schirm: Im Sommer wechselte Offensiv-Allrounder Armindo Sieb zur U19 der Münchner,  der im DFB-Pokal sein Profi-Debüt geben durfte.

Tiago Dantas gilt als nächstes Supertalent in den Reihen der Münchner.
Tiago Dantas gilt als nächstes Supertalent in den Reihen der Münchner. © imago images / Oryk HAIST

Die Arbeit von Brazzo bleibt auch innerhalb der Liga nicht ungewürdigt. "Musiala ist ein sehr großes Talent. Davon hat Bayern einige gekauft", sagte Leipzig-Trainer Julian Nagelsmann nach dem Spiel in München. "Ich habe schon immer betont, dass sie auch im Nachwuchs einige gute Entscheidungen treffen", fügte er an. Bayern ist für die Zukunft also bestens gerüstet – auch und vor allem dank Salihamidzic. 

 

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  • Südstern7 am 10.12.2020 22:09 Uhr / Bewertung:

    Es ist gut, dass die Sternkopf-, Schlaudraff-Käufe (stellvertretend für einige Schnellschüsse) der Vergangenheit angehören. Heute versucht man die Talente am eigenen Campus heranzuführen. Dennoch ist es nicht einfach diese Talente zu integrieren, denn ein Blick auf den Kader der "Ersten" zeigt, dass es schwer wird für die Jungen da auf das gleiche Level zu kommen. Musiala und Davies sind da auf einem verdammt guten Weg!! Das wäre ein Ding, wenn die 2 sich ebenso etablieren würden wie einst z.B. Alaba. Und dazu auch Richards den immer häufiger vom Platz humpelnden Boateng verdrängen könnte. Aber Achtung: Zirkzee lässt grüßen! Denn der Weg zum Stammspieler ist steinig und lang.
    Da steht auch die Frage im Raum warum die über ihren Zenit seienden Akteure wie Costa und Choupo-Moting ihr Gnadenbrot an der Säbener fristen? Meiner Meinung nach zu Recht, die braucht man mit ihrer Erfahrung auch noch! Setzt die Jungen dosiert ein. Bitte nicht verheizen.

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