Stefan Effenberg: "Macht's wie wir!"
Stefan Effenberg, der als Kapitän mit den Bayern 2001 die Champions League gewann, spricht über das Pokaldebakel, Personalprobleme, Chelsea und verrät, was er sich von Schweinsteiger erhofft
MÜNCHEN Den Trainerschein hat Stefan Effenberg seit dem 23. April. Doch am Samstag wäre er gerne wieder Spieler. „Ab Dienstag beginne ich mit leichtem Aufwärmtraining”, sagte der 43-Jährige bei einem Termin in der Unterföhringer Zentrale von Sky. Den Ex-Bayern-Kapitän juckt’s in den Füßen: „Also bei diesem Finale gegen Chelsea wäre ich auch gerne noch mal Spieler.”
Ansonsten sprach der Kapitän der Champions-League-Sieger von 2001 über:
das mit 2:5 verlorene Pokalfinale der Bayern gegen Borussia Dortmund: „Das war absolut verdient. Wenn mir einer gesagt hätte vorher, Dortmund macht fünf Tore gegen Bayern, den hätte ich für verrückt erklärt. National gesehen verneige auch ich mich vor dem BVB. Das sieht alles sehr harmonisch aus. Die bleiben nicht stehen in ihrer Entwicklung, werden in den nächsten Jahren auf Augenhöhe mit den Bayern sein.”
das aktuelle System mit den beiden Flügelspielern Robben/Ribéry: „Es wäre sehr sinnvoll, wenn die Bayern in ihrem System flexibler wären. Im Vergleich zu den Dortmundern agieren sie zu statisch. Es ist nicht gut, immer nur darauf zu hoffen, dass Ribéry und Robben nicht gestoppt werden können.”
über die künftige Personalpolitik: Die Einkaufspolitik war nicht immer das Gelbe vom Ei. Es muss was gemacht werden, damit sich die ersten Elf nicht zu sicher fühlen. Es steht viel Arbeit an für die neue Saison. Ich verfolge es mit Spannung, wie sich der FC Bayern aufstellt, um Dortmund die Stirn zu bieten.”
die Aussichten für das Finale dahoam: „Man kann mit einem Sieg am Samstag die Saison retten. Trotzdem darf man die Hausaufgaben nicht vergessen und sich auch von der Euphorie nicht blenden lassen. Man muss gewisse Dinge verändern und Schnitte machen, um Schritt für Schritt wieder stärker zu werden.”
die mögliche Taktik gegen ein defensiv eingestelltes Chelsea: „Man knackt sie nur mit Geduld. Sie brauchen nur eine Chance – und die machen sie. Siehe die Halbfinalspiele gegen Barcelona. Wenn sie führen, wird's verdammt schwierig für die Bayern. Chelsea weiß auch, dass die Defensive der Bayern hin und wieder wackelt. Sie werden sich sagen: Wenn wir die beiden auf dem Flügel, Robben und Ribéry, zudecken, dazu vorne auf Gomez aufpassen, dann ist ein großer Schritt getan.”
die alten Chelsea-Recken Lampard und Drogba: „Die Erfahrung spricht für Chelsea, für viele wird es das letzte große Spiel sein. Das war ja bei uns 2001 nicht anders, auch wenn wir einige junge Spieler drin hatten. Aber ich hatte gegen Valencia eine einmalige Chance, das war mein Ding. Das wusste ich.”
die Chance, nach 2001 wieder den Pott nach München zu holen: „Was Dortmund betrifft – raus damit aus den Köpfen. Was Größeres als die Champions League gibt es jetzt nicht. Sie können Helden werden – macht’s wie wir!”
die Rolle eines Kapitäns in der Woche vor dem Finale: „Ich hätte nach der BVB-Pleite in der Kabine geschwiegen, jeden nur angeguckt, dann ab ins Hotel. Da muss man nicht viel reden. Du kommst nur sehr schwer an die Spieler ran in dieser Phase. Wenn du jetzt noch jemanden motivieren musst, läuft was total falsch.”
die Anspannung in den letzten Stunden vor dem Anpfiff: „Da wird weniger geredet, kaum geflachst. Nicht mal vom Scholli. Wenn der in meiner Nähe war oder beim Olli, dann war Schicht im Schacht. Ich wollte keinen mehr sehen, höchstens die Kinder als Ablenkung, ich war in meiner Welt versunken.”
Bastian Schweinsteiger: „Nach seiner Verletzung hat er jetzt keine Zeit mehr. Er muss funktionieren. Ich bin aber gespannt, ob er das Tempo im Spiel halten kann. Er muss intelligent und clever spielen. Auf ihm ruhen die Hoffnungen. Irgendwann musst du da sein und die Mannschaft führen.”