Stille Nacht in der Götze-WG
München - Fabian Götze, der 24-jährige Bruder von Weltmeister Mario Götze, spielt bei der Spielvereinigung Unterhaching. Das AZ-Weihnachtsinterview.
AZ: Herr Götze, Sie wohnen mit Ihrem Bruder und Weltmeister Mario in der Innenstadt zusammen in einer WG. Hängt dort auch ein weltmeisterlicher Putzplan?
FABIAN GÖTZE: Nein. Jeder hat seinen Bereich, in dem er machen kann, was er will. Wir wollen’s schon ordentlich haben und das funktioniert auch so. Und für den Gemeinschaftsbereich haben wir eine Putzfrau.
Sie spielen bei der SpVgg Unterhaching, Mario beim FC Bayern. Schon praktisch, zusammen in München zu wohnen, oder? Sonst würden Sie sich wohl nur selten sehen.
Stimmt. Mario ist zwar oft unterwegs. Aber es ist fast an der Tagesordnung, oder sagen wir Wochenordnung, dass wir uns sehen. Und unser kleiner Bruder Felix, der seit Sommer in der U17 der Bayern spielt, wohnt nur 200 Meter entfernt. Das ist ganz angenehm, dass wir viel Zeit miteinander verbringen können.
Der Fußball nimmt sich in der Winterpause eine kleine Auszeit und Sie haben Urlaub. Wo feiern die Götze-Brüder denn Weihnachten?
Wir feiern in München, in unserer WG. Die ganze Familie kommt, auch die Großeltern.
Wie läuft das Fest bei den Götzes ab?
Wir werden ganz gemütlich essen. Und singen müssen wir auch. Wegen der Großeltern (lacht). „Stille Nacht“ und so, Lieder, die man eben kennt. Weihnachten bedeutet für mich Familie. Man kommt mit allen zusammen, die man unter dem Jahr nicht so oft sieht. Früher sind wir im Allgäu, wo wir aufgewachsen sind und unsere Großeltern jetzt noch wohnen, im Winter auch immer Schlitten gefahren. Ein bisschen blöd momentan, dass wir keinen Schnee haben, aber hilft nichts.
Das größte Weihnachtsgeschenk hat sich Ihr Bruder Mario ja schon im Sommer selbst gemacht.
Das hätte wirklich nicht besser laufen können. Er hat das eine Tor gemacht, das wahrscheinlich so schnell kein anderer mehr machen wird. Geht ja auch nur alle vier Jahre. Das ist im internationalen Fußball das am höchsten angesehene Tor! Muss man erstmal hinkriegen.
Waren Sie – wie halb Deutschland – in dieser 113. Minute der Verlängerung im WM-Finale gegen Argentinien gedanklich auch schon im Elfmeterschießen?
Ich hab mir schon gedacht, dass es dazu kommt. Dann war die Freude einfach riesig. Ich habe das Spiel mit dem kleinen Bruder und unserer Mutter zuhause geschaut. Public Viewing geht bei sowas nicht. Danach bin ich mit ein paar Kumpels in die Stadt gegangen und habe gefeiert.
Und als Mario aus Brasilien zurückkam?
Da gab es einmal herzlichen Glückwunsch, eine Umarmung und dann war die Sache durch. Klar war das eine riesengroße Leistung, aber es ist halt „nur“ Fußball. Das Wichtigste ist, dass man gesund ist. Alles andere ist Nebensache. So sehen wir das, und haben das immer so gesehen. Es gibt nichts, was mehr Zufriedenheit herstellen könnte als zu wissen, dass es der Familie gutgeht.
Sie mussten mit 24 Jahren schon öfter feststellen, dass Profisport ohne Rückschläge nicht zu machen ist. Beim Saisonauftakt im Sommer hatten Sie sich das Schlüsselbein gebrochen, mittlerweile 15 Einsätze absolviert. Wie fühlen Sie sich jetzt?
Bei mir ist alles gut, ich bin fit und habe zum Glück keine Probleme mehr. Ich bin einfach froh, dass ich wieder spielen kann. Das ist das Wichtigste.
Mit Haching liegen sie knapp vor den Abstiegsplätzen und müssen nach der Winterpause aufpassen, nicht ganz unten rein zu rutschen …
Wir haben eine junge Mannschaft und wenig Geld. Da war es klar, dass wir da unten mitspielen. So gesehen sind wir im Soll. Klar können wir noch einiges besser machen, weniger Fehler produzieren. Es ist nicht alles gut, aber alles okay.
Bei den Bayern und Mario sieht es ein bisschen anders aus, da läuft es trotz Widrigkeiten wie vielen Verletzten und dem strapaziösen WM-Jahr rund. Wie erklären Sie sich das?
Schwer zu sagen. Die Qualität im Kader ist enorm. Wenn man auf die Tabelle schaut, weiß man Bescheid. Vier Gegentore in der Hinrunde – Wahnsinn. Ich freue mich schon auf die K-o.-Spiele der Champions League. Die richtig heißen Eisen. Ich denke, dass die Bayern ganz vorne mitmischen werden. Aber Real Madrid oder Chelsea sind auch gut dabei.
Lesen Sie auch: Weihnachten bei Sammers: Daheim managt Frau Karin ihren Matthias
Wie fällt ihr Zwischenfazit in Bezug auf Mario aus? Er hat schon sieben Ligatreffer auf dem Konto.
Mario ist einfach happy, wie es momentan läuft. Er spielt meistens gut – meistens, nicht immer. Er macht es schon ganz gut und schießt auch Tore. Aber da geht noch mehr. Ich würde ihm mal eine Zwei geben. Zwei minus. Da ist auf jeden Fall noch Steigerungspotenzial!
Wenn es ausnahmsweise mal nicht um Fußball geht: Wie sieht so ein gemeinsamer Abend in der Götze-WG aus?
Gar nicht so einfach. Wir schauen oft Fußball oder zocken: Champions League wenn Mario kann, oder internationalen Fußball wie El Clásico oder ManUnited gegen Chelsea. Die geilen Spiele eben. Früher haben wir öfter Pro Evolution Soccer gespielt. Aber da macht mich Mario platt. Wenn wir uns unterhalten, dann wenig über Fußball.
Und sonst?
Wir sehen uns gerne Filme an, ins Kino gehen ist auch unser Ding. Auch zu viert mit unseren Freundinnen. Wir gehen auch gerne Essen, ab und zu kochen wir selbst.
Wer ist der Chefkoch im Hause Götze und was kommt auf den Tisch?
Wir kochen beide. Fisch, Fleisch, mit Gemüse, Kohlenhydrate eher weniger. Und fast nie Süßes. Wenn ich überlege, haben wir seit drei, vier Monaten nichts Süßes mehr zuhause gehabt.
Sehr diszipliniert. Hoffentlich machen Sie wenigstens zur Weihnachtszeit eine Ausnahme …
Klar. Dann schickt unsere Oma öfter mal Plätzchen, uns die wird es jetzt auch wieder geben. Vanillekipferl. Die sind eben von der Oma, das muss sein. Das sind die besten.