Streich: „Wir sind auch ein bisschen sexy“
FREIBURG Die Haare ungekämmt, der Pulli ausgewaschen. Wenn Christian Streich eine Pressekonferenzen gib, dann sieht es oft aus, als wäre es die erste seiner Karriere. Und dann sagt der Trainer des SC Freiburg oft auch noch Dinge, die so gar nicht zum glattgeschliffenen Einheits-Sprech der Bundesliga passen – klar, dass so einer zur Kultfigur wird: Kauzig, aber liebenswürdig. Vor allem, wenn er mit seiner Mannschaft, dem ewigen Underdog, auf Rang fünf steht und gute Chancen auf die Europa League hat. Seit seinem Amtsantritt Ende 2011 hat er aus 51 Spielen mit Freiburg nur 13 verloren. Am Samstag (15.30 Uhr) spielt Streich gegen den FC Bayern – die AZ hat seine besten Sprüche gesammelt. Über...
...den Kader der Bayern: „Man wird nicht Star bei Bayern München, weil irgendeine höhere Macht das gesagt hat. Die Spieler dort, das sind die, die am meisten leisten. Und deshalb verdienen sie am meisten. Da wollen alle unsere Jungs hin.“
...die Attraktivität des SC Freiburg und die Chance, talentierte Spieler zu halten: „Wir müssen uns jetzt nicht sexyer machen als wir sind. Aber ganz unsexy sind wir nicht. Also ich bin relativ unsexy, das gebe ich zu. Aber der Verein und die Struktur, die sind auch ein bisschen sexy.“
...seine Leidenschaft für die Jugendarbeit: „Man ist ja kein Guru. Man ist ja nur ein Menschenbegleiter. Ein Jungmenschenbegleiter. Am liebsten würde ich wieder in die Fußballschule fahren und dort trainieren. Aber Gott bewahre, nicht dass ich dann nicht mehr zurückkommen darf.“
...die Studie eines Soziologen, dass Schönlinge schlechter Fußball spielen: „Bei uns läuft es im Moment ja ganz gut. Heißt das im Bezug auf den Trainer, dass ich schlecht aussehe? Aber diese Studie des Soziologen: Hat er vorher noch eine Studie durchgeführt, wer überhaupt ein gutaussehnder Spieler ist? Wenn er das nicht gemacht hat, ist seine Studie hochgradig unseriös.“
...über den Rat eines Journalisten, mehr Flanken zu üben: „Fußballer spielen lieber bei 25 Grad minus, als bei fünf Windböen. Am Dienstag hätte es uns fast vom Platz geblasen!“
...über seine liebsten Spieler-Charaktere: „Es ist nicht so, dass ich sage, die mit dem nach außen gerichteten Temperament sind ganz toll und die, die ruhig dasitzen sind langweilig. Mir geht’s oft genau andersherum. Wenn ich Leute treffe, die mir ähnlich sind, kann es sein dass ich mich umdrehe und in die andere Richtung gehe. Weil das kenne ich ja eh schon.“
...über die Bedeutung des ersten Tores: „Das 1:0 ist das erfreulichste Ereignis, das es im Fußball gibt.“
...über die Bedürfnisse von Spielern: „Der eine Trainer sagt, leg dich eine Stunde vor dem Spiel in die Badewanne, das entspannt dich. Der andere sagt, geh beten – aber ich will partout nicht in die Kirche. Wenn ich gezwungen werde, kann ich später nicht gut kicken. Deshalb müssen wir uns über individuelle Herangehensweise unterhalten. Der eine holt Kraft aus dem Gebet, der andere aus der Badewanne.“