Steueraffäre Hoeneß: Und nun, Uli?

Uli Hoeneß und die Steueraffäre: Trotz des einstimmigen Aufsichtsratsbeschlusses, den von Hoeneß angebotenen Rückttritt abzulehnen, steht der Präsident weiter unter Beobachtung
Patrick Strasser |
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Trotz des einstimmigen Beschlusses, den von Hoeneß angebotenen Rückttritt abzulehnen, steht der Präsident weiter unter Beobachtung

München -Der Fall Uli Hoeneß war Punkt eins der Tagesordnung in einer der wichtigsten Aufsichtsratssitzungen der Vereinsgeschichte. Als es am Montagnachmittag an die Abstimmung um die Zukunft und die Position von Uli Hoeneß ging, musste der Vorstand den Besprechungsraum in der Allianz Arena verlassen.
Nur die acht Aufsichtsratsmitglieder durften bleiben, der komplette, angetretene Vorstand um Karl-Heinz Rummenigge, Andreas Jung, Jan-Christian Dreesen und Matthias Sammer war kurzzeitig außen vor.

Einstimmig, mit 8:0, endete die Abstimmung – pro Hoeneß, der sich wegen Steuerhinterziehung selbst angezeigt hat und gegen den die Staatsanwaltschaft ermittelt. Hoeneß hatte seinen Rückzug vom Posten des Aufsichtsratschefs angeboten – abgelehnt. „Ich glaube, Uli war sehr erleichtert, dass der Aufsichtsrat ihm das Vertrauen geschenkt hat“, sagte Rummenigge.

Am Tag danach stimmte der von Edmund Stoiber angeführte Verwaltungsbeirat der Entscheidung des Aufsichtsrates „vollinhaltlich zu“, wie der Verein mitteilte. Deckel drauf. Und nun? Gras drüber? Sicher nicht. Dafür war der Wortlaut der Erklärung der Konzernchefs zu deutlich: „Der Aufsichtsrat wird die Angelegenheit weiterhin beobachten und sich bei Vorliegen neuer Erkenntnisse mit dem Thema befassen.“ Hoeneß bleibt unter Beobachtung, auch in seiner Funktion als Präsident. Es ist eine Gelbe Karte – nachdem er ein schweres Foul zugegeben hatte.

Nun stellt sich die Frage: Wie geht es weiter? Was wird aus Hoeneß?

Die AZ erklärt, welche drei Fälle in den nächsten Monaten eintreten könnten:

Szenario eins: Er behält beide Posten
Eine Entmachtung von Hoeneß als Aufsichtsratschef hätte die Finalwochen mit der Aussicht auf das historische Titel-Triple mit einer Führungsdebatte belastet. Daher übte man vor den „zwei extrem wichtigen Endspielen“ (Rummenigge) gegen Dortmund und eine Woche später im Pokal gegen den VfB Stuttgart den Schulterschluss auf höchster Ebene. Nun wartet der Aufsichtsrat ab: Sollten die Ermittlungen der Staatsanwaltschaft keine weiteren Vergehen und keine weitere Steuerschuld ergeben und Hoeneß dank der – falls die Selbstanzeige rechtzeitig erfolgt sein solle – mit einer Bewährungsstrafe davonkommt, könnte er beide Ämter behalten.

Szenario zwei: Er bleibt lediglich Präsident
Es sei wichtig gewesen, „dass der Verein in der aktuellen Phase Geschlossenheit demonstriert“, betonte auch Rummenigge. Daher haben wohl auch die Konzernchefs ein Auge zugedrückt. Muss Hoeneß zu einem späteren Zeitpunkt, etwa bei einem Strafverfahren, seinen Posten als Vorsitzender des Aufsichtsrates doch noch räumen, könnte er – so die Theorie – als „normales“ Mitglied in diesem Gremium und dann auch Präsident des e.V. bleiben So steht es in der Satzung. Wird Hoeneß aus dem Aufsichtsrat ausgeschlossen, müssen die Mitglieder auch einen neuen Präsidenten wählen – oder es bräuchte eine Satzungsänderung für den Verein.

Szenario drei: Er verliert beide Posten

Bei einem Strafverfahren und einer Verurteilung samt einer Haftstrafe wäre er als Aufsichtsratsvorsitzender und als Präsident nicht mehr tragbar. Seine Anwälte hatten offenbar einen Deal mit der Staatsanwaltschaft angestrebt, um Hoeneß eine Hauptverhandlung samt möglicher Gefängnisstrafe zu ersparen. Der Haken: Die Staatsanwaltschaft München II spielt nicht mit. Doch was passiert bei einer Bewährungsstrafe von bis zu einem Jahr? Er müsste wohl einen oder beide Posten aufgeben.

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