"Stern des Südens? Guter Song"
Er singt vor jedem HSV-Heimspiel „Hamburg, meine Perle”: Hier spricht Lotto King Karl über Stadionhymnen, die Coolness von Beckenbauer
und ein Basketballspiel gegen die Bayern
AZ: Wie gefällt Ihnen der „Stern des Südens”?
LOTTO KING KARL: Guter Song! Gibt’s ja schon lange. Die Marketingabteilung von Bayern war auch in dieser Hinsicht Vorreiter.
Welches ist die beste Stadionhymne?
Vor zehn Jahren saß ich mal mit Thomas Helmer in einer Jury, und da lag Bayern mit seiner Hymne ziemlich weit vorn. Ich erinnere mich noch an die 50er-Jahre-Nummer „Zebrastreifen weiß und blau” vom MSV Duisburg und an „Alte Liebe” von Hannover 96. Da haben sich zuletzt alle ein bisschen Mühe gegeben. Ein guter Song hat ja Akzeptanz.
Was macht eine gute Stadionhymne aus?
Dass man sie nicht als Stadionhymne schreibt, sondern dass man einen Song schreibt. Und man muss eine Menge Songs schreiben, bis sich einer mal so gut verkauft. Kommerziell liegen wir vorne, aber die höchste Chart-Position hat Werder Bremen mit „Lebenslang Grün-Weiß” von meinem Freund Arnd Zeigler. Eine Coverversion von „Three Lions”, aber immerhin.
„Hamburg, meine Perle” kam vor zwölf Jahren auf den Markt – und wurde Kult.
Wir haben uns mit diesem Song lange rumgequält. Klar war, dass im Text Bayern auftauchen muss, Werder, Dortmund und Schalke auch. Um Hannover und Bielefeld machen wir einen Bogen, weil es da Fan-Freundschaften gibt. Juventus Turin musste auftauchen, wegen des großen Sieges in Athen. Die Kollegen vom Millerntor haben wir mit der Zeile „aufm Dom” nicht ganz ausgeschlossen. Rom musste auch rein: nicht nur weil Thomas Doll da gespielt hat, sondern weil Andy Brehme da das 1:0 im WM-Finale ’90 geschossen hat, und der kommt von Barmbek-Uhlenhorst!
Warum kommt Leverkusen vor?
Meine persönliche Rache an Jörg Butt, als der vom HSV zu Bayer wechselte. Das hat weh getan. Im Nachhinein ist diese Zeile die am häufigsten diskutierte.
Wieso das?
Weil Sergej Barbarez, der alte HSVer, auf seine alten Tage zu Leverkusen wechselte. Und wenn der mit Bayer in Hamburg spielt und eh schon Tränen in den Augen hat, haben wir die Zeile geändert: „Wenn du aus Leverkusen kommst, dann bringst du Sergej mit nach Hause.” Durch die Wechsel von Butt und René Adler mussten wir einiges ändern.
St. Pauli war nie Ihr Klub?
In meiner Familie war der HSV das Thema. Ich bin aber so fanatisch, dass ich mir alles anschaue, auch englische Liga. Ich war auch schon bei Pauli. Anfang der 90er, als Pauli mal wieder in der Bundesliga war, gab es eine Situation, in der Pauli gerettet war und der HSV noch gegen den Abstieg kämpfte. Da haben Pauli-Fans bei einem Spiel gegen Stuttgart im alten Volksparkstadion massiv Karten aus der Ostkurve gekauft, aus dem Gäste-Block – und haben den HSV unterstützt!
Seit acht Jahren sind Sie Stadionsprecher, spielten „Hamburg, meine Perle” schon früher im Stadion. War die Sache mit dem Song im Kran vor dem Fanblock Ihre Idee?
Nee, hat mein Vorgänger schon gemacht, irgendein Sirtaki-Ding. Sein letztes Spiel war die Partie, die Schalke die Meisterschaft verdarb. Da saß ich ein paar Reihen vor Beckenbauer, Rummenigge und Mayer-Vorfelder. Kalle sackte in sich zusammen, da es nicht gut aussah. Aber Franz war echt arschcool: Steht nach dem Schlusspfiff auf, schüttelt zwei Hände, geht die Treppe runter auf einen Ordner zu, der eine Tür bewacht, die er niemals aufmachen darf. Der Franz winkt dem Ordner einmal, marschiert durch die verbotene Tür und greift sich das erste Weizenbier – so was von abgezockt. Mayer-Vorfelder wollte auch durch, musste aber außenrum.
Am 14. November sind Sie mit den Barmbek Dream Boys im Münchner Club Ampere zu Gast. Spielen Sie da auch die HSV-Hymne?
Als wir vor sieben, acht Jahrene erstmals durch Deutschland gefahren sind, haben wir schon überlegt, ob wir uns damit nicht zu sehr daneben benehmen. Aber wir spielen ja immer lang, manchmal vier Stunden. Aber dass in München wahrscheinlich schon ein paar FCB-Rufe kommen, ist uns auch klar.
In Ihrem Merchandising-Shop gibt es ein T-Shirt mit dem Aufdruck „Wo liegt eigentlich München?” Wie verkauft sich das?
Sehr gut! Da darf sich jeder geschmeichelt fühlen, dass wir seine Stadt sehen. Das ist ja nicht nur anti.
Wie sieht’s mit der eigenen Kick-Karriere aus?
Ich bin kein guter Fußballer, kann aber ganz gut Basketball spielen, bin ab und zu bei Benefizspielen dabei. So was würden wir sehr, sehr gerne mal gegen den FC Bayern machen! Mit Bastian Schweinsteiger und seiner Freundin hab ich schon geredet, Jerome Boateng ist auch ein alter Buddy von mir, Boris Becker kann gut Basketball spielen – das wäre doch eine tolle Sache!