Stefan Effenberg über die Nachfolge von Jupp Heynckes beim FC Bayern München
München - Als Spieler gewann der heute 49-Jährige mit dem FC Bayern 2001 als Kapitän die Champions League. Von 2015 bis 2016 war Stefan Effenberg Trainer in Paderborn.
AZ: Herr Effenberg, die Bayern cruisen ganz locker durch die Bundesliga, eilen von Erfolg zu Erfolg. Das Pokal-Viertelfinale am Dienstag beim SC Paderborn wird langweilig, oder?
STEFAN EFFENBERG: Wenn die Bayern es seriös angehen, und das machen sie ja derzeit, dann marschieren sie auch ganz souverän bis ins Pokalfinale nach Berlin - keine Frage.
Sie haben ab Oktober 2015 Paderborn trainiert, wurden im März 2016 vorzeitig entlassen. Wie oft denken Sie an diese Zeit, ihre erste und bisher einzige Erfahrung als Trainer, zurück?
Ach, das ist Vergangenheit und abgehakt. Ich bin da überhaupt nicht nachtragend. Im Gegenteil: Es freut mich, dass Paderborn die Dritte Liga dominiert. Sie werden aufsteigen. Daran sieht man mal, wie schnell sich die Dinge im Fußball drehen können. Paderborn war am Boden, es gab viele Fragezeichen, wie es überhaupt weitergeht.
Nach der Bundesliga-Saison 2014/15 folgten drei Abstiege hintereinander. Eigentlich.
Sie hatten Glück mit dem Zwangsabstieg des TSV 1860, blieben in der Dritten Liga. Aber Paderborn hat sich sportlich wieder gut aufgestellt. Sie stehen auch völlig zurecht im Pokal-Viertelfinale.
"Kein gutes Zeichen für die Liga"
Gegen Bayern wird wohl Endstation sein. Die Dominanz der Münchner ist aktuell erdrückend. Spannung war einmal im Titelrennen, oder?
Es sieht danach aus. Dass die Bayern einen so extremen Vorsprung haben, ist nicht schön für die Fans. Seit nun sechs Jahren wird Bayern ohne Probleme Meister. Drei Titel hintereinander, in den 70ern, 80ern und zu meiner Zeit - das war schon eine Hausnummer. Aber sechs? Als die Bayern unter Ancelotti im Herbst schwächelten, lagen sie fünf Punkte hinter Dortmund, sind jetzt 18 vorne. Anfang Februar! Das ist kein gutes Zeichen für die Liga. Viele ambitionierte Vereine gehen in eine neue Saison und sagen: Herzlichen Glückwunsch, FC Bayern!
Kann man Jupp Heynckes überzeugen, noch ein Jahr dranzuhängen? Sollte er dem Werben von den Bossen nachgeben?
Jupp ist ein außergewöhnlicher Trainer und aktuell super-erfolgreich. Er ist so erfahren und weiß, wie er mit der Situation umzugehen hat. Aber man sollte seine Aussagen akzeptieren und respektieren. Jupp trifft keine Entscheidung, weil er dazu gedrängt wird. Neben dem Job spielen auch andere Dinge im Leben eine Rolle: seine Familie, seine Frau, die Distanz zu seiner Heimat. Er wird die richtige Entscheidung treffen - für sich.
Läuft den Bayern nicht die Zeit davon?
Sie können doch froh sein, dass Jupp ihnen mehr Zeit gegeben hat. Bayern wird sich von der Öffentlichkeit nicht unter Druck setzen lassen. Ich denke, dass sie es noch nicht wissen, wer eines Tages Heynckes' Nachfolger wird. Klar ist: Sie müssen sich mittelfristig neu und anders aufstellen.
Mit Thomas Tuchel? Müsste er - als offensichtlicher Plan B - nicht ungeduldig werden?
Die Namen, die gehandelt werden, machen alle Sinn. Ich lege mich fest, dass die Bayern einen deutschsprachigen Trainer wollen, da sind sie jetzt besonders vorsichtig. Wenn Jupp weitermacht, wäre das wunderbar - für den Verein und die Fans.
Wie sieht es mit Ihrer weiteren Trainerkarriere aus?
Man sieht ja, dass viele Trainer eine zweite, dritte, vierte Chance bekommen.
Ihr Ziel ist die Bundesliga?
Das wird man sehen. Ich sitze nicht auf heißen Kohlen, bilde mich permanent weiter, arbeite beim TV oder beobachte Spiele. Im August 2011 habe ich bei Jupp ein Praktikum gemacht und viel gelernt.