Streich trifft Pep und sagt: "Die Bayern laufe lasse!"
MÜNCHEN Hermann Gerland, der ewige Bayern-Assistenztrainer, ist so etwas wie das Bundesliga-Lexikon für den neuen Trainer Pep Guardiola. Vor jedem Spiel bedient „Tigerpedia” seinen Chef mit Infos über die Gegner, deren besondere Merkmale, das Stadion, die Fans, die Historie, die Statistik. Und er stellt Pep den Trainer des Gegners vor.
Am Dienstag in Freiburg ist es: Christian Streich.
Um es kurz zu machen: Da treffen Welten aufeinander. Die AZ hat vorab exklusiv das Kennenlern-Gespräch der beiden Trainer belauscht. Hier das Protokoll – die Streich-Zitate sind in Lautschrift verfasst (alemannisch, vergleiche: Jogi Löw!) und tatsächlich zum Großteil so gefallen.
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Als Guardiola schwungvoll aus dem Bus aussteigt, brettert ihm Streich, der wie immer mit dem Fahrrad zum Freiburger Stadion gekommen ist, über den Fuß. Pep ist erst böse („Das ist ein super-super-Fuß, aber ich habe top-top-Schuhe!”), dann erkennt er Streich.
Pep: „Ah, gutten Tack! Sie sind dieser super-super-Trainer! Ich habe schon viel von Ihnen gehört. Sie haben Unglaubliches geleistet.”
Streich: „Willkomme, Mister Guardiola. Isch bin der Christian. Sie kenne unser schönes Breisgau? Des isch fascht so nett wie bei Euch in Schbanien, in Tiki-Taka-Land.”
Pep (verwundert): „Ich habe großen, großen Respekt vor Ihrer Leistung, bin beeindruckt. Ich weiß: Es wird schwer.”
Streich: „Sparet Sie sich die Komplimente. Was soll ich denn sage? Wisset Sie, was ich meine Jungs gsagt habe? Wir müsse uns damit beschäftige, dass wir in dieses Spiel gehen mit Mut, mit ’ner gute Haltung und mit Freude, dass wir sage: mir spiele ein ganz normales Bundesliga-Spiel gegen Bayern Münsche.”
Pep (überspielt Unsicherheit): „Sie haben Recht. Die Bundesliga ist immer super-super.”
Streich: „Unser Taktik: Wir müsse arbeite! Die Bayern laufe lasse, laufe lasse, laufe lasse! Angenomme, du kriegscht a Tor – was gege Bayern durchaus passiere kann – gleich weiterschpiele.”
Pep (leicht irritiert): „Ja, ja. Ich sage immer zu den Medien: Schritt für Schritt.”
Streich: „Aber wir wolle natürlich kein Tor kriege. Du derfscht kei Fehler mache, trotschdem mache se ’n Tor. Wir wolle schon auch de Ball habe, damit wir mitspiele könne. Und wenn wir de Ball habe, kann der Gegner kei Tor schieße. Auch wenn wir ihn gege de Bayern nicht so oft kriege, weil die sage: Ihr kriegt ihn nicht!Aber wir sage dann trotzdem zu ihne: Wir wolle ihn aber.”
Pep (verunsichert): „Ja, ja! Ballbesitz! Ich mag auch den Ball haben. Immer!”
Streich: „Wie geht’s Ihne so in Münsche? Des isch scho a bissle viel, oder? Sie waret ja jede Tag in de Zeitunge. Isch habe das Gefühl, der Pep isch bestimmt schon ein Jahr hier.”
Pep (sucht mit Blicken nach Gerland, braucht Hilfe, sagt irgendwas): „Wir brauchen Zeit. Viel, viel Zeit.”
Streich: „Bei Ihne in Münsche wird doch jeder abgebrochene Zehennagel zum Ereignis. Ich hoffe, dass Sie, mein lieber Pep, unbeschadet aus der Nummer herauskomme. Wisset Sie: Ich brauche keine Bodyguads. Bodyguards habe die Stars. Aber: Ich weiß nicht, was morge ist. Wenn ich das wüsste, das wäre ja furchtbar. Also: viel Glück!”
Der Freiburger Coach streichelt Pep liebevoll über den Kopf, schwingt sich auf den Sattel. Guardiola bleibt verstört zurück. Da kommt Gerland, ruft: „Trainer! Alles klar?” Pep schaut ins Leere, denkt an was Schönes.
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