Superjoker des FC Bayern bleiben Bankdrücker: Der erste könnte schon bald den Abflug machen

Mathys Tel ist einer der Gewinner der Saison – kommt beim FC Bayern aber über die Jokerrolle nicht hinaus. Thomas Tuchel erklärt, warum er den Youngster noch nicht von Beginn an ran lässt.
von  Patrick Strasser
Mathys Tel gehört die Zukunft beim FC Bayern, die Zeit von Eric Maxim Choupo-Moting beim Rekordmeister könnte dagegen bald enden.
Mathys Tel gehört die Zukunft beim FC Bayern, die Zeit von Eric Maxim Choupo-Moting beim Rekordmeister könnte dagegen bald enden. © IMAGO / Sven Simon

München/Istanbul - Angesichts der fantastischen Torquote des Teenagers könnte man meinen: Was ist bloß los mit dem Burschen? Schon seit drei – jawoll, drei! – Partien hat Mathys Tel schon nicht mehr getroffen für den FC Bayern. Kann doch wohl nicht wahr sein! Dabei steht der 18-Jährige bei sechs Pflichtspieltoren in dieser Saison – und das in nur 329 Spielminuten.

Doch Bayerns Superjoker hat seine Bilanz inzwischen mit zwei Kurzauftritten in der französischen U21 aufgehübscht. Es war seine erste Nominierung für die Junioren der "L`Équipe tricolore" und prompt erzielt Tel seine ersten beiden Tore. Als Joker – was sonst? Es ist seine Rolle, es ist sein zweiter Vorname.

FC Bayern: Mathys Tel trifft häufig, darf aber nicht von Beginn an ran

Eine Auszeichnung, zugleich ein Stempel, den er baldmöglichst wegwischen möchte. Wie das geht? Durch Tore? Aber nur durch Tore, wenn er von Anfang an spielt. Das ist die Crux. Für einen 18-Jährigen lediglich der nächste Schritt in seiner – unaufhaltsamen – Entwicklung zum Topstürmer oder doch – sagen wir – ein Teufelchenskreis?

Tel erfüllt seine Funktion als Joker für die letzten 15 bis 20 Minuten so gut, so wertvoll, dass ein Startelf-Einsatz aus Sicht von Trainer Thomas Tuchel keinen Sinn ergeben würde. Vorerst. Dies erklärte der Chefcoach vor dem 3:1 bei Galatasaray Istanbul gegenüber "uefa.com". 

Trainer Thomas Tuchel erklärt: Darum ist Mathys Tel als Joker so unheimlich wertvoll

Tuchel sagte: "Wir denken täglich darüber nach, ob wir ihn 90 Minuten lang spielen lassen. Aber Mathys geht im Moment so gut mit dieser Rolle um, dass wir diese Rolle auch nicht einfach hergeben möchten. Es ist sehr wichtig, jemanden zu haben, der diese Rolle liebt. Die Mannschaft weiß, dass wenn er für eine halbe Stunde oder eine Viertelstunde eingewechselt wird, kann er unser Spiel komplett beeinflussen. Er kann uns die Energie geben und das entscheidende Tor machen. Das ist eine extrem wichtige Rolle."

Im Hexenkessel von Istanbul wurde Tel am Dienstagabend in der 83. Minute eingewechselt, blieb aber ohne Treffer. Ganz im Gegensatz zum zweiten Gruppenspiel: beim 2:1 in Kopenhagen gelang Tel nach Vorlage von Thomas Müller der Siegtreffer, beim 2:1 in Mönchengladbach nach einer Ecke von Joshua Kimmich ebenfalls. Ob als Sturmspitze oder über den linken Flügel – Tel agiert mit Leichtigkeit und Selbstvertrauen. Zwei Partien bestritt er von Beginn an in dieser Saison, traf dabei im DFB-Pokal in Münster (4:0), im Supercup gegen RB Leipzig (0:3) jedoch nicht.

Wird Mathys Tel bald zu gut für die Jokerrolle?

"Wenn ich ihn jetzt von Anfang an spielen lasse, fehlt mir vielleicht jemand, der mit der gleichen Leidenschaft, Hingabe und Qualität diese Rolle spielen kann. Deshalb ist es ein Abwägen", grübelt und Tuchel und sagt: "Wir müssen beobachten, wie lange Mathys die positive Energie für diese Rolle hat. Wir werden ihm auch immer wieder Spiele von Beginn an geben. Aber momentan haben wir eine große Konkurrenz. Mathys ist 18 Jahre alt und nimmt die Rolle sehr gut an. Er lässt sein Ego außen vor und das ist sehr bemerkenswert."

Heißt aber auch: Tel ist ein Rollenspieler auf Zeit, irgendwann zu gut für die Jokerrolle. Was ist, wenn der Publikumsliebling der Fans dann wegwill, sich ausleihen lassen will? Er will spielen, sich messen, sich beweisen. Sein Vertrag läuft bis 2027. Ebenso wie der von Harry Kane, Bayerns Wunschmittelstürmer und Statement-Transfer dieses Sommers. So lange kann Tel nicht warten und geduldig bleiben.

Weil Tel so gut ist: Wohl kein neuer Vertrag für Choupo-Moting

Doch schon kommenden Sommer spätestens könnte sich Tels Perspektive ändern, wenn der Vertrag von Stürmer Eric Maxim Choupo-Moting (34) ausläuft. Die Tendenz ist klar: keine erneute Verlängerung – vor allem auch, um Tel mehr Raum und Spielzeit zu geben.

Sollte Choupo-Moting mit seiner aktuellen Rolle und der geringen Spielzeit (elf Einsätze, lediglich zwei von Beginn an, nur 223 Spielminuten) zu unzufrieden sein, wäre auch ein Winter-Wechsel im Januar vorstellbar. Im Januar könnte Bayern sogar noch eine kleine Ablöse erzielen. Und Tuchel müsste für Tel nicht mehr so überdimensionierte verbale Blumensträuße binden, um ihm zu erklären, warum er nicht beginnen darf.

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