Strategisches Umziehen

Trainer Jürgen Klinsmann krempelt die Bayern-Kabine um. Statt rot-weiß dominiert jetzt weiß-grau. Philipp Lahm hat sich schon dran gewöhnt: „Das neutrale Grau gefällt mir besser!“
von  Abendzeitung
Hier ziehen sich die Bayern-Stars jetzt um: Der Raum, bislang die Gästekabine bei Heimspielen der Löwen.
Hier ziehen sich die Bayern-Stars jetzt um: Der Raum, bislang die Gästekabine bei Heimspielen der Löwen. © az

Trainer Jürgen Klinsmann krempelt die Bayern-Kabine um. Statt rot-weiß dominiert jetzt weiß-grau. Philipp Lahm hat sich schon dran gewöhnt: „Das neutrale Grau gefällt mir besser!“

MÜNCHEN Schon vor Jürgen Klinsmann gab es beim FC Bayern ein paar Dinge, die aus den USA importiert waren. Exakt 22. Es waren die roten Spinde der Luxusklasse in der Bayern-Kabine der Allianz Arena – nach Vorbild des US-Football-Liga NFL. Entdeckt wurden die großzügigen, jeweils einen Meter breiten Schränke samt abschließbarem Fach für Wertsachen von Manager Uli Hoeneß höchstselbst. Im Soldier Field von Chicago. Beim Amerika-Gastspiel der Bayern im Juli 2004.

Nun sind die Spinde, auf die Hoeneß bei der Stadioneröffnung 2005 so stolz war, weg. Eingelagert und gut aufgehoben, wie Mitarbeiter der Allianz Arena bei Stadionführungen in Fröttmaning erzählen. Denn aus der 65,5 Quadratmeter großen Kabine des FC Bayern, zuvor in der Vereinsfarbe Rot gehalten, ist ein grau-weißer „Strategie- und Besprechungsraum“ geworden.

Umziehen müssen sich Philipp Lahm und Co. nun in der spartanischen Kabine, die zuvor den Gastmannschaften des Stadion-Mieters TSV 1860 vorbehalten war, zuletzt am Sonntag also die SpVgg Greuther Fürth. In dem kleineren Raum stehen keine Spinde, sondern schmale Regale aus grauem Kunststoff. Die Wertsachen können nicht mehr weggesperrt werden. Um die neue Kabine zu erreichen, müssen die Stars über zwei Treppen laufen – vorbei am Entmüdungsbecken. Die Wände sind weiß, rot gerahmte Fotos – wie in der alten Kabine über den Spinden – gibt es nicht mehr. „Ich finde das sehr gut“, sagte Lahm der AZ, „das geht weg vom Rot. Das Rot hat mich immer ein bisschen erdrückt. Das neutrale Grau gefällt mir besser.“

Umkrempler Klinsmann schreckt also auch vor dem Allerheiligsten, der Bayern-Kabine, nicht zurück. Nach Vorbild des Leistungszentrums an der Säbener Straße hat er den Raum umdekorieren lassen. Erneut vom Innenarchtitekten seines Vertrauens, Jürgen Meißner. Der Münchner bezeichnet sich auf seiner Homepage selbst als Projektleiter des Umbaus. Seine Zuständigkeitsbereiche: Raumkonzept und künstlerische Leitung, Architektur und Einrichtung. Laut Bayern-Boss Karl-Heinz Rummenigge wurde allerdings „nur ein bisschen was umgestellt“. Nun ja.

Was also hat der selbst ernannte Event-Manager Meißner aus den 65,5 Quadratmetern in den Katakomben der Arena gemacht?

Eine Lounge mit funktionalen Holzmöbeln wie sie die Profis bereits von der Säbener Straße kennen. Identische Bänke und Tische finden sich unter anderem im Casino des Leistungszentrums. Also dort, wo sich Klinsmann, wie Präsident Franz Beckenbauer nun ausplauderte, mit Manager Hoeneß und Vorstandschef Rummenigge zu den „täglichen Dreiergesprächen“ beim Mittagessen trifft.

Strategisch soll es nun also auch noch beim Umziehen zugehen. Im „Strategie- und Besprechungsraum“ befinden sich nämlich nicht nur schicke Möbel, sondern auch ein – vom Sponsor gestifteter – Plasma-Fernseher. Dort kann Klinsmann, während die Profis bereits mit den Stollen auf dem grauen Steinboden klappern, noch kurz vor den Partien Video-Analysen machen lassen. Außerdem hängen an der Wand ein riesiger Spiegel und ein so genanntes „Smart Board“. Diese Hightech-Tafel ist ideal für die vom Bayern-Coach innigst geliebten Power-Point-Präsentationen.

Alles neu also beim FC Bayern, nun sogar beim Umziehen. Sorry, beim Changen der Clothes.

jos, rf, F.M.

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