Starkes Startelf-Debüt: Hat Leroy Sané jetzt endlich die Kurve gekriegt?
München/Bochum - Ein Handtuch über die Schulter geworfen und in Badeschlappen schlenderte Leroy Sané aus der Gäste-Kabine zum kleinen Raum der Doping-Probe im Bochumer "Vonovia Ruhrstadion".
Ist ja alles urig und übersichtlich in den Katakomben dort, tief im Westen. Nach erfolgreicher After-Work-Pflicht machte sich Sané auf den Rückweg, vorbei an den Reportern. Ein kurzes Gespräch? "Noch nicht", meinte der 26-Jährige – was immer das heißen soll.
Nagelsmann: Sané kann "einer der Besten Europas" sein
Wohl, dass er zunächst Leistung und Taten sprechen lassen möchte. Siehe das 7:0 in Bochum. Gemeinsam mit Kingsley Coman bildete Sané das Zehner-Duo hinter Thomas Müller und Sadio Mané. Flexibilität und Unberechenbarkeit im Vergleich zur Ära von Solo-Mittelstürmer Robert Lewandowski sind die neu entdeckten Möglichkeiten der Bayern.
Vor allem Sané überzeugte bei seinem Startelf-Debüt in dieser Saison – nicht nur wegen des entschlossen erzielten Führungstreffers. "Er hat sich ein bisschen aus seiner eigenen Krise rausgeholt", lobte Trainer Julian Nagelsmann den teils phlegmatischen Nationalspieler. Doch wenn Sané "100 Prozent Bock" habe, sei er "einer der besten Spieler in Europa".
Kimmich: Sané "hat echt ein sensationelles Spiel gemacht"
Eine Bemerkung, in der viel steckt. Erstens: Wenn. Zweitens: 100 Prozent – und nicht weniger. Schließlich ein dickes Kompliment für das so unberechenbare Genie. Es liegt an ihm. Kriegt er im dritten Jahr seit seinem Wechsel von Manchester City im Juli 2020 für rund 60 Millionen Euro Ablöse die Kurve? Oder geht das Auf und Ab seiner Leistungen auch in dieser Saison weiter? In Bochum hat er erneut auf den Reset-Button gedrückt.
"Leroy hat echt ein sensationelles Spiel gemacht. Das hat sich im Training in den letzten ein, zwei Wochen angedeutet, er hat sehr auffällig trainiert", sagte Joshua Kimmich: "Dass er das dann so auf den Platz bringt, ist bemerkenswert. Es gab wieder Kritik, weil er nicht gespielt hat. Es ist dann für einen Spieler nicht so einfach, damit umzugehen. Man merkt, dass er mental stabil ist. Er hat sich mit einer überragenden Leistung belohnt."
Neuer Konkurrenzkampf spornt die Bayern-Stars an
Sanés Mittelfeldpartner Coman glänzte nach drei Ligaspielen Rot-Sperre mit Tempo, Spielwitz sowie drei Scorerpunkten (ein Tor, zwei Vorlagen, dazu holte er den Elfer heraus). Der durch die fünf Neuzugänge gestiegene Konkurrenzkampf erzeuge Reibung und "eine gute Energie, die letzte Saison nicht immer da war", stellte Nagelsmann fest: "Jeder gönnt jedem alles."
Dennoch: Am Samstag gegen den Zweiten Gladbach müssen wieder zwei der sechs Offensiv-Künstler auf die Bank. Und der leicht angeschlagene Jamal Musiala, daher nicht mitgereist nach Bochum, kehrt in den Kader zurück. Auch der lediglich eingewechselte Serge Gnabry hat sich mit einem Tor wieder für die Startelf empfohlen.
Kimmich schwärmt von Bayern-Offensive: "Wir haben eine Riesen-Qualität"
Echte Luxussorgen. Für Kimmich steht fest: "Egal, wer reinkommt, wir verlieren wenig an Qualität und vor allem wenig an Energie." Für seine Chip-Bälle in die Spitze hat er mit Sané & Co. nun mehr Optionen.
"Wenn du drei, vier Spieler hast, die tief gehen können, bist du flexibler im Passspiel", sagte er: "Wir haben eine Riesen-Qualität, die müssen wir auch auf den Platz bringen – natürlich alles in einer gewissen Balance. Für uns Mittelfeldspieler ist es mit so einer Offensive angenehm."
Angenehm – da musste Kimmich aufgrund seiner Wortwahl lächeln.
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